Der letzte echte Test für die 100 km. Zugegeben: Wecker auf 03:45 zu stellen fühlt sich schon ein bisschen nach Weltuntergang an. Aber Track ist Track. Und der ist genau 88 km lang – davon 39 km vor dem 50 km Lauf mit Willem beim Halfzwaren Teil 2. Um 04:45 stehe ich auf der Straße und lauf los. Die ersten beiden Stunden im Dunkeln haben es in sich: unbekannte Trails im Dunkeln, dazu noch allein sind eine Nummer für sich. Die Strecke muss im Hellen wunderschön sein. Doch auch die Dunkelheit hat seinen Reiz. Die generelle Laufrichtung ist erstmal nach Südwesten und Belgien. Der Vollmond steht genau dort und weißt den Weg. Dazu der Weg an der Göhl, und ein paar wunderbare belgische Kuhwiesen. Laufen in Belgien fühlt sich immer querfeldein an – sei es vom Untergrund her, oder von den wie Privat wirkenden Wiesen und Federn, die überquert werden wollen. Ein Blick nach links: 20 glühende Augenpaare. Diese paar Sekunden Schock, bis das Gehirn meldet – sind doch nur Schafe… Uff. Dazu noch die kreative Landschaftsbeschreibungen in Belgien direkt hinter der Grenze:
Dann ist es endlich soweit: ein wunderbarer, langsamer Sonnenaufgang beginnt. Wie sich über eine gefühlte Ewigkeit die Bäume, der Fluss, der Trail und schließlich die Steine und Wurzeln aus dem Nichts entwickeln hat etwas magisches. Im Westen der Vollmond, im Osten das Inferno und über mir die Kondensstreifen der Flugzeuge, die schon von der Sonne beschienen sind. Relativ eindrucksvoll.
Dann ists hell und die Realität kehrt zurück. Der Blick auf die Uhr sagt: zuviel Zeit ist verflogen. Ich beschließe den Track zu verlassen um ihn minimal abzukürzen. Gelingt mit der neuen Uhr ziemlich gut. Sowieso ist die arrival Spoq SQ100 ein absoluter Geheimtip was zuverlässige Navigation ohne Schnickschnack angeht (danke Willem für die Empfehlung). Nach 37 km und 04:12 Stunden bin ich um 08:57 am Treffpunkt. Willem ist sehr stolz auf mich.
Der dann folgende Halfzware ist wie immer perfekt. Wunderschöne Strecke, heute absolutes perfektes Wetter und liebevolle Betreuung. Die ersten 10 km fallen mir sehr schwer. Das Tief ist da. Am Anfang des 50 km Laufs (km 37 – 47). Das Erfreuliche ist: danach geht es tatsächlich wieder bergauf. An der ersten Verpflegung sehe ich Jochen, Christoph und Bernd, die mir vorher irgendwie entgangen waren. Ab da ist es dann der übliche Familienausflug. Zu viert bringen wird die Strecke langsam aber sicher hinter uns: perfektes Tempo für mich. Mir geht es immer besser und am Ende sind es 86 sehr schöne km. Meine absolute Lieblingsstelle bei Limburgs Halfzwarem Teil 2 ist diese hier:
Eine Unterführung, die in der Mitte tatsächlich so dunkel ist das man gar nichts sieht. Die Hälfte der Breite ist Pflaster, die andere Bach – ein tolles Gefühl! Am Ende erreichen wir glücklich das Vereinsheim, sprechen kurz über verrückte Läufe und dann gehts ab nach Hause. Wieder mal wunderbar. Vielen Dank an Willem und Annemarie und alle anderen Helfer (wo bekommt man sonst schon 2 Portionen Rührei auf Brot) und auch an die fantastischen 3 Jochen, Christoph und Bernd! Hat perfekt gepasst! Zum Schluss noch ein paar Fotos von Willem vom Lauf:
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