Eine Straße. Endlich. Ein kurzer Blick nach links: 2-3 Häuser recht weit weg. Rechts ist überhaupt nichts zu sehen. Überhaupt ist es recht kalt und dunkel. Liegt vielleicht daran, dass es ungefähr 0300 am Morgen ist. Im November. Leichter Regen hat eingesetzt und es sind gefühlt 3 Grad Celsius.
Das soll reichen. Der SOS-Knopf auf der linken Schulter ist schon gedrückt. Die Absprachen schon getroffen. In 10 Kilometern, also ungefähr bei der nächsten Straße wird das Auto stehen.
In den letzten endlosen und letztlich erfolglosen Stunden des Kampfes mit dem eigenen Willen ist einfach zu viel verloren gegangen. Und zwar genug um die Aufgabe einfach genug zu machen. Zu bedrückend die Weite und Leere der Gegend. Zu viel musste schon früh im Rennen mit den Emotionen gearbeitet werden. Und dann ist er da der Punkt an dem alles kalt und leer bleibt. Die Energie aufgebraucht ist. Die kalt-nasse Novembernacht ist ins Herz und in den Kopf gekrochen.
Das alles war im November 2017. Am Ende einer lauftechnisch sehr schlechten Periode für den Pfadsucher. In der Rückschau bleibt das Erlebte sehr eindrucksvoll. Der Lauf und die Strecke haben es von den Bedingungen und Anforderungen einfach in sich. Wie gemacht um dort im Herzen der Niederlande einfach “verloren” zu gehen. Über allem steht das Motte “It is better to go too far, than not far enough” – aber es gibt einen Punkt da ist es einfach zu viel.
Wäre diesem Erlebnis nicht ein so gutes erstes Halbjahr 2018 gefolgt, hätte es auch gut das Ende sein können.
Es kommt immer mal wieder einer dieser Tage, an dem man eine Entscheidung treffen muss. Angesichts des gerade Geschriebenen verbietet sich jede Illusion:
- das scheint weit weg von möglich oder vernünftig
- diese Strecke ist so einsam und erscheint dadurch doppelt endlos
- die Strapazen für Kopf und Körper sind nicht zu unterschätzen
- die Chance auf ein happy end scheinen verschwindend gering
- Fazit: unter diesen Bedingungen hat es keinen Sinn!
Auf der anderen Seit muss man im Auge behalten, dass sich an den Bedingungen für die 2018er Edition ein entscheidendes Detail ändern wird: die Strecke wird um 10 km verlängert – bei gleichem Zeitlimit. Daraus ergibt sich:
- das Tempo muss um 4,64 m/min von 88,46 m/min auf 93,10 m/min gesteigert werden. FAST FÜNF METER – JEDE EINZELNE MINUTE! ÜBER 2000 MINUTEN LANG!
- ob bei dem Tempo alle Abzweige zu finden sein werden ist mehr als fraglich
- immerhin werden wir nicht durch weitere offizielle VPs aufgehalten – deren Zahl bleibt bei 1
- Fazit: ist wie wenn man nen hässlichen Stein umdreht um zu sehen, dass die Unterseite noch hässlicher ist.
Schwere Entscheidung.