Traildorado 2015

Es war ein wunderbares Wochenende im Arnsberger Wald. Und das, obwohl das Laufen an sich für mich schwerer war als jemals zuvor. Alle Berichte und Reaktionen nach dem Lauf beginnen immer mit den gleichen Reaktionen: tiefe Dankbarkeit für den Organisator Michele Ufer samt Familie und seinem perfekten Team bestehend aus scheinbar zahllosen Helfern. Das was da das ganze Wochenende sowie die Wochen davor und die Tage danach geleistet wurde und wird, nötigt Respekt ab. Einer aus dem Helferteam meinte morgens um 10 Uhr zu irgendwem: ich fühle mich so als wäre ich die 24 Stunden selbst gelaufen. Das glaub ich nur zu gern: erst am Samstag als es noch hell war das Kind durch den Wald schleppen und die Läufer auf der Strecke anfeuern, dann als es dunkler wurde mit Gitarre ab auf den dunklen und eiskalten Trail um jeden Läufer besingen um dann am frühen Sonntagmorgen wie selbstverständlich immer noch dabei zu sein, zu helfen, zu klatschen, zu motivieren, zu lachen – das ist mit Sicherheit Schwerstarbeit. Ich hab Betreuer gesehen die mit so viel Spaß und Energie dabei waren, dass sie um 4 Uhr schlafen gegangen sind um um 4:30 wieder an der Strecke waren weil sie nicht schlafen konnten. Glaubt ja nicht wir Läufer hätten das nicht gesehen und gespürt das ihr da wart – ihr wart einfach super. Wer auch immer die Idee mit den Kerzen und den Knicklichtern hatte: Daumen hoch – es sind oft die kleinen Sachen die viel Gewicht haben. Und es gäbe noch so viel mehr zu loben: das umwerfende Buffet, das Feuer, die Musik, das Haus, die Strecke (wenn auch nicht ganz einfach ;)) – es war wunderbar!

Auf den Traildorado aufmerksam geworden bzw. aufmerksam gemacht worden bin ich immer mal wieder in den letzten Jahren und doch hat es einige Zeit gedauert bis ich mich mal richtig ernsthaft damit beschäftig habe. Da ich selbst aus Herdecke komme dachte ich mir Anfang 2015: da organisiert jemand aus Herdecke irgendwas Verrücktes – vielleicht sollte man mal da vorbei schauen. Helmut und Björn waren auch nicht abgeneigt und an ihren Reaktionen nach dem Lauf konnte man ablesen: auch ihnen hat es sehr gefallen. Es war ein tolles Wochenende in kleiner LTB Aachen-Runde. Mit Helmut, Martine, Björn und Maren hatte ich einfach tolle Menschen auf und an der Strecke. Danke fürs Laufen, Helfen, Unterstützen, Aufrichten und Anfeuern! Die Kombi war perfekt – das „Team“ hat sehr geholfen die richtigen Entscheidungen zu treffen und sie nicht zu sehr zu bereuen!

Es gibt sehr viele verschiedene Gründe warum mir das Laufen an sich an diesem Wochenende unglaublich schwer gefallen ist – ehrlich gesagt gab es nur sehr wenige Runden wo es sich richtig gut angefühlt hat. Das Gefühl war dann leider auch immer wieder nach 1-2 km vorbei. Einzig die oben beschriebene Stimmung hat mich auf der Strecke gehalten und mein Kopf hat mich nach der Pause nochmal zurück kehren lassen um zumindest das Minimalziel zu erreichen. Selten oder sogar nie zuvor musste ich so sehr beißen für jeden Kilometer! Es gibt wohl einfach so Tage wo es nicht läuft. Da ich vor den 24 Stunden kapitulieren musste ist für mich leider nicht die Uhr stehen geblieben, sondern nur der Kilometerzähler. Was bleibt ist mit 102,5 km und 3000 hm ein persönlicher Weitenrekord und auch was die Höhenmeter angeht war es eine neue „Höchst“leistung.

Zum Schluß noch meine Glückwünsche an Struppi. Es war ein Traum dich so laufen zu sehen! Da du mich gut betreut wusstest konntest du dich lösen – ich weiß das dir das schwer fällt – und allen mal zeigen wie man über die Trails tanzt. Wir haben im Vorfeld oft über die Deutsche Meisterschaft gescherzt aber als 4. warst du verdammt nah dran. Und wenn du nicht immer wieder mit mir gegangen wärst hättest du dir den 3. Platz locker geholt. Ich weiß das alles bedeutet dir nichts – danke für den Support und Glückwunsch zu den 100 Meilen. Verdammt stark! Was das Fehlen der besten Wortspiele der Welt angeht: sorry – ich gelobe Besserung! Wenn alles gut geht bekommst du ja im Mai 2016 dann auch was für deine nächsten 100 Meilen was deine Gürtel besser zusammenhält. Um dich mache ich mir was das angeht jedenfalls gar keine Sorgen mehr! Irgendwie passend das es für dich in Arnsberg angefangen hat – wo es dann nächstes Jahr wieder los geht. Ich hab jedenfalls öfter mal an die TorTour gedacht und an Jens der ja immer mal wieder irgendwo postet: 100 km gehen immer!

Der Applaus bei der Siegerehrung hat Michele hoffentlich deutlich gemacht – das war aussergewöhnlich und fast alle würden wohl nächstes Jahr wiederkommen. Wenn sogar die Angehörigen der Läufer nach einem 24 h-Lauf sagen es war so schön das sie nochmal mitkommen würden, ist das sicher das größte aller möglichen Komplimente!

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20(:)15 – Die Primetime hat gerade erst begonnen

Es ist wohl noch zu früh um auf 2015 zurück zu blicken, aber dieses Jahr hatte schon so viele wunderbare Läufe, so viele schöne Begegnungen und so viele Höhepunkte, dass das für ein Jahr schon mehr als genug ist. Und doch geht es scheinbar erst los. Das Projekt Ultra (ab 100 Meilen) läuft nun endgültig an. 2016 ist schon fast komplett verplant – es stehen Läufe auf dem Programm die noch vor einem Jahr undenkbar und unwirklich erschienen. Es wird spannend. Zeit Helmut und Björn schon einmal zu danken: Ihr habt das Laufen für mich zu etwas Wunderbarem werden lassen! Was auch kommt, so lange wir es zusammen angehen mache ich mir wenig Gedanken!

In 7 Tagen ist es dann soweit – wir starten zusammen in Arnsberg (ob wir auch am Ende noch zusammen laufen wird man sehen :))!

„Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden“ Hermann Hesse

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http://www.traildorado.com

Lousberg Marathon

Man sollte sich immer gut überlegen, wem man welche dumme Idee vorschlägt :). Auf der Lousberglauf-Strecke Marathon zu laufen ist sicher einer der dümmsten Ideen die man haben kann. Und dann auch noch mit Buggy samt Kind 8 mal den Berg hoch zu laufen, hat sich als anstrengender herausgestellt als gedacht. Aber es geht. Vielleicht nochmal eine ganz gute Einstimmung auf die 24 h die da bald drohen. In der heutigen Verfassung nach dem 4:30 h Marathon war es zwar absolut undenkbar auch nur noch eine Runde dran zu hängen, aber noch ist ja nicht aller Tage Abend. Danke an alle die mich und Struppi ein Stück begleitet haben und den Kleinen bespaßt haben – es ist eine unglaubliche Erleichterung für uns gewesen. Ein Sonderlob hat sicher der Kleine selbst verdient, dafür das er so tapfer durchgehalten hat und bis auf 5 km an seinen ersten Marathon im Buggy herangekommen ist. Ich hab versucht es ihm zu erklären – viel angekommen ist fürchte ich nicht!

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Es gibt solche und solche Kilometer

Was ich am Laufen sehr mag: alles kann – nichts muss!

Man kann für diese wunderbare Beschäftigung viel Geld bezahlen und sich die Kilometer vergolden lassen. In Massenevents die Welt erlaufen. Man bekommt eine unpersönliche Organisation, die oft sehr gut ist und im besten Fall sorgloses Laufen garantiert. Diese Kilometer sind teuer. Manchmal hat es seinen Reiz, oft ist es aber einfach zuviel Drumrum.

Gut das es Alternativen gibt!

Die Rede ist natürlich von den unzähligen vielen kleinen Gruppenläufen, ob privat und fast geheim oder in größerer Runde. Die Einladungsläufe, die verrückten Ideen… Veranstaltungen die zum Selbstkostenbeitrag oder ganz für lau mit viel Liebe organisiert werden und mit einer absoluten Überzeugung und Freude durchgezogen werden. Für mich gilt: die Kilometer dort kosten fast nichts, sind aber absolut unbezahlbar. Es sind die Kilometer die viel stärker im Gedächtnis bleiben. Die, die ohne Zeitdruck erlebbar sind und während derer die Freunde am Laufen im Vordergrund steht.

Es sind diese ach.du.scheiße.haben.wir.jetzt.wirklich.15minuten.für.den.letzten.Kilometer.gebraucht-Kilometer, die der.track.führt.jetzt.mitten.durch.den.meterhohen.schnee.da.vorne-Kilometer, die wow.schau.dir.den.sonnenuntergang.an-Kilometer, die lass.uns.mal.stehen.bleiben.ist.gerade.so.schön.hier-Kilometer, die freunde.es.ist.zeit.fürn.snack-Kilometer.

Es ist wichtig dankbar dafür zu bleiben. Für diese gelebte Leidenschaft, für die Möglichkeit ein Teil davon zu sein. All die Organisatoren, die Läufern und vor allem die Supporter verdienen einfach gehörig Respekt. Das was ihr macht, das was wir erleben dürfen hält das Laufen in seiner schönsten Form am leben. Es sind die letzten Worte aus dem Buch „Born to run“ von Christopher McDougall die mir dabei immer wieder in den Sinn kommen und die es besser als alles zusammenfassen:

„“Nein, danke“, entschied er. „Ich will nicht, das irgendjemand hier irgendetwas anderes tut als laufen, feiern, tanzen, essen und mi uns zusammensein. Laufen sollte nicht dazu da sein, die Menschen irgendwelches Zeug kaufen zu lassen. Laufen sollte nichts kosten, Mann.““

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Es ist ein schönes Gefühl freitags nach der Arbeit zu guten Freunden in die Eifel aufzubrechen um dort bis Sonntag eine gute Zeit zu haben. Quatschen, Pläne schmieden,  laufen und vor allem Spaß haben stand auf dem Programm. Die Unterkunft im Nationalpark Infopunkt Zerkall liegt wunderschön an der Rur gelegen und besitzt alles was das Herz begehrt (inkl. Holzofen). Nach dem Genuss mehrerer Portionen der umwerfend leckeren selbstgemachten Pasta und einer Nacht auf der Isomatte, klingelte der Wecker morgens um 6 Uhr. Frühstück und ab zum Start. Viele der Mitläufer und Supporter waren schon von anderen Events sowie natürlich von der Nachtausgabe des PussyRuns im Januar 2015 bekannt. Die, die noch unbekannt waren wurden schnell ins Herz geschlossen. Eine wunderbare und lustige Gruppe. Die definitiv vorhandenen Leistungsunterschieden traten in den Hintergrund. Gruppenlauf ist Gruppenlauf und bedeutet zusammen Spaß haben und genießen. Die Strecke auf dem Wildnistrail des Nationalparks Eifel, obwohl schon in der Nacht in umgekehrter Richtung gelaufen, fühlte sich in manchen Abschnitten neu an und offenbarte bei Helligkeit sehr viele wunderschöne Abschnitte.

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Dort draußen den ganzen Tag unterwegs zu sein, absolut aufopferungsvoll supportet zu werden und ohne große Mühe entspannt laufen zu dürfen empfand ich als großes Geschenk. Das hier die richtige Mischung an Leuten unterwegs war, sorgte dafür, das viel gelacht und noch mehr gesungen wurde. Das wir über die gesamten 85 km eine 5 Euro Plastikgitarre die absolut lose Saiten hatte mitgeführt und bespielt haben beseitigt wohl auch die letzten Zweifel. Vermutlich ist das ein neuer Rekord im „Gitarre“ spielen und laufen. Über das was unterwegs sonst geredet, gesungen und beratschlagt wurde sei hier geschwiegen – es war größtenteils wunderschön belanglos. Alles in allem ein Tag zum Genießen und Träumen (die anderthalb Stunden Platzregen hätten nicht unbedingt sein müssen, störten aber letztlich auch nicht). Die Strecke ist und bleibt (auch bei Tageslicht und in der einfacherer Richtung) ein absolutes Brett. 85 km mit 2000 hm gepaart mit der langen Zeit draußen machen dann doch müde. Gut das es im Ziel leckeres Essen und einen schönen Abend gab. Erschöpft und glücklich in dieser Runde am Tisch zu sitzen, sich die Geschichten von verrückten Läufen anzuhören, sich selber neue Herausforderungen auszudenken und die nächste Zeit zusammen zu planen, ist einfach ein perfekter Ausklang für einen schönen Lauf.

Es bleibt zu hoffen das die Gruppe in der Form noch häufig zusammen ist und das die Pläne für die nächsten Jahre erfolgreich umgesetzt werden können. Dann werden diesem wunderbaren Lauf sicher noch viele tolle Läufe folgen. Die Finisher Medaille verdeutlich schon ganz gut das Motto für die nächste Zeit: „Mitgefangen – mitgehangen“! Und auch wenn aufgrund der musikalischen Begleitung dieses Mal sicher alle Wildkatzen der Nordeifel endgültig den Rücken gekehrt haben, kommt der PussyRun bestimmt zurück!

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Die andere Perspektive…

… was muss das für ein Gefühl sein: meterhohe Brennnesseln, haushoher Farn, Brombeerranken auf Augenhöhe. Und die motivierenden Worte des Vaters im Ohr: auch der schönste Trail ist irgendwann zu Ende – also los: einfach immer weiter laufen! Läuferische Früherziehung quasi …

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Schritt für Schritt

Und dann kommt der Tag doch! Selbst ausser Gefecht ans Sofa gefesselt bleibt doch die Webseite mit den Liveresultaten immer offen und das Schicksal der Läufer im Kopf. Beim Blättern zwischen den verschiedenen bekannten Namen, den befreundeten Läufern und denen von deren Namen man schon gehört hat, gelten die Gedanken doch allen Läufern die gerade in Berlin unterwegs sind. Diese Verbundenheit zu allen die unterwegs sind, zu allen die sich aufgemacht haben diese lange Strecke zu bezwingen und die unabhängig von ihren persönlichen Zielen einfach darauf hoffen anzukommen um sich damit sicher einen Traum zu erfüllen ist genau das was das Laufen auf den langen Distanzen ausmacht. Auch wenn mir diese Länge unbekannt ist, hoffe ich einfach das ihr alle ein ähnliches Gefühl wie ich in Kopf und Bauch habt, das euch antreibt und euch die Ziellinie sehen lässt. Am Start ist es dominiert von Freude, Demut und der Hoffnung das nicht zuviel Unvorhersehbares dazwischen kommt. Mit jedem Schritt in Richtung Ziel wird diese Hoffnung dann ganz langsam umgewandelt in die Gewissheit, dass es was werden könnte gepaart mit einer großen Dankbarkeit dafür das es doch immer noch einen Schritt weiter geht! Egal was zwischendrin auch passiert – kommt heile an und genießt es so gut wie möglich!

Picknick um 11 an der Kirche – Monschau Ultra 2015_09.08.2015

Ach Monschau… Kennen gelernt habe ich diesen wunderbaren Lauf 2011 (Marathon in 4:10 h). Das es mit der Aufnahme in den LTB Aachen einmal zu meinem Heimlauf werden würde, konnte ich damals natürlich noch nicht wissen. Bleibende Erinnerungen an diesen ersten Lauf in Konzen sind trotzdem geblieben: 4 Stunden Regen unterwegs und Autos die mit Treckern von der Parkwiese gezogen werden mussten. Nach 2 Jahren ohne Monschau, folgte letztes Jahr die Rückkehr mit dem LTB Aachen. Auf der etwas längeren 56 km Strecke wurde mir dann bei deutlich besserem Wetter klar, wie schön der Lauf doch ist. Auf der sehr abwechslungsreichen und schönen Streckenführung kam ich mit Björn nach 5:27 h wieder in Konzen an. Schon wieder spielte der Regen eine Rolle und verlagerte das LTB-Picknick von der Wiese vor der Kirche ins Festzelt.

Gefühlte 5 Minuten nach Öffnung der Online-Anmeldung für 2015 hatten der LTB und Freunde von den ersten 6 zu vergebenen Nummern 5 abgegriffen. So war fast das ganze letzte Jahr der Monschau Marathon im Hinterkopf – wie es sich für einen Heimlauf auch gehört. Der K78 zwei Wochen vorher war vielleicht nicht die beste Vorbereitung aber Schwamm drüber – Kopf aus, laufen und geniessen sollte das Motto werden. In einer der LTB-Picknick-Vorbereitungsemails sah der Zeitplan vor: ab 11 Uhr Picknick an der Kirche. Björn und ich nahmen das selbstverständlich sofort zum Anlass für zahlreiche Gedankenspiele – nur zum Spaß versteht sich. In 5 Stunden die 56 km von Monschau zu laufen erschien doch etwas zu zügig. Aber Björn wollte gerne viel vom Picknick abbekommen und in meinem Kopf hatten sich die 5 Stunden auch irgendwo festgesetzt. Helmut wies uns darauf hin, dass wir bei 0605 Uhr Start 4:55 h laufen müssten um es wirklich perfekt zu machen. Mittlerweile hatte Björn mich wissen lassen, dass er die Strecke doch lieber genießen würde und sich nichts aus der Zeit machen würde. 3 Tage vor dem Lauf wiederum überließ er mir die Schuhwahl mit dem Hinweis, dass ich damit eine Entscheidung über die Geschwindigkeit treffen könnte. Ich entschied mich für die kaputten. Und dann war der Sonntag Morgen da: Frühstück um 4 mit allen LTB Ultras, 5 Uhr Abfahrt und pünktlich um 6 Uhr am Start stehen. Das es ein guter Tag werden könnte wurde mir schon früh klar: es war ein unglaubliches Gefühl so viele lieb gewonnene Läufer im Startfeld zu sehen. Eine paar Worte hier, ein paar dort – fühlte sich wie nach Hause kommen an. Nach den ersten paar Kilometern hatten Björn und ich beim nie endgültig beschlossenen Versuch die 5 Stunden zu laufen unsere Geschwindigkeit gefunden. Viel zu schnell beendeten wir die ersten 14 km in 1:05 h und machten uns an den Marathon. Wir dachten nicht an das zu hohe Tempo und lachten die Zweifel weg. Schnell merkten wir, dass wir auch bei dem Tempo noch unseren Spaß hatten. Der Lauf war ein absolut wunderbarer. All die bekannten Läufer, die bekannten Gesichter am Rand, die aufopferungsvolle Anfeuerung, die super Stimmung an den VPs – danke Monschau Marathon. Spätestens nach dieser Ausgabe fühlt es sich wie das eigene Wohnzimmer an. An dieser Stelle geht ein ganz besonderer Dank raus an Stefan Vilvo und Holger von www.trampelpfadlauf.de die zwar leider nicht selbst gelaufen sind, aber dafür die wundervollen Bilder geschossen haben, die in diesem Beitrag stecken. Super Sache Jungs!
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Auf den letzten 10 km wurde uns dann doch bewusst, dass es ein sehr hartes Stück Arbeit werden würde. Björns Schuhe hatten ihm das Laufen nicht unbedingt einfach gemacht und wir brauchten beide ein paar Gehpausen an den steileren Passagen. Dennoch: wer so los rennt wie wir am Anfang und dafür noch immer die meiste Zeit laufen kann am Ende, kann nicht alles falsch gemacht haben. Selbst der Spaß war nicht ganz weg, was uns beiden sehr wichtig ist. Überwältigend war aber etwas anderes: wir waren zusammen geblieben, mussten an der selben Stelle pinkeln, haben zusammen genossen und am Ende sehr, sehr hart gearbeitet und genau das hat uns weiter getrieben. Wir hatten jeder jeweils einen an der Seite in ganz ähnlicher Verfassung, der so bekannt ist, das jedes kleine Zeichen genau wahrgenommen und verstanden wird. Absolut zuverlässig. Wenn der eine kurz gehen muss, dann geht der andere mit. Auf diesen letzten 10 km war dann unser Wunsch doch vorhanden, die 5 Stunden zu packen. Möglich schien es. Jeder km wurde kurz die Restzeit überprüft und dann wurde weiter gemacht. Was mir beim K78 auf den letzten 11 km so gefehlt hat, hatte ich nun an meiner Seite: einer für den anderen – als Team nur schwer zu stoppen. Je näher das Ziel rückte, desto klarer wurde: es wird klappen. Als für den letzten km noch 12 Minuten übrig waren, konnten wir entspannt den letzten Hügel zur Kirche erklimmen: eine halbe Minute vor 11 Uhr. Absolut perfekt wenn auf einmal alles so aufgeht. Wir hatten uns extra ne Tüte Chips auf die 56 km mitgenommen um für die Chip Zeitmessung im Ziel gut gewappnet zu sein:

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Und dann war es geschafft. Chips essend über die Linie – 4:55 h. Ein Blick in Björns Gesicht zeigte mir, dass wir auch kurz gekämpft hatten heute, das aber die Freude dominierte und das es genauso richtig gewesen war. Ein kurzer Dank für den Kampf und ab unter die Dusche. Der Regen drohte nur kurz und die anschließenden Stunden auf der Wiese vor der Kirche mit Freunden und Familien waren wunderbar. Dort zu sitzen und die ins Ziel kommenden zu beklatschen (unglaublich viele bekannte Gesichter darunter) war perfekt. Für mich war es das dritte Mal in diesem Ziel. Sicherlich der perfekteste Lauf bisher. Ein Lauf der erlaubt es auch wieder ruhiger angehen zu lassen die nächsten Male. Die 5 Stunden Marke geknackt und gut ist. Nächstes Jahr dann vielleicht wieder langsamer. Die Online Anmeldung für 2016 soll laut Webseite ja bald schon scharf gestellt werden …

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Es war ein recht kurzfristiger Entschluss und die Teilnehmerzahl war daher nicht sonderlich hoch, genau genommen waren Björn und ich allein unterwegs. Die Strecke an der Göhl/Geule gab es schon ein paar Wochen und war als Backup gedacht, falls wir mal was interessantes brauchen könnten. Da letztes Wochenende der ganz lange BjöTiful-Lauf ausgefallen war, dachte ich mir ich mache Björn mal ein familienfreundliches Nachtlaufangebot. Nach einer für mich anstrengenden Arbeitswoche und einem für Björn sehr anstrengenden Tag haben wir uns am Samstag um Mitternacht am Aachener HBF getroffen um mit dem letzten Bus nach Maastricht aufzubrechen. Wir sind uns in dem Moment einig, dass das Gefühl den letzten Bus irgendwo hin zu nehmen schon ein gewisses Gefühl von Endgültigkeit und Abendteuer mit sich bringt.

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Nach einer einstündigen Busfahrt startet unser Lauf an der Maastricht Central Station um 01:20 und führt die ersten 6-7 km durch Maastricht und seine Industriegebiete an der Maas entlang. Nachts in den niemals schlafenden und stinkenden Industriegebieten mitten auf leeren Straßen zu laufen ist abstoßend und faszinierend zugleich. Die Lichtverschmutzung, die die Sterne verblassen lässt, die vielfältigen Gerüche, die die Natur überdecken und die unnatürliche Wärme von Maschinen und Asphalt lassen uns wehmütig an die schöneren Teile unserer Strecke denken. Dann ist es soweit: die Göhl trifft von Osten kommend auf die Maas. Der Aufbau über der Mündung ist wunderschön verziert…

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Endlich am richtigen Fluss geht es auch endlich weg von Maastricht. Erste kleine Trails locken und sind im Dunkeln direkt am Fluss oft etwas überraschend. Über die ersten 2-3 Stunden des Weges lässt sich sagen: nicht zuviel Trail, viele etwas breitere Wege – perfekt im Dunkeln zu laufen und wir kommen sehr schnell voran. Überrascht und verzaubert werden wir zwischen KM 21 und 25 vom nächtlichen Valkenburg mit seinen alten, beleuchten Bauten, Burgen und Parkanlagen und den Höhlen in der Umgebung. Muss wohl ein Ausflug bei Tageslicht wert sein!

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Weiter geht es gen Osten und pünktlich ab 4 Uhr sieht man am Horizont neben der wunderbaren Mondsichel, die ersten Anzeichen von Morgendämmerung. Es eine ganz besondere Stimmung in dieser Zeit vor dem Sonnenaufgang. Der kälteste Punkt der Nacht, oft begleitet von einem leichten Wind, als würde die Natur nochmal durchatmen und dann wird es plötzlich laut – die Vögel beginnen mit ihrem Gesang. Für uns beginnt die schwerste Stunde. Die Müdigkeit schlägt mit voller Kraft zu und als wir um 5 Uhr eine Bank zu einer ersten größeren Essenpause nutzen, wünschen wir uns beide hier sitzen bleiben zu können und den Sonnenaufgang zu bewundern.

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Wir laufen dann doch weiter, aber in dem Moment fühlt es sich so an als sein die Party vorbei. Wie passend das wir in den Niederlanden sind und die interessante Ortsnamen mögen:

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Die aufgehende Sonne bringt dann nach dieser langen Stunde die Lebensgeister etwas zurück. Zudem kommen wir langsam in die Regionen an der Göhl, die wir von unserem Göhl_Marathon schon kennen. Das gibt nochmal etwas mehr Kraft. Wir fangen wieder an mehr zu reden, über verrückte Läufe und noch verrücktere Läufer, essen regelmäßiger und erreichen auch bald die eigenartigste VP der Welt. Ein unendlich langer Klärwerkszaun mit perfekt reifen Johannisbeeren. Traurig, dass wohl niemand diese Pracht ernten wird, bedienen wir uns!

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Es läuft wieder besser, es ist hell, die Trails in dieser tollen Gegend fordern volle Konzentration. Die Göhl ist ein wirklich schöner Fluss gerade auf seinen ersten Kilometern.

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Es geht, wie immer in Belgien, quer über Wiesen und durch unzählige sinnvoll wie schwachsinnige Drehkreuze vorbei an Kühen, Bullen und Schafen, die mehrheitlich noch schlafen wollen. Noch schnell über den Beschissenberg, die Grenze nach Deutschland und hin zum Quellgebiet. Kaputt aber glücklich erreichen wir die Region der Quelle – ein echter Ursprung ist auch hier, wie schon bei der Inde, nicht zu sehen.

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Die letzten 6 km durch den Aachener Wald – müde und glücklich. Gott sei Dank kennen die Füße und die Schuhe jede Wurzel. Laufen wie es sein sollte. Absolut erschöpft und doch noch unterwegs, der Kopf absolut leer und doch voller neuer Ideen für weiter Läufe und in Gedanken an das was noch kommt. Mit dem Gefühl der Erschöpfung sehen wir die kommenden Deutschen Meisterschaften im 24 h Traillaufen nochmal aus einem anderen Blickwinkel. Die wiedergefundene Kraft trotz großer Erschöpfung, die freiwerdende Energie, die hinter der großen Müdigkeit hervorkommt geben Hoffnung und Mut für neue Abendteuer. Dann ist es geschafft. Der nächste Fluss abgehakt. Mit 8:20 h und 68 km eine schöne Strecke, die sich im Sommer einfach nur perfekt mit dem letzten Bus nach Maastricht beginnen lässt. Das war sicher nicht unser letzter Lauf an der Göhl!