2.16(0)

Liebe Leser*innen,

wir haben alles berichtet was es über dieses Jahr zu berichten gab und Ihr habt es gelesen (oder hoffentlich Eure Zeit mit sinnvolleren Dingen verbracht). Es war ein fantastisches Jahr für uns und das wollen wir gern einfach so stehen lassen. Zu viele Eindrück, zu viele Geschichten und zu viele Momente, um ihnen an dieser Stelle im Einzelnen gerecht werden zu können. Wir möchten keine davon missen. Aufgreifen wollen wir noch einmal unseren verkündeten Abschied aus dem Leistungssport aus dem August dieses Jahres. Er zeigt mit am besten, was uns das Laufen bedeutet, wie wir am liebsten darüber berichten und in welcher Form wir es am liebsten genießen. Auch wenn selbst der aufmerksame Leser, die aufmerksame Leserin vielleicht nicht all unsere Anspielung in vollem Umfang erfassen kann, so stellen wir diesen Artikel an dieser Stelle gern noch einmal in den Mittelpunkt Eurer kritischen Aufmerksamkeit.

Vor einigen Wochen hatte der Pfadsucher schon einen Artikel im Kopf, der, vorausschauend auf  das Jahr 2017, unsere völlige Spontaneität, Ratlosigkeit und Unlust verdeutlichen sollte, es vielen aus der Lauffamilie gleichzutun und das Jahr 2017 (und oft auch schon das Jahr 2018) unter Einhaltung der Anmeldefristen, Anmeldevoraussetzungen und Flug/Urlaubbuchungen laufmäßig komplett durchzuorganisieren. Die Highlights und die Vorbereitungen penibel abgestimmt und die Koffer halb gepackt. Das ist nicht unser Ding. Wir werden bei diesen Veranstaltungen fehlen und den Ruhm und die Ehre an uns vorbeilaufen lassen. So dachten wir zumindest. Dann ist uns in der gemeinsamen Vorausschau aufgefallen, dass wir gar nicht so ganz ohne Plan sind und uns durchaus vorstellen könnten 2017 ein paar Schritte zu gehen. Aber das sind die Sonnenaufgänge und Blogeinträge von Übermorgen.

Ein ganz wenig stolz sind wir auf den mAMa. Auf die zweite Edition 2016 und die kommende dritte in 2017. Es ehrt uns, dass so viele dabei sein möchten. Ihr könnt euch sicher sein wir arbeiten mit Hochdruck daran, es euch Teilnehmern lauftechnisch so schwer wie möglich zu machen, dafür als Entschädigung aber den Tag so schön wie möglich zu gestalten. Wir freuen uns sehr auf Februar. Mit diesem Lauf können wir etwas an Euch zurückgeben und das ist ein tolles Gefühl. Auch wenn uns ein wenig Leid tut, wo ihr dafür durch müsst.

Danken möchten wir noch unseren Liebsten: für die Geduld, die Toleranz und das Verständnis. Wir können Euch die Zeit, die wir laufend verbringen, leider nicht zurückgeben und hoffen das ist ok.

Achja: Lieber Henk, lieber Helmut, liebe TTdR-Crew: DANKE. Das war großes Tennis. Henk, Helmut – der Lauf war besonders für Euch. Wenn Ihr zwei bitte einmal in Euch gehen könntet und uns Eure Inspiration zu dem Jahr 2018 mitteilen würdet… – wir würden uns sehr freuen.

Damit, liebe Leser*innen, sind wir am Ende (angekommen). Strich drunter unter 2016. Wir danken für die Aufmerksamkeit und entschuldigen uns für höchstwahrscheinlich entstandene Unannehmlichkeiten. Zum Auslaufen aus 2016 drehen wir nächstes Wochenende noch die ein oder andere sanfte Runde und melden uns dazu noch kurz. Ansonsten: frohes Fest, besinnliche Tage, guten Hunger, einen guten Rutsch und auf bald!

Randnotiz.

3. Dezember 2016 und der Pfadsucher ist mal wieder zurück an der Stelle, wo alles begonnen hat. Der Herdecker Nikolauslauf steht auf dem Plan. Eine Runde um DEN See. 9600 Meter voller Erinnerungen. An Intervall-Läufe vor dem ersten Marathon 2007, an Vorbereitungsläufe für diverse andere Läufe, an die allsamstagliche Runde am See vorm Mittagessen und der Bundesliga. Und ganz frisch natürlich auch an den TTdR-VP am Freibad. Was war das doch für eine kalte und besondere Nacht. Um so schöner, Daniel bei seiner 15. Teilnahme in Folge bei diesem Lauf begleiten zu können. Seit seinem aufopferungsvollen TTdR-Crew-Einsatz auf dem Rad hatten wir uns nicht gesehen und noch viel länger waren die guten alten Zeiten voller Fußballfachdiskussionen und Fangesänge am See her. Beide halbfit beschlossen wir mit der Tradition von früher zu brechen und uns nicht auf den 9600 Metern bis aufs Letzte zu bekämpfen um unsere interne Hackordnung auszufechten. Und klar, wir hatten uns einiges zu erzählen. Ein kurzweiliger, lockerer 10er also mit einem faden Beigeschmack.

Früh im Lauf fielen mir die negativen Blicke und geflüsterten: „ich hasse es wenn so Leute immer nur quatschen“ auf. Bei KM 7 führte es fast zu Handgreiflichkeiten. Ich bin mir relativ sicher niemanden gezwungen zu haben bei unserem Gespräch zuzuhören (ich bezweifel auch, dass die taktische Ausrichtung unter Tuchel so extrem viele interessiert hätte) und Niemandes Lauf auch nur in der kleinsten Weise kritisiert oder gestört zu haben (von der normalen Geräuschbelästigung einer Unterhaltung abgesehen). Ich war immer der Meinung jeder sollte so laufen dürfen wie es ihm passt und damit in Ruhe gelassen werden. Wohl ein Irrtum. Wenn man bei besagtem Lauf eine Zeit zwischen 36 und 39 Minuten anpeilt muss man den Kampf immer akzeptieren. Zumindest war das früher so. Die Ellenbogen im Gesicht, das absichlicht vor die Füße laufen und auch die gebrüllten Beleidigungen. Dort ging es um Alterklassenplätze und oft um die Entscheidung in der Laufserie. Jenseits der 50 Minuten hatte ich auf anderes gehofft. Meine Empfehlung an die verbliebenen 49 %: tut es doch den anderen 51 % gleich und nehmt euren Walkman mit. Musik soll ja entspannen.

Die taktische und mentale Vorbereitung der gelben Hälfte der Borussen, die wir im Anschluss an den Lauf dank Daniels PayTV-Abonnements in HD geniessen durften, stimmte jedenfalls perfekt. Es wehte eben doch der Hauch der guten alten Zeit durch den Tag.

Falls ich nächstes Jahr wiederkomme laufe ich entweder im Clownskostüm (damit sollte klar sein das ich nicht zurechnungsfähig bin und nicht leise und gequält meinen Walkman ausführen kann) oder ich biete einen Clown auf der unter 36 Minuten läuft (das wärst dann du VPsucher) oder ich biete 5 Clowns auf die in Reihe laufend Marschlieder/Schlager/Schlachtgesänge singen. Wer glaubt ich bluffe der warte auf den Bericht vom Winterlauf in Aachen.

Daisy, Donald, der Pfadsucher und die Quaxi-Wunderfrösche!

Ja, was gibt es noch zu sagen zu Olne-Spa-Olne? Was die Strecke so hergibt und was für schöne Highlights sie zu bieten hat, ist den Berichten der letzten Jahren zu entnehmen (2014, 2015). Also fasse ich mich kurz. Fotos gibt es leider auch keine dieses Mal. Ich war zu viel mit mir selbst und dem Überleben beschäftigt – da blieb keine Energie mehr fürs Knipsen. Aus unserem angedachten Quartett schied der VP-Sucher leider kurzfristig aus und so machte sich das Trio bestehend aus Daysi, Donald und dem Pfadsucher auf den Weg nach Olne. Merkwürdigerweise startet man auch da. Verwirrend.

Es gab viele unterschiedliche Gründe die das Laufen für den einen oder anderen von uns Dreien an diesem Tag nicht ganz so einfach machten, aber es gab noch viel mehr wunderschöne Momente. Für OSO-Verhältnisse hatten wir Traumwetter (Temperaturen über null, nur 2-3 Stunden Nebel, kein Regen und sogar 10 Minuten Sonne!!!!). Die Strecke war ob der fehlenden Regenfälle der vergangenen Wochen in untypisch festem Zustand. So machten wir uns gemütlich auf den Weg, liefen der Kölnpfad-Crew mehrmals über den Weg und hielten uns mit vielen SPArwitzen bei Laune. Besonders schön war unterwegs die von der Sonne beschienene Pommes-Burg(ruine). Später dann haben sich Donald und der Pfadsucher mit Zuckerschocks der Quaxi-Wunderfrösche eines größeren Süßwarenherstellers aus dem Rheinland mehr schlecht als recht über Wasser gehalten. Daisy präsentierte sich unverwüstlich wie immer. Auf den letzten Kilometern bekamen wir dann tatsächlich noch Sterne zu sehen und wurden mit einem Feuerwerk belohnt. Das die das extra für uns noch abgebrannt haben als wir gerade oben auf dem Kamm waren – einfach super diese Organisation. Die letzte Überraschung hielt dann der Zieleinlauf bereit. Aufgrund des guten Wetters war doch tatsächlich der Sprecher noch da und sogar draußen um uns zu begrüßen. Was man nicht alles noch erleben darf.

Danke OSO – man sieht sich. Danke auch an Daisy und Donald für den schönen Tag. Wenn wir die Hälfte der Läufe machen über die wir gesprochen haben wirds nen voller Kalender – auch wir sehen uns. Ganz bald schon.

Das Restprogramm…

Jetzt hätte ich fast geschrieben: …bis zur Winterpause. Die wird aber wohl mal wieder übergangen werden. Also keine Hochglanz-Fussball-Romantik. Im Januar wird es vermutlich einfach nahtlos weitergehen. Wie immer. Keine Transfers, keine Handgelder, kein Trainingslager auf den Kanaren. Aber für dieses Kapitel ist später noch Zeit. Auch für einen Rückblick auf 2016 ist es noch zu früh. Ca. 7 Wochen 2016 verbleiben noch. Nach einem spannenden Jahr gilt es jetzt einen würdigen Abschluss zu finden. Neben einigen kleineren und privateren Dingen stehen noch zwei größere Projekte an. Ende November wird es wieder Zeit für Olne-Spa-Olne (OSO) und Mitte Dezember drehen wir nochmal ne Runde in den Niederlanden.

Aus gewissen Äußerungen und dem ernsthaften Interesse einiger unserer Lauffreunde ist abzulesen dass unsere Werbung für OSO endlich auf Resonanz stößt. Der uns zugetragenen Missinterpretation unserer Lobhudeleien, OSO sei ja wohl „einfach zu laufen“ (wenn auch nur im Scherz geäußert), muss dann allerdings doch entschieden widersprochen werden. Ja, es ist wirklich wahr: es gibt unzählige Variation von Schlamm und Matsch, aber drin stehen ist nochmal eine andere Nummer. Wir alle lieben doch die schönen Trails voller Wurzeln und Steinen die romatisch von der Sonne ausgeleuchtet werden. Doch dann kommt der Herbst mit all seinen Blättern, dann kommen aberwitzige Steigungen, dann kommt der feuchte Nebel der die Blättermasse in Schmierseife verwandelt, der Nebel, der es auch tagsüber nicht richtig hell werden lässt, dann kommt der kalte und nasse November und dann kommt OSO in Belgien. Dann weisst du auf einmal, dass jeder Schritt eine Lotterie wird, dass deine Chancen nicht zu stürzen unendlich klein sind. Wir alle lieben auch die grandiosen Zieleinläufe vor vollen Rängen in der untergehenden Sonne, die warmen, sauberen Duschen und die netten Gesprächen mit den anderen Finishern. Und dann kommt OSO. Gehört man nicht zu den Talentierteren ist die Sonne in Olne (sofern sie mal da war) schon wieder untergegangen. Die Zeitmessung verwaist. Alle haben Schutz vor der Witterung gesucht. Du läufst mit deiner Stirnlampe in das einsamste Ziel der Welt und fragst dich wie sie deine Zeit wohl festhalten (klappt irgendwie doch), gehst in die überfüllte und stickige Turnhalle, schaust in die Dusche in der zentimeterhoch schwarzer Schlamm steht, überlegst es dir anders, gehst raus in die Kälte, suchst zitternd, zerschlagen und erschöpft dein Auto und fährst nach Hause. Kurzum: es wird ein Fest!

Als „Saisonabschluss“ haben wir uns einen überaus spannenden Kurs ausgesucht: genauso viele Meter in Kurven wie auf gerader Strecke – ein außergewöhnliches Verhältnis. Etwas zum Träumen. Für Romantiker und Genießer. Dort wird dann endlich die Ruhe und die Zeit vorhanden sein sich über Sein und Nichtsein, über Sinn und Unsinn ausreichend Gedanken zu machen. Eine Reise zum Mittelpunkt des eigenen Willens. Wir freuen uns sehr! Zu den näheren Umständen und zu der Geschichte wie es dazu kommen konnte – später mehr.

24h_karte


Pippin: „Man braucht Leute mit Verstand für diese Abenteuer – was auch immer – Geschichte!“  Merry: „Dann wirst du sicher nicht ausgewählt, Pip“

LOTR

Mit dem letzten Zug nach Lüttich – Weser_Nachtlauf

Damit ist der vierte Fluss geschafft. In guter alter Tradition sind wir mit dem letzten Zug irgendwo hin gefahren. Diesmal war es also Lüttich. Wieder mit dem Plan im Kopf und dem Track auf der Uhr einen Fluss zu erlaufen. Die Weser mündet in Lüttich in die Ourthe, welche wiederrum in Lüttich in die Maas fließt. Genau genommen sind wir also an 3 Flüssen gelaufen. Kurz nach 23 Uhr ging es am Bahnhof in Lüttich los. Diesmal waren wir zu dritt – zumindest für einen großen Teil der Strecke. Der Pfad- und der VP-sucher hatten bis Eupen wunderbare Begleitung von Thorsten.

p1100340

VP-sucher und Reflektorhose vorm Bahnhof in Lüttich

In Lüttich wollten wir gern noch Cathy „Hallo“ sagen – aber leider war niemand zu Hause :(.

p1100341

Cathy wo warst du?

Die ersten Stunden der Nacht waren geprägt von Szenen in orangenem Nebel und, wann immer das direkte Weser-Ufer rechter und linker Hand verlassen wurde, von teils halsbrecherisch steilen Trails mit teils nicht mehr laufbarem Untergrund. Ganz schön anstregend für Kopf und Sprunggelenke.

Sonst haben wir uns natürlich immer wieder aus unseren Rucksäcken gestärkt, uns mit Geschichten versucht wach zu halten und so gut es ging voran zu kommen. Wir waren uns alle einig, dass die Landschaft sicher sehr reizvoll wäre, wenn man denn mehr von ihr sähe – aber es war merkwürdig dunkel in BE. Unser Trio harmonierte bis auf temporäre Ausfälle vom Pfadsucher hervorragend und wir hatten eine wunderbare Zeit. In Eupen hat Thorsten schon den Kaffee in Aachen gerochen und hat sich entschlossen den Shortcut (22 km) nach Aachen anzutreten.

p1100359

In Eupen war der neue Tag schon zu erahnen.

Zu zweit ging es dann weiter in die letzten Stunden und hoch in Richtung Hohes Venn. So dunkel die Nacht auch war, so schön wurde der Morgen. Der angekündigte Nebel blieb aus, keine Wolke am Himmel. Die Trails wurden noch einmal wunderschön und es war schon eine Erleichterung das es mittlerweile hell war.

p1100377

Ein echtes Highlight auf dem Weg war die Wesertalsperre. Erstaunlich leer, unfassbar riesig und mit schönen feinen Trails am Ufer.

Auf den letzten Metern ins Moor begleiteten uns Chemtrails (auf denen kann man gar nicht laufen) und in der Morgensonne dampfende Wege.

Im Quellgebiet haben wir dann noch einen Hinweis auf den Fluss gefunden, dem wir nun schon Stunden gefolgt waren:

p1100384

Pflichtbewusst sind wir noch weiter ins Venn gelaufen, dorthin, wo nach unserer Karte das letzte Stück Weser verzeichnet war, das wir finden konnten. Die Bilder sprechen für sich.

p1100386p1100390p1100392p1100393

Von dort ging es mit den letzten Kräften nach Simmerath zum Bushof und mit dem Bus zurück nach Aachen. Insgesamt 86 km, etwas mehr als 14 Stunden waren wir unterwegs.

Hier ist die Strecke – falls ihr auch wollt.

Unterwegs – mal wieder zu Fluß!

flusse_weser

Nr. 4: die Weser!

„Die Weser entspringt in Belgien im Hohen Venn in der Schennekul nur einen Kilometer westlich der deutsch-belgischen Grenze bei Konzen. Zunächst fließt das noch kleine Gewässer nordwärts nach Roetgen, dort im Dorf zwei Kilometer lang durch Deutschland. Vorher zweigt ein rund 2500 m langer Kanal ab, der die Hauptmenge des Wassers an Roetgen vorbei und durch den Steinbach wieder der Weser zuführt. Diese Umleitung durch belgisches Waldgebiet wurde zwischen 1960 und 1962 geschaffen im Zusammenhang mit der Anlage der Wesertalsperre zwischen Roetgen und Eupen. Die zwischen 1938 und 1962 erbaute Wesertalsperre ist die wichtigste Trinkwassertalsperre Belgiens. Inzwischen wird aus Naturschutzgründen über eine Verfüllung des Kanals nachgedacht.

Westlich von Eupen erreicht der Fluss das französische Sprachgebiet. Dort fließt die Vesdre durch Limbourg, dessen Burg der belgischen und der niederländischen Provinz Limburg den Namen gab, durch Verviers, die größte Stadt an der Vesdre, sowie durch Pepinster und Chaudfontaine. Die wichtigsten Nebenflüsse kommen ebenfalls aus dem Hohen Venn und münden von links: die Hill (franz.: Helle) in Eupen, die Gileppe kurz vor Limburg und die mit ihrem Quellbach Poleur 33 km lange Hoëgne in Pepinster. Im Stadtgebiet von Lüttich mündet die Vesdre mit einer mittleren Wasserführung von rund 11 m³/s in die Ourthe, nur zweieinhalb Kilometer vor deren Mündung in die Maas.“

Quelle: Wikipedia

weser

die kleinen Dinge // Entscheidungen

Als ich vor ein paar Tagen Margittas „die kleinen Dinge“ las, dachte ich mir direkt – da kann ich mich gut reinversetzen und anschließen. Da mir die Kommentarfunktion als zu beengend erschien – kommt hier die „freiere“ und längere Reaktion.

Es sind die Steine unter den Füßen, rund, spitz, eckig oder wackelig;

das Geräusch der knackenden Äste unter den Schuhen mal kaum wahrnehmbar, mal laut wie ein Schuss;

das leise Geräusch des Wassers, noch verborgen vor den Augen;

das knarrende Reiben der Äste am Stamm des Nachbarbaums;

die schmerzend kalte Winterluft in den Lungen, die mehr Leben zu spenden vermag als alles andere;

das nasse Gras der taugetränkten unendlichen Wiesen, welches sich um die Füße schlingt;

die Sonnen- und Schattenspiele der Blätter auf dem Waldboden;

diese Stellen auf der Laufstrecke die immer etwas mehr Wärme gespeichert haben als die Umgebung und so warme Inseln bilden am kühlen Abend;

es sind so normale Dinge, die doch oft so kostbar erscheinen.

Eng verknüpft mit der Magie dieser kleinen Dinge ist das Netz an Momenten und Entscheidungen, die jeden Lauf und auch jeden Schritt zu etwas Wichtigem machen und entscheidend sind für die Zukunft des Laufs. Auch diese Momente und Entscheidungen sind es die unendlich klein wirken können, aber unendlich große Folgen haben können. Ein paar Beispiele mögen sein:

  • der Stein im Schuh. Aber die Socken sind nass, die Hände seit Kilometern eingefroren. Es würde unendlich lange dauern überhaupt die Schnürsenkel zu öffnen. Wo sind die überhaupt zwischen all dem Schlamm. Was tun. Blutende Füße oder dreckige und schmerzende Hände. Und der nächste Stein wartet doch bestimmt schon. All die verlorenen Minuten.
  • der Blick ins Herz. An einem VP, unterwegs, beim Überholen, beim überholt werden. Gerade auf längeren Strecken ist der Blick in die Augen auch oft der Blick ins Herz. Man sieht die Schmerzen, den Kampf, die Erschöpfung und das Verlangen das es bald endet fast noch stärker als die Freude, die überschäumende Energie und die Unbesiegbarkeit. Da hilft dann oft:
  • das Lächeln. Es kostet manchmal ein wenig Kraft es auf die Lippen zu legen, hilft aber dann sofort einem selbst, wie auch den anderen in der Umgebung. Ein Lächeln, das die Schmerzen vergessen lässt, dass die Zeit etwas schneller vergehen lässt, das noch mal ein wenig Adrenalin und damit Leben in den Körper schickt, das das Laufen an sich wieder für eine Zeit lang leichter werden lässt.

Jeder Lauf, jedes Training, jeder Wettkampf bleibt eine Gleichung aus den guten und den schlechten Entscheidungen. Die Energie die aufgebracht werden muss um Fehler zu korrigieren verschlechtert das Ergebnis. Die positive Energie die aus den guten Entscheidungen entspringt verleiht die Flügel. Wenn man sich dabei nicht zu weit ober- bzw. unterhalb seiner Erwartungen, Ziele und Träume bewegt, läuft vieles richtig. Eines darf man dabei aber nie vergessen: Augen auf. Die kleinen Wunder rechts und links am Weg bleiben der wahre Schatz und das, was letztlich in Erinnerung bleiben wird.

Für eine handvoll gelbe Stangen (PussyRun 7.0)

Nichts hatten sich die beiden Veranstalter mehr gewünscht als endlich mit einer Tradition zu brechen. Die schon fast traditionelle Anzahl der Läufer, die die gesamte Strecke überleben, auf mehr als 6 zu erhöhen. Viele der vorheringen Ausgaben hatten eben genau diese Anzahl an Finishern und es schien ein Fluch über der Veranstaltung zu liegen. Die verflixte siebte Ausgabe hat diesen nun endlich gebrochen. Passenderweise schafften es genau 7 Läufer die 85 nonstop-Kilometer auf dem Wildnis-Trail des Nationalparks Eifel zu bewältigen. Auf der Nationalpark-Webseite mit vier Tagen beworben, hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass Zeiten zwischen 12 und 14 Stunden auch ausreichen um von Höfen nach Zerkall oder auch von Zerkall nach Höfen zu gelangen. Unabhängig von Jahres- oder Uhrzeiten. Das Pussy Wochenende wurde am Abend vor dem Lauf mit bester Laune und den üblichen Pflegefällen in Nationalpark Infopunkt in Zerkall mit einer Pasta-Party begonnen. Welch ein Gelage. Diesmal waren wir sogar besonders gut ausgestattet:

Nach der Schlafsackübernachtung gingen die Wecker um kurz vor sechs, Frühstück, Autos und Rucksäcke packen und ab nach Moschau-Höfen. Pünklich um 5 vor 8 ging es auf die Strecke. Zu dem Zeitpunkt gab es leider schon einen krankheitsbedingten Ausfall und der zweite sollte auch nicht lange auf sich warten lassen. Nach ungefähr 800 Metern und auf dem ersten etwas unebeneren Stück knickte einer unserer Kameraden um und musste nach ca. 20 km ins Versorgungsauto wechseln. Damit war der Druck immens. Es waren noch genau sieben Läufer mit Durchlaufambitionen verblieben – für den großen Traum von mehr als 6 Finishern durfte also nichts mehr Schiefgehen. Unterwegs war die Stimmung ausgelassen wie bei der Zusammenstellung der nicht immer pflegeleichten Charakte zu erwarten waren. Es wurde viel gelabert, gelästert, gelüstet, geliebäugelt, gelitten, gelahmt und auch ein wenig gelaufen.

Traumhafter Support,

p1100338

Trailpommes am vorletzten VP!!!

schöne Gespräche, viele blöde Wortspiele und immer schöner werdendes Wetter (bis hin zum umwerfenden Vollmond) brachten uns langsam aber sicher wieder zurück zum Grill, zum Bier, weiteren Gesprächen bis tief in die Nacht und zu unseren Schlafsäcken.

Es bleiben die Eindrücke, die neuen und alten Freundschaften, die Pläne, die Träume und ganz viel Angst vor der nächsten Ausgabe. Denn obwohl wir uns von vielen überflüssigen Wortwitzen befreien konnten, die Idee der nonstop-back-to-back-Pussy konnten wir nicht begraben…

Demut.

Zweimal in meinem Leben habe ich den Ort Archea Olymbia im Nordwesten der griechischen Halbinsel Peloponnes besuchen dürfen. 2004 mit unserem 12.-Klass-Jahrgang und 2005 auf einer Interrail Tour. Zweimal habe ich auf dem selben Campingplatz, bewacht von einem uralten schachspielenden Besitzer, eine temporäre Heimat gefunden. Füllten wir diesen Campingplatz 2004 mit der Klasse noch gut aus, hatten wir 4 Interrailer ihn 2005 für uns allein. Ein terassenartiger Hain von schatten- und fruchtspendenen Orangenbäumen. Gerade 2005 ein Ort, an dem die Zeit unter der heißen und trockenen griechischen Sonne einfach stehen blieb. Die Tage mit Orangenpflücken ausgefüllt wurden. Der Hügel direkt hinter dem Grundstück erlaubte in den Abendstunden einen Blick in ein Tal voller Wassersprenger, hinter denen die Sonne immer wieder versank. Ein zauberhafter, meditativer Ort.

thumb_00b4641d-6641-49de-9fb1-c363c54201e8-1148-00000f584d024437-_1024

Ob es diesen Ort wohl noch gibt? Im Rausch der überaus erfolgreichen EM 2004 waren die Straßen des kleinen Orts Schauplatz größerer Feierlichkeiten und kleinerer Autokorsos. 2005 war der eigentliche verschlafene Zustand wieder hergestellt. Unternimmt man einen Spaziergang zu dem dem Campingplatz gegenüberliegenden Ende von Archea Olymbia hat man die Chance die heilige Stätte zu besuchen, aus der dieser Ort seine Einnahmen generiert. Es ist eine Stätte die eine Zeiteinheit und eine Zeitrechnung hervorgebracht hat (die Olympiade), die nach dieser Zeitrechnung alle 4 Jahre Ort der Entzündung des olympischen Feuers ist und in der in der Antike die wohl bekanntesten sportlichen Wettkämpfe geboren und abgehalten worden. Damals im wahrsten Sinne oft ein Wettkampf um Leben und Tod, in der heutigen Zeit vor allem eine gewaltige Schlacht der Medien. Und doch geht auch von den heutigen olympischen Spielen ein gewisser Zauber für Sportler und Zuschauer aus. Der Geist der Stätte und der Geschichte der Spiele ist zumindest für einige Sportler noch vorhanden. Es bleibt für viele Sportler eine unendlich große Ehre und ein Lebensziel.

2005 hatte ich das Glück den wahren Ort dieses Ursprungs in menschenleerem Zustand besuchen zu dürfen. Die Einfriedung des Stadioneingangs sind noch erhalten, die ehemaligen Tribünen zu erahnen. Es herrschte eine Grabesstille. Dort wo einst der erste olympische Wettkampf, ein Lauf über die Länge des Stadions (192,24 m), stattfand. Ich hab mich für ein paar Momente in die Mitte auf den heißen Boden gesetzt.

Damals noch weit davon entfernt mich näher mit dem Laufen zu beschäftigen, muss ich anhand der Ereignisse im heutigen Sport und meiner Erlebnissen auf den längeren Läufen oft an diesen verschlafenen, geheimnisvollen und zauberhaften Ort zurück denken. Da wird dieses Jahr zum Beispiel ein deutsches Zwillingspaar für einen olympischen Marathon in Brasilien geradezu öffentlich zerfleddert. Die sportliche Berichterstattung heutzutage ist ausschließlich fokussiert auf Bestleistungen. Da sagt der Sieger des diesjährigen Berlin Marathons er sei nicht ganz zufrieden, der Weltrekord hätte es dann doch sein sollen. Dazu Berichte die sich mehrenden Berichte aus dem Hobbysport. Selbst dort ist ein Umgangston und eine Verhaltensweise alltäglich geworden, der stutzig machen sollte. Getreu ihren Vorbildern aus dem Leistungssport, greifen mittlerweile viele Hobbysportler zu leistungssteigernden Mittelchen und getreu dem Trend in unserer Gesellschaft wird sich nichts gegönnt, wird nach unten getreten und ein hässlicher Vergleich der nackten erbrachten Leistungen wird gnadenlos durchgezogen. Das dabei alle verlieren, fällt für den jeweiligen Moment erst einmal nicht groß auf.

Es wäre an der Zeit, dass sich alle wieder zurücknehmen, das Gelassenheit und der Fokus auf die eigene Person und Leistung wieder in den Vordergrund treten. Und vor allem wäre es an der Zeit für Demut. Eine Lektion die das längere Laufen lehrt ist: vor dir selbst kannst du nicht weglaufen. Der eigene Kopf bleibt da und kann ein großer Gegner sein. Unabhängig davon mit welchen legalen wie illegalen Mitteln nachgeholfen wird (jeder, Profi wie Amateur, hat das Recht sich selbst zu betrügen – sicher war es im antiken Griechenland auch ein Festival der leistungssteigernden Substanzen) wäre es eventuell an der Zeit wieder Dankbarkeit und Respekt zu zeigen. Dankbarkeit für die eigene Leistung und Repekt für die Leistung Anderer.

Die ersten fünf Minuten laufen ohne Pause können das Ergebnis unfassbar schwerer Arbeit sein und die Erfüllung eines Traums bedeuten. Zeit das zu würdigen. Die Leistung eines Menschen ist in keinem Fall durch eine Zahl allein zu beschreiben. Höher, schneller, weiter funktioniert nicht so einfach. Jeder Lauf, jeder Wettkampf ist ein neues Spiel mit unterschiedlichsten Variablen. Ob es am Ende gut, den Umständen angemessen, oder nicht so gut war, kann nur jeder für sich allein festlegen. Und alle drum herum sollten sich da nicht einmischen. Es gilt für jede Distanz – auf den langen Distanzen wird es aber noch einmal deutlicher sichtbar. Egal ob 100 m, 10000 m, 100 km oder länger – als Außenstehender wissen wir nicht, gegen was für Dämonen des Alltags unser Nebenmann gerade kämpft. Vielleicht ist der Kopf schwer, weil das Leben nicht läuft wie es soll, vielleicht ist das Herz voll Trauer weil jemand fehlt oder gegangen ist, vielleicht ist der Stress zu groß gewesen in der letzten Zeit und der Kopf nicht bereit. All das ist nicht zu sehen. Über all das verbietet es sich zu richten. Vielleicht war auch der Druck zu hoch, die Aufregung zu groß, die eigene Erwartung oder die des Trainers hat gelähmt, der Schmerz der überstanden geglaubten Verletzung auf einmal wieder da, die Beine und der Kopf noch so furchtbar leer von vergangenen Leistungen… Es sind unendlich viele Dinge die relevant sein können.

Am Ende steht ein Ergebnis. Seien es ein paar Schritte oder ein Weltrekord. Zeit dankbar zu sein. Dafür das es dafür gereicht hat. Mit etwas Demut den eigenen Weg zu betrachten und alle Faktoren, die für die Leistung eine Rolle gespielt haben zu berücksichtigen. Am Ende dieser Reflektion steht man oft mit der Erkenntnis da: Ich habe genau das erreicht was meiner momentanen Situation und meiner Geschichte entspricht. Da es dem Nebenmann genau so geht, hilft ein: gut gemacht – sei stolz auf dich. Wenn das Ergebnis des Nebenmanns offensichtlich weit dessen Ziele verfehlt hat, hilft kein Hohn und Spott und kein abfälliger, selbstaufwertender Vergleich – Respekt und Trost wären angebrachter.

Laufen und Sport generell sollte ein Ausdruck persönlicher Freiheit und eine Demonstration des persönlichen Willens sein. Der Leistungsdruck und der gesellschaftliche/öffentliche Druck zerstören dieses so wertvolle Konstrukt.