1. bergischer PAnoramasteig ULtralauf 2025 (PAUL)

Die erste Edition des bergischen Panoramasteig Ultralaufs aka. PAUL hat gerufen. Erstausgaben sind immer interessant, dazu noch über einen langen Rundkurs, nicht zu weit weg und organisiert von guten Leuten – warum also nicht.

Der bergische Panoramasteig ist ein 244 km langer Fernwanderweg des SGV im Oberbergischen Land, wurde 2013 eröffnet und ist seit 2022 als „Langer Qualitätsweg“ zertifiziert. Das Prädikat Qualitätsweg haben wir unterwegs ab und an etwas angezweifelt; aber es ist halt auch kein Premiumwanderweg wie es z. B. der Jurasteig ist.

Gestartet wurde das Event am Donnerstag, den 19/06/2025 mit der Startnummernausgabe und einer Runde Pasta. Dafür, dass ich bisher nicht so häufig bei Wettkämpfen in Deutschland unterwegs war kannte ich dann doch einige der Läufer und Helfer. Während des Briefings wurden uns ob des angekündigten Wetters zusätzliche Wasserstellen auf den langen Teilstücken zwischen den insgesamt 10 VPs versprochen – wir haben sie wirklich gut brauchen können. 

In der mittleren von 3 Startwellen ging es dann am Freitag um 1000 auf die Strecke. Die ersten Teilstücke waren recht schnell und problemlos zu bewältigen – es war an diesem ersten Tag zwar schon sehr warm, aber der Körper war noch einigermaßen unbeeindruckt. Alle VPs unterwegs waren liebevoll betreut; meist von Läufern, die genau wussten auf was es ankommt. Der erste Dropback nach 70 km an VP3 war am frühen Abend erreicht – schnell die verschwitzten Klamotten austauschen und rein in die erste Nacht. Es war wunderbar kühl, doch die Erschöpfung vom warmen ersten Tag und die Aussicht auf die Hitze am zweiten dämpften die Stimmung etwas. 

Mit Sonnenaufgang wurde dann schnell klar was sich schon angedeutet hatte: es würde eine Quälerei werden. Die Pausen an den VPs und den beiden noch verbleibenden Dropbacks wurden immer ausgiebiger genutzt, das Tempo herunterschraubt und mehr und mehr Schicksalsgemeinschaften gebildet. YK und ich waren bisher absichtlich nicht zusammen gelaufen um beide so laufen zu können wie wir es gewöhnt sind: unabhängig und im jeweils passenden Tempo und Rhythmus. Mit der zunehmenden Hitze haben wir dann doch beschlossen zusammen zu bleiben und den Rest des Rennens kontrolliert und ohne größeren Schaden zu nehmen anzugehen. Eine gute Entscheidung – in vielen Situationen konnten wir die Tiefs des jeweils anderen durch ein Hoch ausgleichen, darauf achten genug Flüssigkeit/Elektrolyte und Zucker zu uns zu nehmen; und auch das Schlafen auf dem kühlen Asphalt macht zu zweit viel mehr Spaß 😉. Die zweite Nacht und der dritte Tag waren dann teils sehr unschön. Stehende Hitze, heißer Asphalt, drückende Schwüle und schattenlose Felder/Wege durch die der bergische Panoramasteig teils unnötige Schleifen zieht. Aber alles Jammern half uns dann auch nicht weiter und so sind wir dann doch kurz entschlossen nach 52h20m ins Ziel gelaufen. Die letzten 15-18h war es dann mehr eine Leistung der Köpfe. Die Körper wissen ganz gut, dass sie kaum eine Chance haben bei Protest und die Köpfe haben wunderbar zusammengepasst. Erbarmungslos stur und mit der Einstellung: jetzt erst Recht – schlagen lassen wir uns von diesem Lauf und diesen Bedingungen auf keinen Fall. Eine interessante Kombination an Entschlossenheit.

Insgesamt ein zwar nicht wunderschöner und ob der Temperaturen auch nicht sonderlich angenehmer Lauf für mich, aber doch ein sehr wichtiger. Die Fragen: ist es für mich unter den neuen Umständen möglich den Fokus aufzubringen? Finde ich wieder zurück in das „alone“ in dem ich so gern und so viele Ultras gelaufen habe? Wie fühlt es sich an zusammen im Rennen zu sein – funktioniert das „alone togeher“? Ist es nach Monaten mit eher mäßiger Motivation, nicht so vielen Lauf-Kilometern sowie dem DNF beim Versuch die 100 Meilen im Müllerthal für den #lotrslam zu laufen im Kopf überhaupt noch möglich die Motivation für das Laufen auf Mittel- bis Langstrecken aufzubringen? Und siehe da: es ist alles noch da. Die Ruhe, der Fokus, der Wille unbedingt ins Ziel zu kommen – gut zu wissen.

Letztlich mag ich es auch einfach, wenn die Dinge auf der Langdistanz außer Kontrolle geraten. Es sind diese Momente, die wie nichts sonst für das Ultra-Gefühl stehen. Dafür wie langsam alles aus den Händen gleitet. Sei es bedingt durch die äußeren Begebenheiten (zu heiß/kalt/nass), durch körperliche Schwierigkeiten oder durch eine Kombination aus beidem. Vor dem Kontrollverlust hat man das Treiben, das Auf- und Ab des Rennens, mit etwas Distanz beobachtet. Und plötzlich ist man mittendrin. Der erste Reflex scheint zu sein aktiv eingreifen zu wollen. Über gewisse Dinge hat man auch etwas Kontrolle aber das große Ganze kontrollieren zu wollen scheint zwar verlockend, macht jedoch überhaupt keinen Sinn. Es ist wie in der Brandung zu stehen und zu versuchen den Verlauf der Wellen zu ändern. Hoffnungslos. Was bleibt ist sich kontrolliert mitreißen zu lassen und dabei möglichst wenig zu erschöpfen und zu Schaden zu kommen. Immer genau so viel Kontrolle zu behalten, dass man an der Oberfläche bzw. im Rennen bleibt und weiter Meter macht. Auf eine Art muss man loslassen, sich entspannen, im Moment bleiben und akzeptieren was gerade ist. 

Reich gedeckter Tisch an VP9//KM204

Der PAUL war der 4. Lauf über 100 Meilen + in 2025 und der 47. insgesamt. Das zweite Halbjahr 2025 wird jetzt wieder den Slams gewidmet. Es gibt noch einige Kilometer zu laufen um bei beiden Laufserien die Ziele zu erreichen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert