100 mi Hangeweiher #aachenläuft

Die Aktion #aachenläuft ist eine schöne Idee und funktioniert technisch echt gut wenn man die Hinweise der Organisatoren zur Nutzung der App beachtet. So kann man ganz gemütlich am Hangeweiher 2 oder 4 Runden drehen, dabei etwas für den guten Zweck tun und in diesen verrückten Corona-Monaten etwas Zeit an der frischen Luft verbringen. Also Ihr Aachener – raus an den Weiher!

Das schöne Wetter am Wochenende war zu einladend – 68 Runden (17×9.2 km) auf der Strecke plus einige Runden unten am Weiher machen auch 100 Meilen voll. In 23 Stunden und 45 Minuten eine gegen Ende doch sehr anstrengende Angelegenheit. Vielen Dank an alle die vorbei geschaut haben und ganz besonders an Uwe. Wir haben uns das erste Mal gesehen, aber es brauchte nur kurz bis wir uns gut verstanden haben. #1 und #2 der Rangliste gemeinsam auf der Runde – das hat Spaß gemacht.

Das Ende.
Nein, das ist nicht die HF.

Für die Statistik: #19 – check.

Momentaufnahmen – The Great Escape 2019

Es ist kalt in diesem tief eingeschnittenen Tal. Eine schmale Furche in zwischen den dunkelgrünen Hügeln ringsum. Das tiefe Schwarz der Nacht wird zum stählernen Blau. Kurz vor dem Sonnenaufgang lebt der Wind oft etwas auf. Ich hab mich immer gefragt woran das wohl liegt. Ich stelle mir vor die Sonne treibt die Luftmassen irgendwie vor sich her. Ich friere in der kalten Briese. Doch dann steigt der Weg steil gen Himmel an. Die Bäume ringsum sind dichter gedrängt und der Boden besteht nun aus Nadeln. In den kalten Hauch mischt sich eine Ahnung von Wärme. Pünktlich zum Sonnenaufgang sind wir oben. Die Sonne wiederzusehen ist jedes Mal eine große Erleichterung, bedeutet neue Kraft und neue Hoffnung. Lässt es auf einmal wieder möglich erscheinen was Minuten vorher noch undenkbar war.

Die Nachmittagssonne steht auf den Hängen. Sehr warm im Unterschied zur ersten Nacht. Die Luft steht und ist schwer und dick. Und doch ist es nicht mehr so intensiv wie im Hochsommer. Die erste Ahnung vom nahenden Herbst liegt in der Luft. Der Waldboden duftet etwas intensiver nach einem schon etwas feuchteren Boden. Die Luft flirrt nicht mehr so extrem wie im Sommer und die Insektendichte nimmt schon merklich ab. Wir laufen schweigend den Trail entlang. Die Sonne steht schon schräger und färbt alles etwas goldener als sie es im Hochsommer tun würde. Ein wenig Wehmut liegt in der Luft. Werden wir den Sommer vermissen? Die langen heißen Tage und Nächte oder freuen wir uns auf den Herbst mit seinen Farben und dem scheinbaren Sterben allen Lebens in Vorbereitung auf den Winter. Alles geht unaufhaltsam seinen Gang. Schon wieder ist ein Sommer rum. Und schon wieder sind wir irgendwo dort draußen. Völlig vertieft in die Natur, ein endloser, scheinbar zielloser Streifzug quer durch die Landschaft. Rastlos und stundenlang unter diesem blauem und endlosen Himmel.

Matthias schaut mir ins Gesicht und sagt: “es ist wirklich gleich geschafft”. Viel der Anstrengung der letzten Stunden muss mir ins Gesicht geschrieben stehen. Absolute Erschöpfung, leichte Schmerzen in verschiedensten Körperteilen und die Überwindung die jeder Schritt kostet. Kurz vor dem Ziel überkommt mich oft ein merkwürdiges Gefühl. Einerseits ein großes Verlangen doch noch aufzugeben gepaart mit dem übermächtigen Wunsch das Ziel doch endlich zu erreichen. Es scheint fast so, als würden diese gemischten und gewaltigen Emotionen mich am Weiterlaufen hindern wollen. Wer bin ich das ich glaube das Recht zu haben dort anzukommen – so winzig, so leidend auf dieser übermächtig langen Strecke. Ich habe schon von echten Wettkämpfern, von guten Läufern gelesen, die sich ähnlich fühlen. In das Verlangen zu finishen mischt sich eine große, fast übermächtige Traurigkeit darüber, dass es vorbei geht. Dort unten kurz vor dem Ziel auf der Brücke über den Fluss könnte man sich auch hinsetzen und gut ist. Warum auch noch die letzten Meter gehen, lieber in Ruhe die Natur genießen und etwas in Ruhe entspannen. Dann ist sie plötzlich da die Brücke und der Moment der Emotionen ist vorbei: natürlich gehen wir weiter, natürlich gehen wir eben um die zwei Ecken und natürlich kommen wir an, lassen uns beglückwünschen und haben es endlich geschafft. Wiederum übermannt von Gefühlen wenn auch anderer Natur.

The Great Escape 2019

Nun ist es also passiert: der erste Lauf aus der Feder der Legends Trails Gemeinschaft ist absolviert. Den The Great Escape als ersten der vier Läufe auszuwählen ist aus vielerlei Gründen eine gute Entscheidung. Er ist nicht so lang wie der Legends Trail im Februar, nicht so dunkel wie der Bello Gallico, auf den ersten Blick auch nicht so verrückt wie Another One Bites The Dust und ist einfach auch der Start zu der Legends Slam Serie, zu der eben die oben genannten 4 Läufe gehören. Absolviert man sie alle 4 direkt nacheinander und startet mit dem The Great Escape, hat man die Serie geschafft (beim Another One Bites The Dust muss man dafür mindestens 161 km schaffen). Der Pfadsucher gibt sich zwar nicht der Illusion hin, das wirklich ernsthaft schaffen zu können, aber wenn man dann mit den Läufen anfängt, warum nicht auch einfach mit dem ersten der vier. Wer weiß was alles noch so passieren mag.

Im Vorfeld hatte ich mit Matthias verabredet, dass wir es gern zusammen versuchen würden. Am Freitag Abend ist Matthias also nach Aachen gekommen um von dort gemeinsam zum Start zu fahren. Wir haben die Zeit vor der Fahrt noch dazu genutzt das Live-Tracking der schon Freitags Abends um 18 Uhr gestarteten 100-Meilen Walker zu beobachten. Um 2230 ging es mit dem Auto von Aachen nach Maboge in Belgien (Ziel des Laufs), dort haben wir uns gegen 0030 am Samstag eingeschrieben und unsere Dropbacks abgegeben. Es blieb noch Zeit für ein 20-Minuten-Nickerchen im Auto und dann kam auch schon der Bus der die Läufer vom Ziel zum Start gefahren hat. Im Bus war es zu wam und zu eng um richtig zu schlafen – höchstens ein paar Minuten haben geklappt.

Pünktlich um 0400 war der Start des The Great Escape in Ettelbrück in Luxemburg. Mit ca. 120 Startern ein recht großes Feld an 100 Meilen Läufern machte sich auf den Weg durch die Dunkelheit in Richtung Maboge. Von Start an wurde klar, dass die versprochenen 5500 Höhenmetern den Lauf stark prägen würden. Es war ein stetiges bergan Klettern und bergab Fallen. Die ersten 4-6 Stunden waren eine sehr kalte Angelegenheit. Wir sortierten uns direkt eher hinten in der Reihe der Läufer ein, fanden aber ein annehmbares Tempo, welches sich für uns beide gut angefühlt hat. Wir wurden kurz vor dem ersten CP mit einem wunderbaren Sonnenaufgang belohnt (praktischerweise waren wir gerade aus einem tiefen Tal auf einen hohen Punkt der Strecke aufgestiegen). Am CP kurz was essen und weiter gehts. Der zweite Abschnitt bis zum ersten Dropback war atemberaubend. Die luxemburgischen Ardennen sind wunderschön. Tief eingeschnittene, tiefgrüne Täler, schroffe Felsen, verwinkelte und verwurzelte Trails und zumindest der Eindruck von viel unberührter und wenig begangener Natur.

Wir haben uns in der Phase in die Natur vertieft und die Passage sehr genossen. Es war teils so still, dass überhaupt kein menschengemachte Geräusch auch aus der Ferne zu hören gewesen war. Das ist heutzutage wirklich selten geworden. Es war nur Natur zu hören und zu sehen. Das gleichmäßige klackern der Stöcke von Matthias und die Geräusche unserer Schritte fügten sich in die Natur ein. Kurz vor dem zweiten CP ging der Weg durch ein fast noch frostig-kaltes Tal langsam bergan. Auf den Hängen weiter oben stand die Sonne schon in voller Pracht und plötzlich geht der Trail rechts weg und steigt steil an. Es weht eine leichte warme Brise von oben den Trail herab und lässt auf Wärme hoffen. Der Trail wird schroff und steil und wird zum Grat der rechts und links steil abfällt – unglaublicher Anstieg.

Ähnlich beeindruckende Landschaften sollten uns den gesamten Samstag begleiten. Teils fast gefährlich atemberaubend haben sich die Trails an scharfen Kanten steiler Täler entlanggeschwungen und es sah oft so aus als würde man gen Nichts in den Abgrund rennen oder bis in den blauen Himmel hinaufsteigen. Konzentration war auf dieser Strecke extrem wichtig – jeder Schritt wollte gut überlegt sein. Wir hatten unsere Geschwindigkeit gefunden und überlegten von CP zu CP wie lange wir für den jeweiligen Abschnitt brauchen wollen würden und hatten in Richtung CP bei km 77 (Start der 50 Meilen) den Plan dort vor 1800 anzukommen (14 Stunden Laufzeit). Das hat gut funktioniert und nach einer längeren Pause dort (ein paar Minuten Schlaf auf dem Fussballplatz inklusive) packten wir unsere Sachen neu, zogen uns für die Nacht um und machten uns müde wieder auf den Weg auf die Strecke.

Die Nacht vor der Brust überlegten wir, wie wir die zweite Nacht ohne Schlaf und mit nun mehr als 14 Stunden Wettkampf in den Beinen wohl am besten überstehen könnten. Einfach los und durch – was blieb uns auch übrig. Es wurde die erwartet große Herausforderung. Wir konnten unseren Schnitt nicht mehr halten, haben jeden CP und einmal auch eine Bank für kurze Schlafpausen (10 Minuten) genutzt und mussten uns schon mächtig zusammen reißen. Wir hatten das Glück auf andere Läufer in ähnlichen Zuständen zu treffen und konnten Zweck/Leidensgemeinschaften bilden – mit Unterhaltung und Gesprächen vergeht die Zeit doch etwas schneller. Und so musste auch diese Nacht irgendwann der Sonne und dem nächsten Tag weichen. Was eine Erleicherung. Rund um den CP bei Kilometer 120 sowie kurz vor Sonnenaufgang hatte der Pfadsucher seinen üblichen Tiefpunkt (der dieses Mal ob der zweiten Nacht ohne Schlaf noch etwas tiefer war als gewöhnlich) und es hätte tatsächlich ob des Jammerns fast zu Streit geführt. Doch Groll konnte in Energie umgewandelt werden und die Sonne versöhnte Vieles. Wir waren noch da. Noch immer unterwegs. Noch immer im Rennen. Fantastisch. Muss doch möglich sein das zu schaffen. Auch wenn es mit der Zeit knapp werden könnte. Und da waren ja auch noch die letzten 15 km des Rennens, vor denen immer wieder ausdrücklich gewarnt worden war.

Die letzten Kilometer kamen und die Warnungen waren mehr als berechtigt. Die Wege nun fast ausschließlich mit Wurzeln oder Steinen ausgestattet, Klettereinlagen an Eisenketten, Klettereinlagen auf allen Vieren bergan, “springen” von Fels zu Fels am Ufer der Ourthe, Festklammern an Bäumen usw…. Teils waren nur 3 km/Stunde möglich – absoluter Wahnsinn. Die Steilheit der Anstiege war nochmal höher und das mit 150 km in den Beinen. Unfassbar. Es hat viel Überwindung gekostet das überhaupt weiter anzugehen. Aber wir waren wie in einem anderen Film. Das Finish wollten wir gerade ob der Schwierigkeiten unbedingter denn je. Es wurde zur Mission und zum Mantra: immer vorwärts. Ob mit 3 oder 4 km/h – einfach immer weiter. Es wird für ein Finish im Zeitlimit reichen. Immer weiter. Immer weiter. An den CP schnell das Nötigste erledigen und weiter.

Und dann war es da das Finish. Zum ersten Mal. Zu den Gemeinheiten des The Great Escape gehört es, dass man vom Ziel eine letzten 5 km Runde angehen muss, die den steilsten Anstieg des gesamten Laufs beinhaltet. Aber was solls – ein Schritt nach dem anderen. Buchstäblich. Quälend langsam den einen km mit 150-180 Höhenmetern hoch. Und irgendwie runter ins Ziel. Es war wohl des Pfadsuchers härtester Lauf was die Höhenmeter und die technische Schwierigkeit angeht. In 35 Stunden und 40 Minuten waren die 165 Kilometern absolviert. Unter 5 km/h im Schnitt. Was ein Brett.

Ein riesen Dank gilt den Supportern, den Veranstaltern und den Mitläufern. Eine wunderbare Familie – alle kümmern sich um alle und versuchen alle Wünsche zu erfüllen. Eine tolle Gemeinschaft, die diesen Lauf zu einem Erlebnis macht. Ein bisschen wie Urlaub – nur mit zu wenig Schlaf. Und ein paar Kilometern mehr als nötig.

Dieser Lauf war wohl sowohl Freund als auch Lehrer zugleich. Matthias und der Pfadsucher haben viel über Schlafmangel und wie man damit umgeht gelernt, haben verstanden was es heißt auch unerwartete Herausforderungen hinzunehmen und weiter zu machen und haben uns zwar sehr über 3-4 km/h geärgert es aber doch auch akzeptiert und als gegeben hingenommen. Gegen Ende haben wir irgendwie aus den immer größeren Anstrengungen auch etwas Kraft gezogen – nach dem Motto: jetzt erst recht. Ihr bekommt uns nicht klein. Eine schöne Erkenntnis und sicher hilfreich für die kommenden Herausforderungen. Das zusammen Laufen hat insgesamt sehr viel Freude bereitet – wann ist man schonmal mit jemandem fast 36 Stunden laufend unterwegs. Zusammen Schritt für Schritt ins Ziel. Einfach. Immer. Weiter.

Zum Schluss noch die harten Fakten (wie von Runalyze ausgegeben):

Countdown: The Great Escape

Es ist soweit: die Laufserie der LegendsTrails-Crew startet. Insgesamt 4 Läufe gilt es zu absolvieren für ein besonderes Finisher-Präsent. Jeder der Läufe für sich genommen so schwer, dass es nur wenige überhaupt schaffen werden alle 4 zu überstehen. Aber je geringer die Chance auf Erfolg, desto mehr Spaß macht es ja auch! Weiter zu denken als von Lauf zu Lauf wäre aber dennoch Unfug. Nächstes Wochenede kann es ja auch schon vorbei sein mit der Serie :).

Nun also die Nummer 1: 100 Meilen in den von Ettelbruck (LUX) nach Maboge (BEL) der The Great Escape. Die Daten sehen recht spannend aus: 165 km hat der Track verpasst bekommen, 5500 positive wie negative Höhenmeter liegen an. Augen auf und durch also.

Zusammen mit M. will der Pfadsucher das im Team absolvieren. Schön locker los und nichts überstürzen. Nach der ersten sicherlich schlaflosen Nacht (Anreise, Einschreibung und Busshuttle) wird am kommenden Samstag um 0400 Uhr gestartet. Es gilt den ersten Tag gut Meter zu machen um sich vor der langen Nacht im Lauf ein gutes Gefühl zu erarbeiten. Wird sicher kein Zuckerschlecken/Kindergeburtstag aber wir freuen uns und wollen unbedingt finishen! Stay tuned!

Next Stop: STUNT 100 2019

2016:

2017:

2018:

2019:

der vierte Stern im Leinerbergland? Nur noch wenige Tage bis zum vierten Anlauf. Der STUNT 100 ist nie leicht und so wird es auch in diesem Jahr sicher ab und an ein Kampf. Die Vorfreude auf die Lauf-Familie ist groß. Auf Hansi und sein Team, auf die super Stimmung und auf die schöne Landschaft. Alles Jammern wird nichts helfen, also: Augen auf und los! Passend zum Start folgt noch der Link zum Ticker von Hansi. Stay tuned!

Helipad 2019 – 100 Miles

Nach dem schönen Lauf auf der Helipadstrecke 2018 fiel die Entscheidung für einen Start 2019 nicht schwer. Noch dazu hat sich Willem entschlossen den 148 km aus 2018 die fehlenden 14 km zu spendieren um die Anzahl der zu laufenden Meilen dreistellig werden zu lassen. Alles in allem also ein schönes, rundes Laufangebot da in Kerkrade. Die Webseite zum Lauf findet ihr hier. Ob es 2020 noch eine Ausgabe dieses schönen Events geben wird ist noch nicht klar – wie bei allen kleinen Veranstaltungen dieser Art hängt viel am Support durch Menschen, die sich ehrenamtlich kalte Nächte, nasse Tage und stinkende, halb-bewusstlose Menschen um die Ohren schlagen. Willem hat das Glück die Scouts der Region für den Support gewinnen zu können. An dieser Stelle: herzlichsten Dank an alle Supporter und natürlich an Willem. Es gab z.B. wie letztes Jahr eine wunderbare Hühnersuppe am CP3 bei KM70. Ich liebe diese Suppe beim Laufen… Auch sonst eine super Versorgung, ein tolles Team bei dem man sich gut aufgehoben fühlt!

Um 0800 Uhr am Samstag ging es los. Direkt nach dem Start bildeten sich die entscheidenden Gruppen im Feld der 20 Starter heraus. Nach 1-2 km waren die ersten 3 Plätze vergeben. Die Favoriten hatten sich schon abgesetzt. Dahinter bildete sich eine 4er Gruppe in der sich auch der Pfadsucher halten konnten. Wie das in so Gruppen auf diesen etwas längeren Distanzen ist, kann man nicht die ganze Zeit zusammenbleiben. Zu unterschiedlich die Lauftypen und Bedürfnisse. Mit Barry wäre ich gern länger zusammen geblieben, aber wie schon beim LEO 2018 sollte es nicht sein. Seine Rauchpausen passten einfach nicht zu meinen Gehpausen. Die ersten 20-30 km war ich in der flotten Gruppe viel zu schnell unterwegs, aber nun ja, es sollte sich alles fügen. Wie Barry nicht ganz zu Unrecht anmerkte: So lange man noch laufen kann, kann man ruhig laufen. Auf den ersten 70 km bis zum großen CP3 mit Dropback hatte das Wetter alles dabei was man sich nur wünschen kann: Sonne, Regen, Hagel, Sturm. Insgesamt recht kühl und zu früh schon nasse Füße. Das rächt sich immer.

Nach der etwas längeren Pause am CP3, begann der Helipad erst so richtig. Nicht nur folgen 55 unbemannte km, die Sonne geht frecherweise auch noch unter. Und doch wartete bei Kilometer 100 in Raeren eine nette Überraschung. Dort wo der mAMa seinen VP (ES GIBT KEINEN VP) hat wartete Jean in der kühlen Dunkelheit um mich für ein paar Kilometer einfach zu begleiten. Großartig Jean – besten Dank. Schön, sich unterhalten zu können und ein paar aufmunternde Worte zu hören.

Der Schwerste Teil des Laufes sollte jedoch der Teil im Aachener Wald werden. Sonst geliebt war es in der Nacht einfach zu viel. So nah an zu Hause, auf so bekannten Wegen mit dem ständigen Auf- und Ab. Unfassbar erledigt war ich am letzten VP bei Kilometer 125 in Vaals. Essen war schwer, die Füße sehr schmerzhaft und die Nacht schwarz und kalt. Noch 38 Kilometer. Aber was solls. Als Fünfter ging es dann weiter. Erstaunlicherweise wurde es langsam wieder besser. Den Schmerz in den Füßen galt es zu ignorieren, aber Traben war doch möglich. Und, wer hätte das gedacht, die flachen Asphalt-Kilometer kamen mir zu Gute. Einfach Meter machen zu können hatte etwas Befreiendes. Kurz vor Laurensberg wendete ein Auto und ich wurde morgens um 0400 von den Legendstrail Vätern Tim und Stef begrüßt. Vielen Dank für dieses skurrile Gespräch zu dieser schrägen Uhrzeit. Leider stehe ich nicht so auf Bier unterwegs, aber Quatschen ist doch auch nett :). Wen man nicht unterwegs so alles trifft…

Es war schlussendlich noch möglich auf Platz 4 nach vorne zu laufen. Die Halde bei Grube Adolf 12 km vor Schluss war wieder eine besondere Herausforderung – die 9 Kilometer ins Ziel danach zogen sich endlos. Gerade die 2 Kilometer offenes Feld am Fuß der Halde sind grausam. In der Endabrechnung waren es 25:31:57 Stunden für die 100 Meilen. Ein schöner Start in die längeren Distanzen in 2019!

Vielen Dank allen die online mitgefiebert/angefeuert haben. Ein noch viel größerer Dank gilt meiner Familie für das Verständnis und die Geduld während der Läufe und der Erholungsphasen.

Man sieht ganz gut, wann es schwer wurde, und wie es danach wieder etwas besser ging.

Die Leichtigkeit des Seins.

Es ist eine schöne Stelle. Man tritt nach dem langen Trail des Külfs das erste Mal wieder so richtig aus dem Wald heraus. Auch die längste Dunkelheit weicht in diesem Moment. Der erste Teil der Straße bergab führt zwar noch durch Bäume, doch dann erreicht man das Feld. Es wird wieder etwas heller und die Weite ist zurück. Befreiend nach den engen Kilometern davor. Befreiend und entmutigend. So weit noch zu laufen.

Jedes mal frage ich mich, warum das Gras so hoch steht auf diesem Weg. Es ist unfassbar anstrengend sich dort durch zu kämpfen. Und immer ist es nach der Nacht noch nass. Am anderen Ende wartet dann aber endgültig der Asphalt. Seicht bergab bis zur Straße. Und hinter dieser Straße ist der VP. Mir ist leicht ums Herz. Es ist vorbei. Die Entscheidung steht eigentlich schon seit Stunden. Es war natürlich Unsinn, den schwersten Trail des Laufes noch mitzunehmen – aber ich wollte es dann doch durch die Nacht schaffen. Das Licht wiedersehen und den 24 Stunden nahe kommen. In der Ruhe dieses schönen Morgens ist es dann leicht zu sagen: es ist genug. Für ganz bis zum Ende hat es dieses Mal nicht gereicht und das ist völlig ok.

STUNT100 2018 – weites Land!

Diesen Kilometer bergab denke ich an nichts anderes als an den warmen Kaffee dort unten, an ein paar Stunden Schlaf und auf die Freude meine tapferen Kameraden dann frisch geduscht im Ziel begrüßen zu können. Erschöpft lasse ich mich in den Campingstuhl sinken – es ist ja das letzte Mal für heute. Der Kaffee schmeckt hervorragend. Und die Erschöpfung darf jetzt voll zuschlagen. Es gibt ja nun nichts mehr zu tun. Ich verabschiede meine treuen Kameraden. Wir hatten tolle 24 Stunden zusammen in den Wäldern und Feldern rund um Sibbesse. Aber es ist Zeit Abschied zu nehmen und es ist schön zu sehen, wie sie wieder anlaufen – ihren Finisher-Sternen entgegen. Hansi ruft an und spricht kurz mit Karsten – irgendwas tut sich im Ziel: die Sieger nähern sich. Der zweite Kaffee schmeckt wunderbar.

STUNT100 2018 – nichts für Ungelenkige

Aber wo bleibt die bleierne Müdigkeit? Warum wird der dumpfe Schmerz im System nicht wie sonst am Ende des langen Laufens größer? Ich schaue auf die Hügelkette voraus. Dahinter liegt Sibbesse. Das Ende von Runde 3 und, nach weiteren 21 km, das Ende des Rennens. Sollte die Antwort tatsächlich erst dort liegen? Ich stehe auf. Es tut nicht weh und geht einigermaßen flüssig. Ich greife nach meinem Rucksack. Ein seltsames Gefühl. Zeit zu gehen.

STUNT100 2018 – Leave a light on!

Am vergangenen Wochenende war es wieder mal Zeit für den STUNT100. 100 Meilen mit einigen Höhenmetern in den Hügeln rund um Sibbesse. Nach zwei Finishs in den den letzten beiden Jahren 2016 und 2017 ging es dieses Mal für den VP- und den Pfadsucher um das Triple – um den dritten Stern.

Der dunkle, dunkle Turm!

Es gibt dem was im Live-Ticker von Hansi zum STUNT100 2018 geschrieben wurde kaum etwas hinzuzufügen. Es war dieses Jahr ein etwas spannenderer Lauf als in den letzten beiden Jahren – in gewohnt fantastischem Umfeld. Das was an Helferleistung und Helferherzblut in dieses kleine Event gesteckt wird ist unerreicht. Jeder Verpflegungspunkt, jede Begegnung mit einem Helfer ist direkt ein schönes Erlebnis was man nicht missen möchte. Wenn es so etwas wie die Ultrafamilie wirklich gibt – am DUV-Stützpunkt in Sibbesse ist sicher eins ihrer Basislager.

Wir haben es tatsächlich geschafft zu viert in 29:38:00 Stunden das Ziel gemeinsam zu erreichen. Der erste Stern für Jacky, der zweite für Frank  und der jeweils dritte für den VP- und den Pfadsucher. Das soll uns erst einmal einer nachmachen. Oft hatten wir sogar Spaß dabei dort draußen bei den lieben Helfern und in der wunderbaren Landschaft mit den vielen netten Trails und Wegen!

Und sonst?

Elegant schwebten wir über die Trails. Stets mit erhobenem Kopf und leichtem Schritt.

In den dunklen Momenten sind die Hilfe und die netten Worte der Menschen, die mit dir durch dick und dünn gehen oft fast zu viel. Zu nah und zu direkt. Erst in den Momenten mit sich allein und angesichts des schon beschlossenen Endes entwickelt sich ein anderer Blick auf die Dinge. Das ist unfair gegenüber den Leidensgenossen aber absolut nicht böse gemeint. Es ist die Flucht in die Einsamkeit. Am Ende muss man es dann nämlich doch mit sich selbst ausmachen, mit sich ringen, mit sich selbst die Gründe erörtern und entweder schafft man es sich in dieser Argumentation zu schlagen oder man bleibt sitzen und gibt wirklich auf. Der Pfadsucher hat sich dafür entschlossen seinen Freunden zu folgen und hat sie auf dem Pfad zum dritten Stern wieder einholen können.