Winter

Ich war gerade mal im Hellen draußen und hab nachgeschaut – der Winter ist wirklich wieder da. Endlich! Jetzt kommt wieder die Zeit in der der erste Schluck aus dem Trinkrucksack (der Teil des Wassers, der im Schlauch schön gekühlt wurde) deutlich kälter ist als die darauf folgenden (das isoliert verpackte Wasser aus der Blase hinten im Rucksack). Die Zeit in der viel in der Dunkelheit gelaufen wird. Im Dunkeln verschwindet das 3D-Gefühl und alles ist reduziert auf ganz wenige Schritte im Voraus. Laufen in einer sehr konzentrierten und einfachen Form.

Der Wald hat mittlerweile auch seine Ranken, Brennesseln und Dornen eingefahren, ist zur Ruhe gekommen und still geworden. Mit diesem konzentrierten und ruhigen Kraft schöpfen weist er schon den Weg durch den Winter. Es ist Zeit für die Rückbesinnung auf das Wesentliche, für die Konzentration auf sich selbst und das eigene Laufgefühl, für ruhiges, konzentriertes und besonnenes Laufen. Laufen das sehr viel Kraft kosten wird, aber auch unglaublich viel an Kraft und Selbstvertrauen gibt für die nächsten Aufgaben.

Dazu kommt noch: es ist der Moment puren Glücks für die Trailläufer. Die unpassierbaren Trails des Sommers sind wieder offen. Und was noch besser ist: sie haben sich verändert. Neu Wurzeln, neue Äste und neue Steine. Dazu die ganzen bisher unentdeckten Pfade im Unterholz. Zeit für neue Herausfoderungen an das Koordinations- und Orientierungsvermögen. Zeit für neue verrückte Runden und wieder viel Zeit für die ewige Frage: war das jetzt ein Weg oder eher nicht? Der Spielplatz hat wieder geöffnet!

Hin und NETT (08.11.2015)

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Die Idee sich sonntags um 0445 Uhr zum Laufen zu treffen ist sicher eine Entscheidung über die diskutiert werden darf. Stefan hatte nach Düren zur jährlichen Ausgabe der NordEifelTrailTour gerufen und kurzentschlossen haben wir uns zu zweit auf den Weg gemacht. Das Auto haben wir dabei aus irgendeinem Grund mal wieder vergessen. Die ca. 33 km Anlauf nach Gey gestalteten sich dabei wie üblich: manchmal haben wir auf Anhieb den Weg gefunden, manchmal waren wir uns sicher, dass wir ihn verfehlt haben und sind trotzdem weitergelaufen und einmal wars was dazwischen. Nach 10 Minuten intensiver Sucherei im Unterholz in der Morgendämmerung konnte ich dann die eine Hälfte unserer Truppe davon überzeugen, dass die Schmerzen auf der vorgeschlagenen Route doch zu groß gewesen wären. Perfekt am Hinweg war der Fakt, dass mit der zunehmenden Helligkeit und dem unglaublichen Sonnenaufgang die Trailanteile wuchsen und wir daher perfekt vorbereitet und püntlich am Parkplatz eintrafen. Dachten wir. War aber ne Stunde zu früh. Sonntags morgens in der aufgehenden und sehr warmen Novembersonne auf dem Asphalt zu sitzen und die Ruhe zu genießen hat auch was…

Zu siebt ging es anschließend auf die NETT-Strecke. Das Anlaufen nach 33 km in einer Gruppe frischer Läufer hat sich mal wieder als durchaus belastend herausgestellt. Glücklicherweise wurde das mit der Zeit besser. Über die NETT an sich lässt sich nur so viel sagen: richtig hart und super schön – auch wenn es geschafft ist. Super Trails, teilweise keine Trails, teilweise kaum Vorwärtskommen – perfekt halt. Die Zusammensetzung der Truppe war genial. Die Geschichten über die Lauferfahrungen der Teilnehmer bedrohlich. Wie Struppi gerne sagt: “Die Einschläge kommen näher”… Insgesamt mal wieder ein super Lauf. Nach 43 km und 6:34 h unterwegs waren wir wieder am Ausgangspunkt. Alles zusammen genommen waren es für uns Zwei 76 km und 12 Stunden unterwegs (die Stunde Pause mitgerechnet). Durchaus hart. Aber Struppi war so froh ENDLICH (4 Wochen nach seinen 100 Meilen in Arnsberg) mal wieder einen etwas längeren Lauf gemacht zu haben. Ich hab mich an dieser Stelle mit Kopfschütteln zufrieden gegeben. In Anlehnung an Jens Vielers “Der Wüstenläufer” hätte ich eigentlich sagen sollen: “Sag mal Struppi, wann haben wir eigentlich die Kontrolle darüber verloren, uns Gedanken über 70-Kilometer-Trainingsläufe zu machen?”.

Hier gibt es wie immer ein Video von Stefan.