Zeit aufzuhören…

… sich Gedanken zu machen. Seit Ende Dezember stehen fast 1500 km auf dem Tacho. Immer mal krank gewesen, aber nie dramatisch. Zwei 100 km-Läufe im Januar, ein paar längere Trainingsläufe dabei gehabt, im April nochmal 100 km in Solingen und dann 148 km in 24 h am Seilersee. Eigentlich so ziemlich das, was ich mir vorgenommen hatte. Auch der VP-Sucher ist optimal vorbereitet.

Es ist angerichtet. Zeit schon jetzt mit dem Genießen zu beginnen und die Vorfreude auszukosten. Klar, alles kann schiefgehen. Es ist wieder von unendlich vielen kleinen Dingen abhängig, wie es so laufen wird. Aber es ist alles getan. Unendlich viele bekannte Gesichter werden unterwegs sein. Egal was kommt: es wird ein Spaß und eine große Ehre dabei sein zu dürfen. Was in der Zeit von meinem ersten Lauf über 42 km im Mai 2013 bis heute passiert ist … Es fehlen die Worte. Jetzt an diesem Punkt stehen zu können, ist mir eine sehr große Freude.

An alle Starter, Crews und Organisatoren: wir sehen uns unterwegs. Es werden sicher ein paar anstrengende Momente kommen, aber ich hoffe wir werden sehr viel Spaß miteinander haben. Wie sehr ich mich schon jetzt freue an euch vorbei zu laufen, mit euch zu laufen und von euch überholt zu werden :). Es könnten meine ersten 100 Meilen werden. Aber es werden mit Sicherheit schöne Stunden. Wie auch immer es endet. Euch allen: gute Beine, gute Laune und eine fantastische Zeit. Und immer schön weiter laufen. Wenn wir mit Demut und ner Menge guter Laune daran gehen, kommen wir sicher ein Stückchen weit. Wir sehen uns am Wochenende!

Ein Tag am See

Eine paar Gedankenspiele vom Pfadsucher während des 24 h Laufs in Iserlohn.

Es bleibt dabei: über einen Tag zu sagen, dass er entweder Freund oder Lehrer sein kann, lässt völlig außer Acht, dass die wirklich guten Tage beides sind. Von Freunden lernt es sich eben doch am Besten und das Erlernte wird nicht mehr so schnell vergessen.

Die Digitalanzeige 24:00:00 hatte doch auf den ersten Blick etwas Bedrohliches. Zu unvorstellbar ist die Tatsache, wie lang der Zeitraum doch ist, der zum Laufen zur Verfügung steht. Ein Tag. Trotz allem Respekt dieser Anzeige gegenüber, die das Leben die nächsten Momente beherrschen soll, so hat sie doch auch etwas Tröstliches. Jede Runde wird ein wenig Zeit vergangen sein und egal was auch passiert – es wird dieser eine Moment kommen, an dem sie stehen bleibt. Dieser Moment wo alle stehen bleiben dürfen. Letztlich liegt es an einem selbst, wie der Tag wird. Das erste Mal auf einer so kurzen Runde unterwegs zu sein, hatte auch etwas sehr Interessantes. Einerseits schien es mir im ersten Moment etwas hinderlich für den Kopf, so viele Runden laufen zu müssen, andererseits wurde es mit fortschreitender Dauer des Laufes immer tröstlicher und angenehmer „zurück“ zu kommen. Die Uhr zu sehen, einen kurzen Blick auf den Bildschirm mit den Zwischenergebnissen zu werfen, sich kurz zu wundern das der eigene Name dort aufleuchtet, all die lieb gewonnenen Leute und Begebenheiten am Rand zu genießen, zu wissen: alles ist in bester Ordnung und dann auf die nächste Runde abzubiegen.

Was sich sehr viele fragen: wie bekommt man das hin mit dem Kopf? Für mich war diese Frage auch während meines ersten 24h-Laufs in Arnsberg zu schwer. Irgendwann war Schluss im Kopf. Auch wenn ich damals nach einer Pause von ein paar Stunden wieder aufgestanden bin um die 100 voll zu machen – zugehörig zum Lauf habe ich mich nicht mehr gefühlt. Er war für mich von einem 24h-Lauf zu einem 100 km Lauf geworden. Dieses Mal sollte das anders werden. Wurde es auch, nur war der Weg dahin vom Kopf her schwerer als gedacht. Der tote Punkt kam auch diesmal verlässlich nach knapp der Hälfte der Zeit. Das Verlangen Pause zu machen war übermächtig. Die Fragen: Warum legst du dich nicht hin – du hast doch fast 100 km? Warum tust du dir das an? Ist es überhaupt in irgendeiner Weise für irgendwen von Belang, was du hier tust? Offensichtlich nicht. Oder doch? Für mich war es in dem Moment noch nicht ganz klar, aber ich begann zu ahnen, dass es doch jemanden geben könnte für den das relevant ist. Auf dem Weg dahin das zu verstehen, quälte ich mich nach einer guten Stunde aus dem wunderbar warmen Schlafsack und auf die eiskalte Strecke. Zeit für Musik auf den Ohren und alleine sein. Dieses Zurückziehen vom Geschehen rundherum half zunächst gut. Es lief wieder richtig gut. Fast zu gut. Ein paar ordentliche Runden später war es wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Das ein paar schwierige Momenten kommen hatte ich mir gedacht, dass sie so schnell aufeinander folgen würden, hat mich überrascht.

Die nächste Pause im Zelt wurde nötig. Wo bleibt nur Sinn? Ca. 108 km sind doch wirklich genug, oder? Es ist nicht schlimm jetzt einfach liegen zu bleiben, oder? Knapp 7 Stunden vor Schluss und nach einer Stunde Ruhe, wieder raus aus dem Zelt. Warum? Schwer zu sagen. Nochmal Musik auf die Ohren. Gehen, Traben, Laufen. Volle Konzentration auf das Jetzt und den Moment. Noch ein Schritt und noch einer. Dann war es auf einmal wieder richtig hell draußen. Langsam fiel es wieder leichter mit dem Geschehen in Kontakt zu treten, sich zugehörig zu fühlen. Nochmal so etwas wie einen Rhythmus finden für die letzten Stunden. Die Uhr wurde immer mehr zum Freund. Es waren nun vorstellbare Zeitabschnitte abgebildet. Die Unterstützung von allen Seiten war super und ich konnte es nach einer langen und vom Kopf her komplizierten Nacht auch wieder genießen. Das war die Befreiung. Die Rückkehr der Leichtigkeit zu einem Moment, wo der Körper schon maximal erschöpft ist. Beeindruckendes Gefühl. Von Runde zu Runde denken. Unvorstellbar, aber es wurde zum Genuss eine neue Runde zu beginnen und jedes Mal eine größere Belohnung über die Zeitnahme zu laufen. Endlich war das Gefühl da, von dem viel gesprochen wird. Der Moment wo eine gewisse Distanz zu all den Fragen erreicht ist. Die Fragen und Zweifel sind zwar noch da, aber sie stören nicht mehr. Es ist ok, dass manche Sachen unvorstellbar bleiben. Es ist ok, dass es bei einem Stundenlauf nichts zu gewinnen gibt, dass kein offensichtliches und greifbares Ziel vorhanden ist. Es geht um den Sieg über sich selbst. Auch wenn der Weg dorthin schwer ist. Auch wenn es Menschen mit Mägen aus Stahl und Köpfen ohne lästige Fragen gibt, die einen immer wieder fröhlich überrunden – es bleibt ein großer Zusammenhalt untereinander. Die Energie die man hat, wird zur Unterstützung der Mitläufer und Helfer verwendet. Und wird direkt erwidert. Wenn man sich in die Augen blickt, braucht es keine Worte mehr. Immer weiter. Jeder allein und doch alle auf eine wunderbare Art und Weise zusammen gegen und mit der Zeit die noch auf dieser Uhr steht.

Die Ruhe und Dankbarkeit der letzten zwei Stunden war dann unbezahlbar und wird mich noch lange tragen. Alles war gut. Ich war in Bewegung. Die Unterstützung war groß und der Spaß war endgültig zurück. Sollte es wirklich schon so bald vorbei sein? Es ist doch alles so schön in Bewegung gerade. In meiner vermeintlich letzten Runde lief ich auf Wilma auf, die zu diesem Zeitpunkt schon über 200 km in den Beinen und das Rennen der Frauen auch sicher gewonnen hatte. Die letzten 23 Stunden und 30 Minuten hatten wir uns immer wieder aufmunternde Worte zugerufen. Obwohl sie zwei ihrer Ziele in diesem Lauf zu diesem Zeitpunkt schon sicher verfehlt hatte, sprühte sie vor guter Laune und vor Energie. Trotz allem glücklich und zufrieden, absolut im Reinen mit sich selbst und ihrer Leistung. Wir liefen die Runde zusammen zu Ende und mir war bewusst, dass nur noch wenige Minuten bleiben würden, bevor die Uhr dann schließlich stehen bleiben sollte. Mein eigentlicher Plan war nach der Runde aufzuhören um nicht auf die Restmetervermessung warten zu müssen. „Läufst du weiter?“ hab ich Wilma gefragt: „Natürlich, komm mit“. Wie selbstverständlich. Es ist doch gerade so schön zu laufen, lass uns die letzten 8 einhalb Minuten noch auskosten. Tun, wofür wir gekommen waren. Wilma erhöhte das Tempo und rief mir zu, ich solle doch ja bei ihr bleiben jetzt. Aufhören bevor die Uhr aufhört zu schlagen – kommt gar nicht in Frage. Warum auch? „Jeder Meter zählt“. Und so „rannten“ wir in den guten 8 Minuten noch fast 1,5 km. Etwas, was unmöglich ist. Bis wir es gemacht haben. Der Moment wo wir das Stoppsignal hörten, stehen blieben und zusammen auf die Restmetervermessung gewartet haben, war wunderbar. Es ist klar: es macht Sinn immer weiter zu laufen. Die Person für die das alles doch eine Bedeutung hat, ist man selbst. Die Belohnung dafür waren nicht die paar Kilometer, die in der Zeit noch zusammen kamen, es war etwas ganz anderes. Und plötzlich geht man zurück zum Zelt und es ist vorbei. Die große Ruhe nach dem Sturm, die Befreiung und die Zufriedenheit, doch alles richtig zu machen. Es gibt ihn diesen Moment, wo Unmögliches möglich wird und man kann sich selbst schlagen um sich näher zu kommen und dabei alles zu gewinnen.

Ein letzter Blick auf die Uhr: aus. Irgendwie doch schade. Abschied nehmen vom Freund und Lehrer. Wer weiß, vielleicht sieht man sich ja mal wieder.

24h am Seilersee – Eine Traumzeit!

Der Vorteil an einem 24-Stundenlauf ist, dass man die Verpflegungspunkte, sobald man sie einmal gefunden hat, bis zum Ablauf der 24 Stunden immer und immer wieder besuchen kann und – da die Runden doch meist recht übersichtlich zu sein scheinen – auch leicht wiederfindet. Tatsächlich sollte an diesem wunderbaren Wochenende das Suchen der VPs keine große Herausforderung für den VP-Sucher darstellen: Einen hatten wir selbst an unserem Zelt eingerichtet, einen weiteren phantastischen VP konnten wir nur wenige Meter später gar nicht verfehlen:

24h.Iserlohn.VP

24-Stunden-Essen am Seilersee

Dieses Mal wurde der VPSucher wohl eher zum VPBesucher, das aber sehr sehr gerne. Vielleicht ist das auch, wo wir den Laufbericht beginnen sollten: Ein riesiges Dankeschön, an das gesamte Versorgungsteam, welches 24 Stunden lang mit vollem Einsatz, einer riesigen Vielfalt wunderbarster Speisen und stets bester Laune für uns bereitstand und uns jeden Wunsch von den Lippen ablas. Wir hätten es uns besser nicht wünschen können. Für Leute wie unseren Struppi, gab es sogar eine ‚vegane Ecke‘ – einen Tisch voller Leckereien, der ganz auf die Bedürfnisse diese Grünzeugesser eingestellt war, ohne dabei auf Soja-und-Fleischersatzklischees hereinzufallen. Ich sage nur: „Brot mit Erdnussbutter und Marmelade, Chips, Salzstangen, Essiggurken: ein Traum!“ Nächstes Mal (Hm,… keine Ahnung, was ich damit meine…) werden wir unsere Wraps und Maisschnittchen vielleicht einfach dazulegen.

Nachdem das Wichtigste erzählt ist, können wir uns also dem Lauf widmen – einem 24-Stunden-Benefizlauf zugunsten der Aktion TADRA in Tibet und des Vereins ‚Himalaya Friends e.V‘, welcher sich unter anderem für die Erdbebenopfer in Nepal einsetzt. Der Pfadsucher kannte die Strecke schon aus seiner düsteren Vergangenheit; da wir etwas früh angereist waren, blieb also noch Zeit für eine ‚Streckenverkennung‘ wie wir von Wilma erfahren haben, die uns dabei entgegengekommen ist. Schon verrückt, dieser Niederländer*innen, schauen die sich die Strecke schon vorab in Laufrichtung an, als käme man nicht später noch dazu. Besonders traillastig war die Strecke nicht, wohl deutlich weniger als Vilvos Konkurrenzveranstaltung am Glockenofen – es versprach also, das typische Tim-und-Struppi-Asphaltwüstenevent zu werden, auf das wir uns am Abend zuvor mit den entsprechenden einschlägigien Dokus eingestellt haben.

Aber wir waren ja nicht wegen des Laufens dort sondern wegen des Essens und der netten Gesellschaft und von beidem gab es reichlich. Irgendwie sind solche Events da wohl gelungenen Familienfeiern sehr ähnlich und fühlen sich auch so an.

Der Lauf selbst: Er lief dann irgendwie. Die kleine Runde wurde aus irgendeinem Grund nie langweilig und hatte mit ihren 22 Höhenmeterchen auf 1,78 Kilometern schon ein bisschen was zu bieten. Das wechselhafte, stets kalte aber auch im Graupel- und Hagel-schauer trockene Wetter trug vermutlich ebenso seinen Teil dazu bei, wie nächtliche Beleuchtung des Sees, und die häufig wechselnden Laufpartner, die man so sieht, mit denen man dann oft ein paar Worte wechseln oder ihnen anerkennend ein paar staunende Worte hinterherraunen kann.

Ansonsten sind wir tatsächlich ein wenig gelaufen. Allerdings hat Struppi nach gut 21 Stunden mit einer leichten Reizung der Achillessehne aufgegeben und sich lieber für andere Tortouren geschont – jetzt, einen guten Tag nach dem Startschuss ist er aber wieder beschwerden- und spartathlonqualifikationsfrei und scheint somit alles richtig gemacht zu haben. Der Pfadsucher hat es taktisch ein wenig klüger gemacht und konnte so, die letzten zweieinhalb Stunden nutzen, um nochmal richtig Gas zu geben, sodass wir auf insgesamt gut 300km gekommen sind. Dabei haben wir auch sehr auf die Zeitmessung geachtet,

24h.Iserloh.Streckenverkennung3

Zeitmessung am Seilersee, hier noch nicht aktiviert

die – wohl als merkwürdiges Spleen des Veranstalters – auf etwa der Hälfte der Runde angebracht war: Wir hatten die eine oder andere Traumzeit dabei. Wer sich die Splits anschauen möchte, bekommt da vermutlich auch einen guten Eindruck davon, wie sich so ein 24-(oder im Falle des VPSuchers 21,5-)Stundenlauf so anfühlt. Stellt euch das vor, gespickt mit vielen netten Leuten, VP-Besuchen, netter Musik, den sich verändernden Geräuschpegeln der Tier- und Läuferwelt und der Autostraßen sowie den Impressionen von oben: Mir fällt keine bessere Art ein, das Gefühl eines 24-Stundenlaufs zu vermitteln:

Das Traumzeitgefühl am Seilersee und Pfadsucher on the run

Ein Traum von einem Lauf. Unser Respekt, unser Dank und unsere Glückwünsche gelten all jenen, die ihre gesteckten Ziele erreicht haben; jenen, die sie nicht erreicht haben, aber für das bestmögliche Resultat gekämpft haben; jenen die in dieser eisigen Aprilnacht durchgehalten haben, so lange ihre Kräfte es zuließen; den Veranstaltern, für eine wahrlich gelungene Veranstaltung; dem Versorgungsteam, das sich mehr aufgeopfert hat als so mancher VPSucher an diesem Tag.

Von der Leine gelassen

Für die angeblich letzte (bitte lasst Willem damit nicht druchkommen) Ausgabe von Limburgs Zwaarste hat der Pfadsucher Struppi von der Leine gelassen und damit die Chipsvorräte der Holländer dem Test gestellt. Ausgehungert vom Lauf rund um Solingen ging es also in Limburg auf die Suche nach VPen – mit einer Begleitung, die mich sicherlich mal im Burggraben sehen wollte (sorry).

Mehr dazu findet ihr bei Struppis Abenteuern.

LimburgsZwaarste.10.PasOp

out there

In Gedanken im Frozen Head State Park in Tennessee, USA. Über die sozialen Medien wurde heute verbreitet, dass es nach keinem Finisher in 2015, im Jahre 2016 wieder einen Läufer gibt, der es tatsächlich geschafft hat. Jared Campbell ist zudem der erste Finisher der es 3 Mal geschafft hat. Es bleibt eine unfassbare Leistung.

Der Kampf eines jeden Teilnehmers dort erinnert daran, dass es wichtig ist die eigenen Grenzen sehr genau einschätzen zu können, dass es keinen Grund braucht sich auf eine unmögliche Reise zu begeben und das es keine Schande ist, das Unmögliche zu verfehlen.

To be out there just because you thought it might be a brilliant idea is the key on the way to find happiness.

Ein Shört verbindet!

Mit dem „Shört“ am Hengsteysee ne Runde drehen. Unbezahlbare Blicke der Fußgänger, die versuchen sich einen Reim darauf zu machen, was wohl die Tortour de Ruhr sein mag. Und dann plötzlich: „Hej, darf ich dich kurz stören?“ Ein Rennradler unterwegs am See. Wie es sich herausstellte auf Streckenerkundung. „Samma kannste mir sagen, wo der Start der 100 km Läufer ist?“. Klar konnte ich: „Da auf der anderen Seite des Sees beim Freibad.“ Ein paar schöne Minuten quatschen in der warmen Sonne am See. Es liegt was in der Luft – nur noch ein paar Wochen… Ich bin auch kein Stück der Strecke in richtiger Richtung gelaufen; wer weiß – vielleicht bringt das Pech ;)!

Ankommen

Jeder Läufer kennt diese Phasen. Es läuft nicht wie gewünscht. Sei es eine Krankheit, eine Verletzung, oder schlicht und einfach das Leben, welches das Laufen in den Hintergrund treten lässt. Es gibt diese Wochen, nach denen man auf die Liste schaut und denkt: diese 100 km waren leicht und sind wie um Flug zusammen gelaufen gewesen. Und dann gibt es Wochen, da fällt es aus unterschiedlichsten Gründen schwer überhaupt auf ein paar wenige Kilometer zu kommen.

Zeit sich zu entspannen. Sich daran zu erinnern, was das Laufen eigentlich bedeutet. Das die Läufe und die Ziele zwar wichtig und wundervoll sind, es aber ganz im Kern auf etwas anderes kommt. Die Kraft der unzähligen wunderbaren Momente und Begegnungen die das Laufen schenkt, diese ursprüngliche Freude daran unterwegs zu sein. Dafür braucht es keinen Grund und keine Ziellinie – der Zauber liegt in den einfachen Dingen.

Zeit, über die wundervollen Momente, die witzigen Gespräche und die atemberaubenden Momente vergangener Läufe nachzudenken. Im Rückblick betrachtet wirken sowohl die schweren und eindrucksvollen Läufe, als auch die kleinen Runden im Wald irgendwie unwirklich. Weit weg und doch so bezaubernd nah. Die Erinnerung an all die Sonnenaufgänge allein in diesem Jahr, die Momente in denen man vor Staunen über die Schönheit der Umgebung stehen bleiben musste, die unendlichen Dünen in den Niederlanden, der Moment bei km 97 wieder am Meer zu sein, jeder Schritt diese Düne hinunter ist noch im Kopf als wärs gestern gewesen, der Moment am Bahnhof nachdem es geschafft war – ein Gefühl voll Wehmut, Leere und Erschöpfung… Eine unendliche Reihe wunderbarer Erinnerungen.

Überhaupt ist der Moment in dem es geschafft ist ein ganz eigenartiger. Auf den letzten Metern vor dem Ziel scheint die Zeit und die Umgebung nicht mehr wichtig. Mir wird dort oft bewusst, wie klein und unwichtig das eigene Tun doch ist. Der Wunsch anzukommen ist vermischt mit einer großen Trauer und Wehmut, dass es vorbei ist. Unabhängig vom Grad der Erschöpfung. Jens Vieler hat es im Wüstenläufer gut beschrieben – ein kleiner Teil sagt: dreh um, lass es nicht enden. Gerade auf längeren Distanzen liegt eine große Portion Dankbarkeit mit in den Gefühlen. Gegenüber den Helfern, der Strecke, den Bedingungen, den Mitläufern. Kleine Sachen hätten es scheitern lassen können und doch ist mal wieder alles gut gelaufen. Das Gefühl ist bei mir vergleichbar mit dem Moment während eines Urlaubs das letzte Mal an den Strand zu kommen und das Meer zu sehen. Man möchte sich setzen, den Wellen zuhören und nicht mehr wieder gehen. Bezaubert vom Augenblick über alles in Ruhe nachdenken. Ein Moment zum Träumen, ein absolut zeitloser und wehmütiger Moment. Und dann geht es doch ab unter die Dusche. Auch schön.

Rheinsteig-Erlebnislauf

Es ist immer schön, wenn man das Angenehme (Laufen) mit dem Nützlichen (Essen) verbinden kann. Wenn man dabei noch jede Menge interessante, liebe, facettenreiche  Menschen treffen und sich viel mit ihnen unterhalten kann, ist das umso schöner. Wenn man ganz nebenbei noch etwas für einen guten Zweck tun kann, gibt es wirklich keinen Grund mehr die Chips daheim auf dem Sofa zu essen, und meist sind R(ud)olf und Brigitte mit ihrem Verein laufendhelfen.de nicht weit entfernt.

So stellte sich nach den letzten beiden Malen eigentlich gar nicht die Frage, ob der VPSucher auch 2016 wieder mit ihnen die 320km über den Rheinsteig von Bonn nach Wiesbaden laufen möchte. Allein das Motto verspricht ein Laufen, wie es mir Freude bereitet:

Rheinsteig-Erlebnislauf.LaufendHelfen

Gemeinsam laufen, gemeinsam helfen, gemeinsam ankommen.

Die ersten zwei VPs gibt es schon, bevor irgendwelche Kilometer gelaufen wurden: Heute Abend ein prächtiges Büfett, morgen zum Frühstück wird uns sicherlich auch wieder einiges erwarten, bevor es dann endlich losgeht. (Bilder von beiden erspare ich euch aus Gründen der Pietät… der eine Teil von euch weiß, wie Ultra-Läufer ein Büfett behandeln, der andere möchte davon sicherlich keine Bilder sehen.)

Meine Sachen für morgen stehen schon bereit und wir freuen uns auf eine tolle Woche am Rhein:

Rheinsteig-Erlebnislauf.Vorbereitung

Mal schauen, ob der Bär die Kartoffeln bis zum Frühstück bewachen kann.

Die Schuhe seht ihr hier nicht… das ist bei mir so ähnlich wie mit dem Büfett.

Wenn ihr zufällig in der Gegend seid: Wir laufen im gemütlichen Gruppenlauf in acht Etappen von Bonn nach Wiesbaden (vermutlich Wiesbaden, weil es da eine gute Eisdiele gibt). Und wenn ihr spontan dazustoßen wollt, seid ihr immer gern gesehen. Und sei es, wenn ihr uns mit einem Becher Eis in der einen und einer Tasse Kaffee in der anderen zujubelt. Ansonsten: Nächstes Jahr, wieder genau die Woche vor Ostern. Acht Tage Urlaub: (Viel!) Essen, (320km in der Nähe eines Flusses) Laufen, Schlafen. Was wollt ihr mehr? Irgendwo müsst ihr ja auch Kräfte für den April sammeln…

Der gute Zweck, dem die hier gesammelten Spendengelder zukommen, ist übrigens die Forschung am Duchenne-Muskelschwund.

Die komische Distanz

Man sollte immer genau aufpassen was man so zu wem sagt. Sätze die herausfordernd mit: „Wenn du mir das Startgeld zahlst und mich hinfährst“ anfangen sind, auch wenn sie im Scherz geäußert werden, verhängnisvoll. Es kann so zum Beispiel passieren, dass man sich einen Marathonstartplatz erscherzt. Marathon – diese komische Distanz. Zugleich der Beginn der ernsthafteren Lauferei 2007 und damit positiv besetzt, wie auch etwas, zu dem mittlerweile völlig die Beziehung fehlt. 14 Marathons stehen in der Liste und das auch nur wenn man die beiden selbst veranstalteten mitzählt. Eine Bestzeit von 3:21:26 gelaufen beim ersten Marathon (was Angst und Tempotraining doch bewirken können) und danach stetig langsamer geworden. Von 14 gelaufenen Marathons vielleicht 6 mit der Ambition gelaufen ein ordentliches Ergebnis zu erlaufen. Aber auch auf der Distanz gab es dann mit der Zeit die Tendenz das Laufen mehr zu geniessen (auch weil mir das Laufen in der Nähe von 100 % auf 42 km immer Schwierigkeiten mit dem Kreislauf bereitet hatte), mit jemandem zusammen zu laufen, oder eben selber einen matschigen Marathon als Gruppenlauf anzubieten. Tendenz fallend also. Ein echter Freund mit echten Zielen was diese Distanz angeht war ich nie und werde ich auch wohl nicht werden. Das Laufen auf den längeren Distanzen, wo langsam aber sicher das Ziel anzukommen immer höhere Priorität hat bereitet einfach mehr Spaß, das Laufen zu Zweit oder in der Gruppe ohne ständig auf die Uhr zu schauen ist sehr angenehm. Marathon mittlerweile das, was irgendwann auf der Uhr passiert und nachdem das Laufen aber meist noch kein Ende hat. Eine virtuelle Marke in der schönen Landschaft da draußen.

Und trotzdem gibt es einige Fragen zu klären:

  • Wie fühlt sich Marathon so ohne Marathon Training an wenn man zusammen mit jemandem startet der eine feste Zeit vor Augen hat?
  • Ist es überhaupt möglich auf einmal 2 Minuten schneller auf jedem Kilometer zu sein und wie weh wird das tun?
  • Hat das mehr an Kilometern auch dort einen positiven Effekt, trotz der langsamen Geschwindigkeit?

Es wird also spannend in 10 Tagen. Irgendwie freue ich mich doch drauf! Es bleibt einfach eine komische Distanz.