OSO 2017 – Alles beim Alten!

#4. So langsam ist alles richtig vertraut:

  • der Baum an dem man sich festklammern kann.
  • die Linkskurve in der Helmut und Björn mich damals mit der Tabellensituation des BVB aufgezogen haben.
  • der eine Hügel und der andere Hügel.
  • der eine viel zu steile Downhill.
  • die Suppe an VP3 die aussieht wie Schlamm, aber ganz lecker ist.
  • die Alu-Lasagne im Ziel.
  • die eine Eisenbahnbrücke über den Fluss mit dem Abhang danach auf dem die viel zu großen und unangenehmen Steine liegen.
  • der letzte VP mit viel Bier und Grill.
  • der eine Trail der geradewegs die steilste Stelle des Berges hoch führt, zu verdanken einer Streckenänderung von 2014 auf 2015.
  • Berge von Chips an den VPs.
  • der eine Trail bergan, der sich in Serpentinen den Berg hochwindet und in Treppen mündet – hier könnte man problemlos die HdR Szene vor der Begegnung mit Kankra nachstellen. Falls NZL mal zu weit weg sein sollte…
  • die Lauffamilie, die dieses Jahr durch die LEO Orga und Starter noch größer geworden ist.
  • kurzum: alles noch da! So wie es sein sollte.

Ich spreche erneut eine Laufempfehlung und auch gleichzeitig eine Warnung aus. Olne-Spa-Olne ist genau dann zuende wenn man das Zielbanner sieht. Alle offiziell verkündeten und unterwegs zugerufenen Entfernungsangaben sind schlichtweg falsch. Davon darf man sich nicht irritieren lassen. Das ist der OSO wie man ihn entweder mag, oder auch nicht. Ich hab genau ein symbolträchtiges Bild (Abbildung ähnlich!!!) mitgebracht, dass die Strecke beim OSO gut zeigt:

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Ne, war nur Spaß. Aber ich hab den Vilvo am Start gesehen – da warten wir doch lieber auf die bewegten Bilder!

Und da ist es ja auch schon – DAS VIDEO vom Vilvo!

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Was leider auch gleich geblieben ist, ist die momentane Verfassung von mir. Die erste Hälfte läuft meist ganz gut, aber die zweite dafür um so schlimmer. Der Kopf ist blockiert. Das Ziel zu erreichen scheint zwar lohnenswert, motiviert aber überhaupt nicht mehr. Der Spaß am Laufen schwindet dann schnell. Vieles was früher leicht war, wird dann zu mühevoller und abnutzender Arbeit. Der Schatten des früheren Selbst läuft quasi nebenher und hat alle Leichtigkeit und Freude mitgenommen.

Daisy, Donald, der Pfadsucher und die Quaxi-Wunderfrösche!

Ja, was gibt es noch zu sagen zu Olne-Spa-Olne? Was die Strecke so hergibt und was für schöne Highlights sie zu bieten hat, ist den Berichten der letzten Jahren zu entnehmen (2014, 2015). Also fasse ich mich kurz. Fotos gibt es leider auch keine dieses Mal. Ich war zu viel mit mir selbst und dem Überleben beschäftigt – da blieb keine Energie mehr fürs Knipsen. Aus unserem angedachten Quartett schied der VP-Sucher leider kurzfristig aus und so machte sich das Trio bestehend aus Daysi, Donald und dem Pfadsucher auf den Weg nach Olne. Merkwürdigerweise startet man auch da. Verwirrend.

Es gab viele unterschiedliche Gründe die das Laufen für den einen oder anderen von uns Dreien an diesem Tag nicht ganz so einfach machten, aber es gab noch viel mehr wunderschöne Momente. Für OSO-Verhältnisse hatten wir Traumwetter (Temperaturen über null, nur 2-3 Stunden Nebel, kein Regen und sogar 10 Minuten Sonne!!!!). Die Strecke war ob der fehlenden Regenfälle der vergangenen Wochen in untypisch festem Zustand. So machten wir uns gemütlich auf den Weg, liefen der Kölnpfad-Crew mehrmals über den Weg und hielten uns mit vielen SPArwitzen bei Laune. Besonders schön war unterwegs die von der Sonne beschienene Pommes-Burg(ruine). Später dann haben sich Donald und der Pfadsucher mit Zuckerschocks der Quaxi-Wunderfrösche eines größeren Süßwarenherstellers aus dem Rheinland mehr schlecht als recht über Wasser gehalten. Daisy präsentierte sich unverwüstlich wie immer. Auf den letzten Kilometern bekamen wir dann tatsächlich noch Sterne zu sehen und wurden mit einem Feuerwerk belohnt. Das die das extra für uns noch abgebrannt haben als wir gerade oben auf dem Kamm waren – einfach super diese Organisation. Die letzte Überraschung hielt dann der Zieleinlauf bereit. Aufgrund des guten Wetters war doch tatsächlich der Sprecher noch da und sogar draußen um uns zu begrüßen. Was man nicht alles noch erleben darf.

Danke OSO – man sieht sich. Danke auch an Daisy und Donald für den schönen Tag. Wenn wir die Hälfte der Läufe machen über die wir gesprochen haben wirds nen voller Kalender – auch wir sehen uns. Ganz bald schon.

Das Restprogramm…

Jetzt hätte ich fast geschrieben: …bis zur Winterpause. Die wird aber wohl mal wieder übergangen werden. Also keine Hochglanz-Fussball-Romantik. Im Januar wird es vermutlich einfach nahtlos weitergehen. Wie immer. Keine Transfers, keine Handgelder, kein Trainingslager auf den Kanaren. Aber für dieses Kapitel ist später noch Zeit. Auch für einen Rückblick auf 2016 ist es noch zu früh. Ca. 7 Wochen 2016 verbleiben noch. Nach einem spannenden Jahr gilt es jetzt einen würdigen Abschluss zu finden. Neben einigen kleineren und privateren Dingen stehen noch zwei größere Projekte an. Ende November wird es wieder Zeit für Olne-Spa-Olne (OSO) und Mitte Dezember drehen wir nochmal ne Runde in den Niederlanden.

Aus gewissen Äußerungen und dem ernsthaften Interesse einiger unserer Lauffreunde ist abzulesen dass unsere Werbung für OSO endlich auf Resonanz stößt. Der uns zugetragenen Missinterpretation unserer Lobhudeleien, OSO sei ja wohl “einfach zu laufen” (wenn auch nur im Scherz geäußert), muss dann allerdings doch entschieden widersprochen werden. Ja, es ist wirklich wahr: es gibt unzählige Variation von Schlamm und Matsch, aber drin stehen ist nochmal eine andere Nummer. Wir alle lieben doch die schönen Trails voller Wurzeln und Steinen die romatisch von der Sonne ausgeleuchtet werden. Doch dann kommt der Herbst mit all seinen Blättern, dann kommen aberwitzige Steigungen, dann kommt der feuchte Nebel der die Blättermasse in Schmierseife verwandelt, der Nebel, der es auch tagsüber nicht richtig hell werden lässt, dann kommt der kalte und nasse November und dann kommt OSO in Belgien. Dann weisst du auf einmal, dass jeder Schritt eine Lotterie wird, dass deine Chancen nicht zu stürzen unendlich klein sind. Wir alle lieben auch die grandiosen Zieleinläufe vor vollen Rängen in der untergehenden Sonne, die warmen, sauberen Duschen und die netten Gesprächen mit den anderen Finishern. Und dann kommt OSO. Gehört man nicht zu den Talentierteren ist die Sonne in Olne (sofern sie mal da war) schon wieder untergegangen. Die Zeitmessung verwaist. Alle haben Schutz vor der Witterung gesucht. Du läufst mit deiner Stirnlampe in das einsamste Ziel der Welt und fragst dich wie sie deine Zeit wohl festhalten (klappt irgendwie doch), gehst in die überfüllte und stickige Turnhalle, schaust in die Dusche in der zentimeterhoch schwarzer Schlamm steht, überlegst es dir anders, gehst raus in die Kälte, suchst zitternd, zerschlagen und erschöpft dein Auto und fährst nach Hause. Kurzum: es wird ein Fest!

Als “Saisonabschluss” haben wir uns einen überaus spannenden Kurs ausgesucht: genauso viele Meter in Kurven wie auf gerader Strecke – ein außergewöhnliches Verhältnis. Etwas zum Träumen. Für Romantiker und Genießer. Dort wird dann endlich die Ruhe und die Zeit vorhanden sein sich über Sein und Nichtsein, über Sinn und Unsinn ausreichend Gedanken zu machen. Eine Reise zum Mittelpunkt des eigenen Willens. Wir freuen uns sehr! Zu den näheren Umständen und zu der Geschichte wie es dazu kommen konnte – später mehr.

24h_karte


Pippin: “Man braucht Leute mit Verstand für diese Abenteuer – was auch immer – Geschichte!”  Merry: “Dann wirst du sicher nicht ausgewählt, Pip”

LOTR

vOLNE tOLNE SPAßveranstaltung

Der letzte Sonntag im November hält immer etwas Besonderes bereit: Olne-Spa-Olne. Die Erinnerungen an letztes Jahr waren im Vorfeld etwas verblasst – was noch parat war: Hinfahren ist Pflicht. Diesmal war ich leider allein unterwegs und hab mich deshalb für Musik beim Laufen entschieden. Wecker auf 5, los um 6, Nummer geholt um 7 und dann der Start um 8 Uhr. Ich weiß nicht warum, aber OSO ist ganz speziell.

Es ist nicht so, dass das Traillaufen etwas Neues wäre, oder ich vor allzu viel zurückschrecken würde, aber OSO setzt noch einen drauf. Woran genau das liegt vermag ich nicht zu sagen. Erst einmal ist es sehr viel Trail und dann fällt glaub ich die Bodenbeschaffenheit stark ins Gewicht. Wer kennt sie nicht, die schönen Singletrails auf weichen Tannennadeln, auf moosbedeckten Steilhängen und auf Traumpfaden die so schön sind das man die Augen kurz zu macht. All das ist nicht im Programm von OSO. Steine, unendlich viele Steine (und zwar nicht die schönen kleinen, sondern die, die sich durch die Schuhe bohren, oder die gerade so aus dem Boden gucken, dass ein Sturz unausweichlich ist), knöcheltiefer, klebriger Schlamm, wadentiefes Wasser… Das komplizierte daran – dauernd wechselt das hin und her. Nichts ist mit kurzer Entspannung für Beine und Kopf – das sind 69 km höchste Konzentration. Jeder Schritt ist anders und jeder ist mit einem Hinderniss versehen. Jedes mal überlegen: wo trete ich hin und was hat das für Folgen. Zermürbung in Reinstform. Der einzige Grund für die ab und an kurz vorhandenen Straßen und Waldautobahnen ist wohl, falsche Sicherheit vorzuspielen und die Läufer an der Aufgabe zu hindern :). Es ist eine Strecke zum Liebhaben. Eindrucksvoll war wieder der 3 km Anstieg relativ am Ende auf einem breiten Waldweg. Genau perfekt zwischen zu steil zum Laufen und zu Flach zum gehen. So das man wahnsinnig wird. Die ganze Zeit ist der Gedanke im Kopf: wenn das hinten so runter geht, dann kann man mal ein Stück rennen. Irgendwo ahnt man aber auch was dann Realität wird. Oben angekommen gehts im 90° Winkel ab, Singletrail, der auf gefühlt 200 Metern alle Höhenmeter vernichtet. Während man sich auf allen Vieren an den Abstieg macht ist die einzige Option: über sich selbst lachen. Wie konnte man nur hoffen es wird leicht? Geniale Strecke.

Das Tolle an OSO: alle sind mit Feuereifer und ganz viel Freude dabei. Man kann nicht einfach als mit einem Grinsen durch den Trail zu stolpern. Wenn man sich die Freude und Ironie nehmen lässt gewinnt der Trail auf jeden Fall. Ich musste lachen als ich den ersten VP erreichte: ein 10 Liter (Farb-)Eimer mit Rosinen und eine doppelt so gr0ße Schüssel Chips. Ich war zu Hause angekommen. Überhaupt: es gibt nur alle 16 km einen VP (ich hab das als angenehm empfunden – so wurde ich beim Laufen nicht zu sehr gestört), aber dafür ist die Stimmung prächtig. Für alle die es mögen: die Belgier grillen auch bei Dauerregen. Wer sich ein halbes Schwein auf Toast bei km 48 oder 64 vorstellen kann, dem wird geholfen. Wein und Bier sind inklusive, versteht sich.

Das Wetter war auch perfekt: richtig viel Regen vorher, leichter Regen unterwegs. Wie der Vilvo immer behauptet: “jede gute Strecke wird durch viel Regen noch viel besser”! Ich sage immer: der Mann weiß wovon er spricht. OSO ist eine dieser Strecken. Alles wird soviel schl… äh besser! Soviel weniger laufbar – soviel schöner!

Was das Laufen an sich anging: lief eingentlich. Bis auf den Sturz bei km 29 und die leichten Schmerzen auf den letzten 40 km bin ich gut durchgekommen. Für OSO-Verhältnisse, versteht sich. Scheinbar genau richtig viel gegessen und getrunken; lediglich der VP bei km 48 kam zu einem falschen Zeitpunkt. Aber das Tief war nicht allzu lang.

Die letzte Gemeinheit der Organisatoren ist: man läuft auf den letzten 3 km zweimal an einem Schild vorbei auf dem Olne steht. Zu dem Zeitpunkt hofft man einfach auf das Ende und muss dann immer nochmal einen kleinen Schlenker weg vom Dorf… OSO zu finishen fühl sich eigenartig und besonders an. Die Strecke strengt einen nicht einfach nur an, sie kotzt einen aus. Merhmals. Als ich nass, blutend, schlammig und absolut fertig ins Ziel gestolpert bin und auf französisch gefragt wurde ob es schön war, hab ich “really nice” gesagt. Ein abweisender und erschrockener Blick war die Folge. Ob das am Englisch oder meinem Aussehen lag, ist mir nicht klar. Als ich die Daumen gehoben hab und geseufzt habe, war die Welt wieder in Ordnung. Es ist ein Zieleinlauf für den man unterwegs sehr viel investieren muss. OSO ist was die Streckenführung und Beschaffenheit angeht ein Schlag ins Gesicht. Und doch ist unterwegs immer die Freude mitgelaufen und Olne doch noch wiederzusehen am Ende und nicht im Nirvana verloren gegangen zu sein, macht einfach glücklich. Man verlässt Olne nie ohne noch eine Rechnung offen zu haben mit der Strecke – wir sehen uns 2016.

69 km; 7:43 h; Platz 38