Momentaufnahmen – The Great Escape 2019

Es ist kalt in diesem tief eingeschnittenen Tal. Eine schmale Furche in zwischen den dunkelgrünen Hügeln ringsum. Das tiefe Schwarz der Nacht wird zum stählernen Blau. Kurz vor dem Sonnenaufgang lebt der Wind oft etwas auf. Ich hab mich immer gefragt woran das wohl liegt. Ich stelle mir vor die Sonne treibt die Luftmassen irgendwie vor sich her. Ich friere in der kalten Briese. Doch dann steigt der Weg steil gen Himmel an. Die Bäume ringsum sind dichter gedrängt und der Boden besteht nun aus Nadeln. In den kalten Hauch mischt sich eine Ahnung von Wärme. Pünktlich zum Sonnenaufgang sind wir oben. Die Sonne wiederzusehen ist jedes Mal eine große Erleichterung, bedeutet neue Kraft und neue Hoffnung. Lässt es auf einmal wieder möglich erscheinen was Minuten vorher noch undenkbar war.

Die Nachmittagssonne steht auf den Hängen. Sehr warm im Unterschied zur ersten Nacht. Die Luft steht und ist schwer und dick. Und doch ist es nicht mehr so intensiv wie im Hochsommer. Die erste Ahnung vom nahenden Herbst liegt in der Luft. Der Waldboden duftet etwas intensiver nach einem schon etwas feuchteren Boden. Die Luft flirrt nicht mehr so extrem wie im Sommer und die Insektendichte nimmt schon merklich ab. Wir laufen schweigend den Trail entlang. Die Sonne steht schon schräger und färbt alles etwas goldener als sie es im Hochsommer tun würde. Ein wenig Wehmut liegt in der Luft. Werden wir den Sommer vermissen? Die langen heißen Tage und Nächte oder freuen wir uns auf den Herbst mit seinen Farben und dem scheinbaren Sterben allen Lebens in Vorbereitung auf den Winter. Alles geht unaufhaltsam seinen Gang. Schon wieder ist ein Sommer rum. Und schon wieder sind wir irgendwo dort draußen. Völlig vertieft in die Natur, ein endloser, scheinbar zielloser Streifzug quer durch die Landschaft. Rastlos und stundenlang unter diesem blauem und endlosen Himmel.

Matthias schaut mir ins Gesicht und sagt: “es ist wirklich gleich geschafft”. Viel der Anstrengung der letzten Stunden muss mir ins Gesicht geschrieben stehen. Absolute Erschöpfung, leichte Schmerzen in verschiedensten Körperteilen und die Überwindung die jeder Schritt kostet. Kurz vor dem Ziel überkommt mich oft ein merkwürdiges Gefühl. Einerseits ein großes Verlangen doch noch aufzugeben gepaart mit dem übermächtigen Wunsch das Ziel doch endlich zu erreichen. Es scheint fast so, als würden diese gemischten und gewaltigen Emotionen mich am Weiterlaufen hindern wollen. Wer bin ich das ich glaube das Recht zu haben dort anzukommen – so winzig, so leidend auf dieser übermächtig langen Strecke. Ich habe schon von echten Wettkämpfern, von guten Läufern gelesen, die sich ähnlich fühlen. In das Verlangen zu finishen mischt sich eine große, fast übermächtige Traurigkeit darüber, dass es vorbei geht. Dort unten kurz vor dem Ziel auf der Brücke über den Fluss könnte man sich auch hinsetzen und gut ist. Warum auch noch die letzten Meter gehen, lieber in Ruhe die Natur genießen und etwas in Ruhe entspannen. Dann ist sie plötzlich da die Brücke und der Moment der Emotionen ist vorbei: natürlich gehen wir weiter, natürlich gehen wir eben um die zwei Ecken und natürlich kommen wir an, lassen uns beglückwünschen und haben es endlich geschafft. Wiederum übermannt von Gefühlen wenn auch anderer Natur.

The Great Escape 2019

Nun ist es also passiert: der erste Lauf aus der Feder der Legends Trails Gemeinschaft ist absolviert. Den The Great Escape als ersten der vier Läufe auszuwählen ist aus vielerlei Gründen eine gute Entscheidung. Er ist nicht so lang wie der Legends Trail im Februar, nicht so dunkel wie der Bello Gallico, auf den ersten Blick auch nicht so verrückt wie Another One Bites The Dust und ist einfach auch der Start zu der Legends Slam Serie, zu der eben die oben genannten 4 Läufe gehören. Absolviert man sie alle 4 direkt nacheinander und startet mit dem The Great Escape, hat man die Serie geschafft (beim Another One Bites The Dust muss man dafür mindestens 161 km schaffen). Der Pfadsucher gibt sich zwar nicht der Illusion hin, das wirklich ernsthaft schaffen zu können, aber wenn man dann mit den Läufen anfängt, warum nicht auch einfach mit dem ersten der vier. Wer weiß was alles noch so passieren mag.

Im Vorfeld hatte ich mit Matthias verabredet, dass wir es gern zusammen versuchen würden. Am Freitag Abend ist Matthias also nach Aachen gekommen um von dort gemeinsam zum Start zu fahren. Wir haben die Zeit vor der Fahrt noch dazu genutzt das Live-Tracking der schon Freitags Abends um 18 Uhr gestarteten 100-Meilen Walker zu beobachten. Um 2230 ging es mit dem Auto von Aachen nach Maboge in Belgien (Ziel des Laufs), dort haben wir uns gegen 0030 am Samstag eingeschrieben und unsere Dropbacks abgegeben. Es blieb noch Zeit für ein 20-Minuten-Nickerchen im Auto und dann kam auch schon der Bus der die Läufer vom Ziel zum Start gefahren hat. Im Bus war es zu wam und zu eng um richtig zu schlafen – höchstens ein paar Minuten haben geklappt.

Pünktlich um 0400 war der Start des The Great Escape in Ettelbrück in Luxemburg. Mit ca. 120 Startern ein recht großes Feld an 100 Meilen Läufern machte sich auf den Weg durch die Dunkelheit in Richtung Maboge. Von Start an wurde klar, dass die versprochenen 5500 Höhenmetern den Lauf stark prägen würden. Es war ein stetiges bergan Klettern und bergab Fallen. Die ersten 4-6 Stunden waren eine sehr kalte Angelegenheit. Wir sortierten uns direkt eher hinten in der Reihe der Läufer ein, fanden aber ein annehmbares Tempo, welches sich für uns beide gut angefühlt hat. Wir wurden kurz vor dem ersten CP mit einem wunderbaren Sonnenaufgang belohnt (praktischerweise waren wir gerade aus einem tiefen Tal auf einen hohen Punkt der Strecke aufgestiegen). Am CP kurz was essen und weiter gehts. Der zweite Abschnitt bis zum ersten Dropback war atemberaubend. Die luxemburgischen Ardennen sind wunderschön. Tief eingeschnittene, tiefgrüne Täler, schroffe Felsen, verwinkelte und verwurzelte Trails und zumindest der Eindruck von viel unberührter und wenig begangener Natur.

Wir haben uns in der Phase in die Natur vertieft und die Passage sehr genossen. Es war teils so still, dass überhaupt kein menschengemachte Geräusch auch aus der Ferne zu hören gewesen war. Das ist heutzutage wirklich selten geworden. Es war nur Natur zu hören und zu sehen. Das gleichmäßige klackern der Stöcke von Matthias und die Geräusche unserer Schritte fügten sich in die Natur ein. Kurz vor dem zweiten CP ging der Weg durch ein fast noch frostig-kaltes Tal langsam bergan. Auf den Hängen weiter oben stand die Sonne schon in voller Pracht und plötzlich geht der Trail rechts weg und steigt steil an. Es weht eine leichte warme Brise von oben den Trail herab und lässt auf Wärme hoffen. Der Trail wird schroff und steil und wird zum Grat der rechts und links steil abfällt – unglaublicher Anstieg.

Ähnlich beeindruckende Landschaften sollten uns den gesamten Samstag begleiten. Teils fast gefährlich atemberaubend haben sich die Trails an scharfen Kanten steiler Täler entlanggeschwungen und es sah oft so aus als würde man gen Nichts in den Abgrund rennen oder bis in den blauen Himmel hinaufsteigen. Konzentration war auf dieser Strecke extrem wichtig – jeder Schritt wollte gut überlegt sein. Wir hatten unsere Geschwindigkeit gefunden und überlegten von CP zu CP wie lange wir für den jeweiligen Abschnitt brauchen wollen würden und hatten in Richtung CP bei km 77 (Start der 50 Meilen) den Plan dort vor 1800 anzukommen (14 Stunden Laufzeit). Das hat gut funktioniert und nach einer längeren Pause dort (ein paar Minuten Schlaf auf dem Fussballplatz inklusive) packten wir unsere Sachen neu, zogen uns für die Nacht um und machten uns müde wieder auf den Weg auf die Strecke.

Die Nacht vor der Brust überlegten wir, wie wir die zweite Nacht ohne Schlaf und mit nun mehr als 14 Stunden Wettkampf in den Beinen wohl am besten überstehen könnten. Einfach los und durch – was blieb uns auch übrig. Es wurde die erwartet große Herausforderung. Wir konnten unseren Schnitt nicht mehr halten, haben jeden CP und einmal auch eine Bank für kurze Schlafpausen (10 Minuten) genutzt und mussten uns schon mächtig zusammen reißen. Wir hatten das Glück auf andere Läufer in ähnlichen Zuständen zu treffen und konnten Zweck/Leidensgemeinschaften bilden – mit Unterhaltung und Gesprächen vergeht die Zeit doch etwas schneller. Und so musste auch diese Nacht irgendwann der Sonne und dem nächsten Tag weichen. Was eine Erleicherung. Rund um den CP bei Kilometer 120 sowie kurz vor Sonnenaufgang hatte der Pfadsucher seinen üblichen Tiefpunkt (der dieses Mal ob der zweiten Nacht ohne Schlaf noch etwas tiefer war als gewöhnlich) und es hätte tatsächlich ob des Jammerns fast zu Streit geführt. Doch Groll konnte in Energie umgewandelt werden und die Sonne versöhnte Vieles. Wir waren noch da. Noch immer unterwegs. Noch immer im Rennen. Fantastisch. Muss doch möglich sein das zu schaffen. Auch wenn es mit der Zeit knapp werden könnte. Und da waren ja auch noch die letzten 15 km des Rennens, vor denen immer wieder ausdrücklich gewarnt worden war.

Die letzten Kilometer kamen und die Warnungen waren mehr als berechtigt. Die Wege nun fast ausschließlich mit Wurzeln oder Steinen ausgestattet, Klettereinlagen an Eisenketten, Klettereinlagen auf allen Vieren bergan, “springen” von Fels zu Fels am Ufer der Ourthe, Festklammern an Bäumen usw…. Teils waren nur 3 km/Stunde möglich – absoluter Wahnsinn. Die Steilheit der Anstiege war nochmal höher und das mit 150 km in den Beinen. Unfassbar. Es hat viel Überwindung gekostet das überhaupt weiter anzugehen. Aber wir waren wie in einem anderen Film. Das Finish wollten wir gerade ob der Schwierigkeiten unbedingter denn je. Es wurde zur Mission und zum Mantra: immer vorwärts. Ob mit 3 oder 4 km/h – einfach immer weiter. Es wird für ein Finish im Zeitlimit reichen. Immer weiter. Immer weiter. An den CP schnell das Nötigste erledigen und weiter.

Und dann war es da das Finish. Zum ersten Mal. Zu den Gemeinheiten des The Great Escape gehört es, dass man vom Ziel eine letzten 5 km Runde angehen muss, die den steilsten Anstieg des gesamten Laufs beinhaltet. Aber was solls – ein Schritt nach dem anderen. Buchstäblich. Quälend langsam den einen km mit 150-180 Höhenmetern hoch. Und irgendwie runter ins Ziel. Es war wohl des Pfadsuchers härtester Lauf was die Höhenmeter und die technische Schwierigkeit angeht. In 35 Stunden und 40 Minuten waren die 165 Kilometern absolviert. Unter 5 km/h im Schnitt. Was ein Brett.

Ein riesen Dank gilt den Supportern, den Veranstaltern und den Mitläufern. Eine wunderbare Familie – alle kümmern sich um alle und versuchen alle Wünsche zu erfüllen. Eine tolle Gemeinschaft, die diesen Lauf zu einem Erlebnis macht. Ein bisschen wie Urlaub – nur mit zu wenig Schlaf. Und ein paar Kilometern mehr als nötig.

Dieser Lauf war wohl sowohl Freund als auch Lehrer zugleich. Matthias und der Pfadsucher haben viel über Schlafmangel und wie man damit umgeht gelernt, haben verstanden was es heißt auch unerwartete Herausforderungen hinzunehmen und weiter zu machen und haben uns zwar sehr über 3-4 km/h geärgert es aber doch auch akzeptiert und als gegeben hingenommen. Gegen Ende haben wir irgendwie aus den immer größeren Anstrengungen auch etwas Kraft gezogen – nach dem Motto: jetzt erst recht. Ihr bekommt uns nicht klein. Eine schöne Erkenntnis und sicher hilfreich für die kommenden Herausforderungen. Das zusammen Laufen hat insgesamt sehr viel Freude bereitet – wann ist man schonmal mit jemandem fast 36 Stunden laufend unterwegs. Zusammen Schritt für Schritt ins Ziel. Einfach. Immer. Weiter.

Zum Schluss noch die harten Fakten (wie von Runalyze ausgegeben):

Countdown: The Great Escape

Es ist soweit: die Laufserie der LegendsTrails-Crew startet. Insgesamt 4 Läufe gilt es zu absolvieren für ein besonderes Finisher-Präsent. Jeder der Läufe für sich genommen so schwer, dass es nur wenige überhaupt schaffen werden alle 4 zu überstehen. Aber je geringer die Chance auf Erfolg, desto mehr Spaß macht es ja auch! Weiter zu denken als von Lauf zu Lauf wäre aber dennoch Unfug. Nächstes Wochenede kann es ja auch schon vorbei sein mit der Serie :).

Nun also die Nummer 1: 100 Meilen in den von Ettelbruck (LUX) nach Maboge (BEL) der The Great Escape. Die Daten sehen recht spannend aus: 165 km hat der Track verpasst bekommen, 5500 positive wie negative Höhenmeter liegen an. Augen auf und durch also.

Zusammen mit M. will der Pfadsucher das im Team absolvieren. Schön locker los und nichts überstürzen. Nach der ersten sicherlich schlaflosen Nacht (Anreise, Einschreibung und Busshuttle) wird am kommenden Samstag um 0400 Uhr gestartet. Es gilt den ersten Tag gut Meter zu machen um sich vor der langen Nacht im Lauf ein gutes Gefühl zu erarbeiten. Wird sicher kein Zuckerschlecken/Kindergeburtstag aber wir freuen uns und wollen unbedingt finishen! Stay tuned!

Innere Schönheit

Wir wissen, Ihr sorgt Euch um uns. Wenigstens ein bisschen. Ihr fragt euch immer wieder warum wir diese längeren Strecken laufen. Ihr bezweifelt, dass das überhaupt möglich/gesund/vernünftig ist. Ihr erklärt, Ihr würdet ja viel lieber im Bett liegen als dort draußen zu sein. Lieber im Warmen bleiben. Im Zuhause bei den Lieben. Wie kann das überhaupt Spaß machen?!

Dazu ist zunächst anzumerken, dass sich die Menschen der Mittel- und Langstrecken stark voneinander unterscheiden. Es gibt die Bestien, die Übernatürlichen, die Kämpfer, die Schwätzer, die Stillen, die Emotionalen, die Abgedrehten, die Verletzten, die Sonnenanbeter, die Schwimmer, die Wettkämpfer, die Gruppenläufer, die Sieger, die Verfressenen, die Navigatoren, die Verläufer, die Finisher und noch so viele mehr. Daher ist die Meinung des Pfadsuchers natürlich höchst individuell, womöglich irrelevant und sicher eher exklusiv.

Natürlich ist das Warme, das Zuhause, die Familie, der Schlaf und das Bett verlockend in den Nächten dort draußen. Auch vor dem Aufbruch zu einem langen Lauf fragt der Kopf oft: echt jetzt? – so unbequem ist das Sofa doch garnicht! Die Kälte, der Regen, die Distanz, die Dunkelheit – all das lockt oft nicht gerade unwiderstehlich. Muss das jetzt? Wieder da raus ins Nichts? Gerade in der Zeit nach einem langen Lauf ist sogar eine gewisse Abneigung gegen Sonnenuntergänge, gegen stundenlanges Umhertrotten und all die anderen kleinen Unannehmlichkeiten vorhanden. Die Erleichterung darüber dass es vorbei ist lähmt den Körper.

Durch die zunehmenden Angebote des Live-Trackings wird die Dauer und die Distanz für die interessierten Aussenstehenden immer sichtbarer. Es reduziert all diese Dinge auf einen kleinen Punkt auf einer schmalen Linie. Das Daumendrücken wird spannender. Die größere Nähe, der gleichmäßige Fortschritt des kleinen Punktes lässt sicher an ein professionelles, gleichmäßige, geplantes und cleveres Laufen glauben. Gut so. Das mag auch manchmal hinkommen. Oft ist es anders. Oft ist es viel mehr Schein als Sein.

In den anstrengenden und dunklen Momenten ist manchmal kaum noch Sein vorhanden. In einer solchen Phase befragt wird der jeweilige Läufer die Chance auf ein Finish auf deutlich unter 0 % einschätzen. Und er ist sich dabei sehr sicher. Gut, dass kaum je einer fragt. Wer je an einem der späteren VP eines längeren Laufes war hat Körperteile in Zuständen gesehen die verboten gehören. Der Gestank ist überwältigend. Der geneigte Langstreckenläufer kann zwischen Kadaver und Konkurrent jenseits der 100 Kilometer nicht mehr eindeutig unterscheiden. Mit Glück sind grundlegende Körperfunktionen noch vorhanden. Mit Glück ist der Gebrauch der Stirnlampe noch möglich. Das muss aber nicht so sein.

Nicht verwundern sollte daher der Anblick von Läufern, die die Stirnlampe falsch herum oder im blinkenden bzw. roten Leuchtmodus betreiben, von Läufern die bei strahlendem Sonnenschein die Stirnlampe noch auf dem Kopf und eingeschaltet haben, von Läufern, die minutenlang auf ihr ausgeschaltetes GPS Gerät starren, oder sogar Läufer die stundenlang einfach ins Nichts starren, Läufer die immer wieder den (gleichen) falschen Abzweig nehmen. Es gilt Nachsicht walten zu lassen – es ist für alle gleich und es kann einen immer mal ein schwacher Moment erwischen. Daher ist es auch legitim große Teile der Strecke mit dem Buff vor den Augen zu absolvieren (es empfiehlt sich dabei externe Hilfe in Anspruch zu nehmen – Regelwerk checken!). Im Zweifel neigen die Läufer eh dazu Zweckgemeinschaften zu bilden. Sehr viele Dinge lassen sich im Team besser erledigen. Einer navigiert, einer schläft, einer isst und einer vegetiert. Einfach und elegant. Den Wettkampf kann man getrost auf die letzten 10 Meter verlegen (wenn Zuschauer anwesend sein sollten: die letzten 100 Meter).

Doch was ist es in den diversen Miseren, was von der Aufgabe abhält. Das ist vielleicht die zentrale Frage, die sich die Allgemeinheit stellt. Es ist wie im echten Leben: man schaut den Menschen nur bis vor den Kopf und nie hinein. In den starr blickenden, fast geschlossenen Augen kann bei guter Beobachtungsgabe ein wenig des Inneren des Läufers erblickt werden. Die Erschöpfung und Unmöglichkeit der Aufgabe kehrt ein wenig des Inneren nach Außen. Das macht ein beträchtlichen Teil der Magie dieser Läufe aus. Schaut man also genau hin kann man den Funken im Innern sehen. Den Funken der mit jedem Schritt in Richtung Ziel heller leuchtet und das letzte bisschen Hoffnung verkörpert. Die Hoffnung darauf, dass es trotz allem möglich sein könnte. Mit viel Glück und viel Geduld zwar, aber wer weiß schon ob es nicht doch klappt. Die Hoffnung darauf nicht mehr Laufen zu müssen. Sich auf den Boden direkt hinter der Ziellinie zu setzen zu können und endlich die Gewissheit zu haben es geschafft zu haben. Sich endlich von den Emotionen übermannen lassen zu können. Die Füße final hochlegen zu können.

Es ist oft nicht die Eleganz, die Außendarstellung oder die Intelligenz die herausragt und es ist ganz sicher nicht Geruch – es ist die innere Schönheit die beeindruckt und die Leistungen hervorzaubert die unglaublich erscheinen. Die Totgesagten und sogar die Toten haben das Ziel fest im Blick. Alle wissen: es ist für alle gleich und es ist erst vorbei wenn es vorbei ist.

Pippin: Ich hätte nicht gedacht, dass es so enden würde.
Gandalf: Enden? Nein, hier endet die Reise nicht. Der Tod ist nur ein weiterer Weg, den wir alle gehen müssen. Der graue Regenvorhang dieser Welt zieht sich zurück und verwandelt sich in silbernes Glas. Und dann siehst du es.
Pippin: Was, Gandalf? Was sehe ich?
Gandalf: Weiße Strände, und dahinter ein fernes grünes Land unter einer rasch aufgehenden Sonne.
Pippin: Dann ist es nicht schlimm.
Gandalf: Nein. Nein, ist es nicht.