Es weht ein lauer Wind hier oben auf dem Kamm. Die Nacht ist fast bezwungen. Es ist zugig und doch nicht zu unangenehm. Die Luft, die über die Kuppe streicht trägt eine Ahnung von Wärme, einen ersten Hauch von der sich nähernden Sonne mit sich. Wie ein Traum vom längst vergangenen Sommer, von längst vergangenen Momenten.
Doch dann beginnt der Abstieg. Erst zögerlich, doch dann immer steiler geht es hinab ins Tal. Mit jedem Schritt wird es windstiller und zeitgleich Kälter. Wie ein Abstieg in eine riesige Tiefkühltruhe. Ganz unten am Fluss angekommen knirscht es unter den Schuhen. Die Luft steht. Sie ist irgendwie kompakt und eiskalt – fast wie ein Block aus festem Eis. Nichts rührt sich oder macht einen Laut. Alles ist in Eis erstarrt. In dieser Kältekammer, die unten durch den Fluss und oben durch eine wabernde Schicht Nebel begrenzt wird.
Langsam dämmert es auch hier unten am Fluss. Aus der eiskalten Schwärze schält sich eine glitzernde Welt. Die ersten Strahlen der Sonne zerfließen diffus im Nebel und haben überhaupt keine Kraft und vor allem keine Relevanz hier unten.
Und doch: auch dieses Tal wird in der kräftiger werdenden Sonne über Tag kurz auftauen und sich einmal mehr für einen Moment aus dem eisernen Griff befreien. Nur um in der nächsten Nacht erneut einzufrieren.
Der Zauber hat begonnen – der Winter ist da. Das Flirren, die Hektik, die Explosivität und die Lebhaftigkeit sind verflogen und es bleibt die weite, einsame Kälte. Alles ist reduziert auf das pure Sein. Raus und los!