Die Jäger haben sinngemäß gesagt wir hätten uns aber eine komische Zeit und Strecke zum Laufen ausgesucht. Sie selbst würden jetzt ja Feierabend machen. Gut, dass sie keine Ahnung hatten, was wirklich auf dem Plan stand.
Es war der zweite SHBM (Strongheart Braveman Challenge) vom Vilvo. Wie bei der Lauf-Premiere im letzten Jahr war das Teilnehmerfeld gerade noch überschaubar. Alle kannten sich und so konnte halbwegs pünktlich und ohne viel Gequatsche um 1930 von dem sehr schönen Parkplatz irgendwo an der B399 gestartet werden. Nach beschriebener Begegnung mit zwei Jägern hatte ich das “Problem” anderen Menschen zu begegnen erledigt. Zumindest auf der Lauf”strecke”.
Die Strecke ist im Bericht von 2018 ganz gut mit einigen ihrer Besonderheiten beschrieben und gelistet. Dem ist hinzuzufügen, dass wir beide dieses Jahr den Eindruck hatten es ist noch unwegsamer geworden. Interessante neue Baumfällarbeiten sowie ein leicht matschiger Untergrund haben sicher dabei geholfen diesen Eindruck zu bestätigen. Keine Beschreibung kann die Realität wirklich treffend beschreiben – “lauft” nächstes Jahr “einfach” mit und erlebt es selbst.
Es war wohl also gut, dass ich quasi direkt von der Arbeit aufgebrochen bin und keine Zeit mir groß Sorgen oder Gedanken im Vorfeld zu machen. Keine Vorbereitung ist eine gute Vorbereitung in diesem Fall.
Insgesamt ist der “Lauf” gerade wegen aller Begleitumstände ein absolutes Highlight. 54 km die absolut nicht zu unterschätzen sind. Brutalwandern deluxe auf vielen Streckenabschnitten. Ein Königreich für 4 bis 5 km/h. Sich zeitliche Ziele zu stecken macht überhaupt keinen Sinn – nach den ersten Kilometer ist das Makulatur. Die Zeit wird irrelevant, die Geschwindigkeit auch. In der dunklen Nordeifel verschwimmen die Täler, die Hänge, die Kämme, die Bäche und die Talsperre zu einer Art Abnutzungskampf der besonderen Art.
Es war wieder eine Mischung aus Brutalwandern extrem und Rumstolpern deluxe. Eine Lektion in Demut: wie schafft man es zu akzeptieren, dass diese 54 km einen mehr fordern werden (11h35m) als viele der längeren Strecken, wie schafft man es zu akzeptieren, dass es wirklich nur Schritt für Schritt vorwärts geht, wie kommt man mit diesem Gefühl zurecht, sich mitten in einer endlosen Wüste aus Hindernissen zu befinden und zu wissen – mitten durch ist der Weg. Wenn sich zwei Experten in Sachen Navigation und Orientierung mehrfach ratlos anschauen und Karten und GPS Geräte zücken müssen, sagt das schon alles.
Danke für die erneut extreme Erfahrung, Stefan! Ein einschneisendes Erlebnis im wahrsten Sinne dieser Worte. Wers nicht glaubt – hier kommt das Video von Stefan: