OSO 2017 – Alles beim Alten!

#4. So langsam ist alles richtig vertraut:

  • der Baum an dem man sich festklammern kann.
  • die Linkskurve in der Helmut und Björn mich damals mit der Tabellensituation des BVB aufgezogen haben.
  • der eine Hügel und der andere Hügel.
  • der eine viel zu steile Downhill.
  • die Suppe an VP3 die aussieht wie Schlamm, aber ganz lecker ist.
  • die Alu-Lasagne im Ziel.
  • die eine Eisenbahnbrücke über den Fluss mit dem Abhang danach auf dem die viel zu großen und unangenehmen Steine liegen.
  • der letzte VP mit viel Bier und Grill.
  • der eine Trail der geradewegs die steilste Stelle des Berges hoch führt, zu verdanken einer Streckenänderung von 2014 auf 2015.
  • Berge von Chips an den VPs.
  • der eine Trail bergan, der sich in Serpentinen den Berg hochwindet und in Treppen mündet – hier könnte man problemlos die HdR Szene vor der Begegnung mit Kankra nachstellen. Falls NZL mal zu weit weg sein sollte…
  • die Lauffamilie, die dieses Jahr durch die LEO Orga und Starter noch größer geworden ist.
  • kurzum: alles noch da! So wie es sein sollte.

Ich spreche erneut eine Laufempfehlung und auch gleichzeitig eine Warnung aus. Olne-Spa-Olne ist genau dann zuende wenn man das Zielbanner sieht. Alle offiziell verkündeten und unterwegs zugerufenen Entfernungsangaben sind schlichtweg falsch. Davon darf man sich nicht irritieren lassen. Das ist der OSO wie man ihn entweder mag, oder auch nicht. Ich hab genau ein symbolträchtiges Bild (Abbildung ähnlich!!!) mitgebracht, dass die Strecke beim OSO gut zeigt:

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Ne, war nur Spaß. Aber ich hab den Vilvo am Start gesehen – da warten wir doch lieber auf die bewegten Bilder!

Und da ist es ja auch schon – DAS VIDEO vom Vilvo!

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Was leider auch gleich geblieben ist, ist die momentane Verfassung von mir. Die erste Hälfte läuft meist ganz gut, aber die zweite dafür um so schlimmer. Der Kopf ist blockiert. Das Ziel zu erreichen scheint zwar lohnenswert, motiviert aber überhaupt nicht mehr. Der Spaß am Laufen schwindet dann schnell. Vieles was früher leicht war, wird dann zu mühevoller und abnutzender Arbeit. Der Schatten des früheren Selbst läuft quasi nebenher und hat alle Leichtigkeit und Freude mitgenommen.

NETT 2017

Bei der Durchsicht der Laufdaten der letzten Jahre ist mir aufgefallen, dass die NETT, also die NordEifelTrailTour von Stefan, echte Tradition ist. Seit 2014 gehörte er jedes Jahr mit dazu – und so war es auch gestern wieder Zeit nach Gey zu fahren um die mehr oder weniger altbekannten, mehr oder weniger vorhandenen Pfade unter die Trailschuhe zu nehmen.

Dieses Jahr war das Wetter so richtig nach Stefans Geschmack und zu siebt haben wir trotzdem einen Geschwindigkeitsrekord auf den Schlamm gezaubert. Diesmal 44 Kilometer in 6:14 h.

Stefans Video findet ihr hier!

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Das war also der vierte Streich – immer wieder NETT!

LEO180 2017

Ok – a few more words about the last weekend. Everything started with watching dots on the live tracking page of the LEO180 2016, a short question via FB, a short registration form, some thoughts and then there is that moment when you are knocking on Maartens door. There were a lot of people already there –  all of them never seen before. And it takes only a few minutes for you to feel at home. Jokes, race experiences, pasta plus a „funny“ one hour watching and laughing about Yiannis – a nice evening. After a short night with interrupted sleep it is already 0600 Saturday morning, and nine runners are standing at a random street in the NL – packed and ready.

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From that time on everything was as it should be: Pfadsucher and VPsucher together on their way through a truely beautiful track covering a best of of the middle of nowhere parts in the heart of the NL. Nice selection. We both felt strong and had a really good pace at the first 87 km towards the only real aid. By the way – thanks for all the spots in between where we could meet and greet various selections of organizators/supporters. We had an almost daylight finish on the 87 km aid station – perfect in plan and not bad placed in the whole field.

 

The next part of the race between km 93 and 118 is a really tough one but we made it quite ok. Everyone who have been out there knows – you just have to find a solution for this part and make sure to forget everything as soon as possible after you left this part.

Beyond that part the race, the running and everything was again really difficult for me. There were some few things adding up, but the real problem was the mind. As always. Lets make it a short story: at km 130 I decided to quit for what felt there to be countless of reasons. It was a horrible decision. Even more horrible to walk the next 9k of the race with a speed that would allow a finish. There was enough time, the usual problems were not too severe, the sun was about to say hello in 3 hours. You are asked if you really want to quit, you are asked if it is ok for you if the VPsucher continues… Sure, it is ok. And yes it is still good to be around, to watch what is not longer your race, to see them running again, to welcome most of them at the finish line. All of that is ok. But it is also tough. See them doing what should be your job. This will keep me thinking for quite a while.

At the end we had a really nice weekend. Thanks for all the fun, the support, the nice conversations, the place to sleep plus all your spirit and thoughts about ultra running.  And thanks for the invitation for next years LEO180! I will think about it. At the moment the probability of me returning is not too high – but this might change. So long – stay strong and running: Yiannis is watching you!

The list of the 5 heroes finishing the LEO180 2017 can be found here.

 

LEO180 – too far.

As I was the one for whom the LEO180 2017 was too far away from beeing doable – just a short notice: we had a nice weekend, met tons of new friends and connected with fantastic dutch, belgian and france ultrarunners. We saw really strong performances on an interesting track this weekend.

Congrats to our VPsucher – for him the LEO180 was probably not far enough ;). He might not have found as many aid stations he is used to but finished third in amazing 29h54m for 191.31 km.

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As for me – I maybe should think about the whole running stuff. At the moment I´m not in a condition to be able to endure what is coming on those runs. And if this does not change …

M&M and the whole team, supporters and runners – it was a real pleasure this weekend! Bedankt!

Überall Wildnis(trail)…

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Der Wildnistrail war mal wieder Schauplatz des alljährlichen PussyRuns. Die mittlerweile achte Ausgabe und dazu noch in einer besonderen Edition: back to back. Der Laufplan war: von der Mitte aus starten, die obere Hälfte (44 km) hin und zurück (88 km) laufen und danach die untere Hälfte (40 km) hin und zurück (80 km) laufen. Insgesamt standen also knapp 170 km auf dem Plan. Zu siebt gestartet gab es einige geplante und einige weitere ungeplante Ausstiege unterwegs. Drei haben es tatsächlich geschafft. Eine tiefe Verbeugung vor der Leistung. Ganz großen Dank geht an den tapferen Supportfahrer mit diesem tollen Wohnmobil und allen die drumrum geholfen haben, unterstützt haben und in Gedanken dabei waren.

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Es hat leider nicht gereicht für mich auf der ganzen Strecke. Dafür gibt es sicher eine ganze Reihe an (unterschiedlichen) Gründen. Das ist ein ungutes und ungewohntes Gefühl. Es wird noch etwas länger zu denken geben, aber der nächste Lauf auf diesem schönen Weg ist für 2018 schon in Planung – und dann wieder in einfacher(er) Ausgabe.

Die Bilder von mir gibt es hier, der Pfadsucher hat seine hier hochgeladen.

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Mit dem ersten Zug nach Langerwehe

Der Mensch mit dem Rucksack und dem Shirt einer Metalband? Vermutlich ’noch‘.

Die Menschen auf der Bank, die gerade von der Polizei kontrolliert werden? ‚Noch‘ – das ist einfach.

Die Familie mit den Koffern? ‚Schon‘ – das ist auch einfach.

Der rauchende Mensch vor dem Bahnhof? Sieht nach Arbeitskleidung aus, also vermutlich ’schon‘ – oder es ist der Heimweg nach der Nachtschicht.

Der komische Typ, der mit dem Laufrucksack um die Ecke gehetzt kommt? Der kommt mir irgendwie sehr bekannt vor. Mit ihm bin ich hier verabredet und wenn nichts schiefgegangen ist, ist die Antwort ganz klar ’schon‘. Es ist Samstagmorgen, 03:25 Uhr – eine laue Sommernacht hier am Aachener Hauptbahnhof. Keine Ahnung, wie das schon wieder passieren konnte…

Wie konnte das nur wieder geschehen … ?

Rückblende.

Freitag, 14:42 Uhr:

Läufst du morgen?

Freitag, 15:07 Uhr:

Nicht-notwendig mit dem LTB. Du kannst also einfach was vorschlagen. 😉

Freitag, 15:38 Uhr:

Ok 0325 am Hbf (50 km) oder 0600 am Treffpunkt (1,5 h + LTB)

Freitag, 16:32 Uhr:

0325 klingt eigentlich zu merkwürdig von der Zeit her, um das
verstreichen zu lassen.

Achso. So waren wir also hierhin gekommen. Alles unter Kontrolle. Also auf in den Zug und ab in den kleinen Erlebnisurlaub. Wir hatten ja keine Vorstellung davon, wie viel wir auf unserer kleinen Reise wirklich erleben würden. Aber – so viel können wir nun mit voller Überzeugung sagen – es hat sich in vollem Umfang gelohnt, mal wieder den Zug zu nehmen.

Von Langerwehe aus ging es direkt zur Karls- und dann zur Laufenburg. Schon bevor wir dann zur Wehebachtalsperre gelangt sind, haben wir drei Mal (fast) Kontakt mit Wildschweinen gehabt (mit absteigender Spektakularität – erst haben wir sie noch gesehen, dann noch gerochen, dann nur die sehr frischen Spuren gesehen) und sind über ein Paar leuchtender Augen im Wald gestolpert.

Die Karlsburg – erbaut im Jahre 1850

Die Laufenburg bei Langerwehe – mittags zwischen 12:00 und 14:00 Uhr gibt es hier keinen heißen Kakao.

Augen in der Nacht. Bestimmungshilfe erwünscht. Ein Schmetterling, vielleicht aus der Familie der Noctuidae.

Von der Wehebachtalsperre aus konnten wir dann gleich ein kleines Gewässer abhaken. Mit ca. 180 Höhenmetern auf ein paar Kilometern war der Rote Wehebach ein netter – fast unbeabsichtigter Beifang auf dem Biberweg. Von hier aus konnten wir dann – tatsächlich zufällig – auf des Vilvos Spuren entlang des Hustle-Bach-Grabens acht Kilometer lang einem traumhaft schönen Trail folgen – zum Teil sogar als Rur-Kall-Wanderweg ausgeschildert. Wer die Gegend um die Dreilägerbachtalsperre kennt, der weiß: Dort führt kein vernünftiger Weg vorbei an Struffelt oder Eifelsteig.

 

Roter Wehebach, kurz vor der Quelle

Worte haben wir keine guten, um diesen Ausflug zu beschreiben. Bilder können das mitunter besser. Aber auch sie vermögen es nicht, das Gefühl zu beschreiben, mit einem guten Freund die vermeintlich unbequeme Option gewählt zu haben und durch und durch mit einem nachhallenden gemeinsamen Erlebnis belohnt worden zu sein. Es war schön, mal wieder so unterwegs zu sein. Darum ist meine und unsere Empfehlung an euch: Wenn ihr die Wahl habt, nehmt den Trail. Wenn ihr die Wahl habt, nehmt euch jemanden mit. Genießt.

Ziegenbart oder Korallenpilz? Genießbar oder giftig?

Wir sind nicht allein!

 

Hier waren schon vor uns Menschen.

Lass alle Hoffnung, Farn.

Hasselbachgraben, Rur-Kall-Panoramaweg

Asphaltprobe.

Power-Up!

Alle Bilder gibt es – unverzerrt – auch wieder bei Flickr.

 

Das Ende.

Endlich. Der einzig mögliche Gedanke in der letzten Stunde war: Bald kommt die nächste Bank, die nächste Gelegenheit sich hinzusetzen. Und egal was dann passiert – dann ist es vorbei. Zu lang und zäh die letzten Stunden, zu wenig Kilometer in so unendlich viel Zeit. Dieses Mal hat es einfach nicht funktioniert.

Es ist ungefähr Mitternacht und ca. Kilometer 153 von den letztlich 166 Kilometer auf dem Kölnpfad. 24 h sind wir jetzt zu viert unterwegs. 24 unfassbar schöne Stunden. Gerade weil wir es tatsächlich vollbracht haben als Quartett so weit zu kommen. Unterwegs haben wir so viele Freunde getroffen, haben viele Kilometer mit ihnen geteilt, den Humor wie üblich nicht zu kurz kommen lassen, die wunderbaren VPs genossen und Stück für Stück Köln umrundet. Wir haben ein gemeinsames Tempo gefunden und immer aufgepasst, dass wir für keinen von uns Vieren zu schnell unterwegs sind. Dass das funktioniert hat ist erstaunlich und eine wunderbare Sache. Die Kraft haben wir und besonders auch ich in den letzten Stunden viel aus dieser Gemeinsamkeit geschöpft, aus der Freude so lange zusammen unterwegs sein zu können. Aus den gemeinsamen Gesprächen, den „Witzen“ und den Plänen für die Zukunft. Für mich kam auch ein Teil der Motivation aus dem Willen nach dem STUNT100 am Wochenende davor auch Köln erfolgreich zu umrunden. Und wir waren unserem gemeinsamen Traum zu viert über 100 Meilen gemeinsam zu laufen so unfassbar nahegekommen.

Und doch kündigte sich schon einige Stunden vor Mitternacht an, dass das Ende schwer werden würde. Die Erschöpfung ließ sich viele Stunden des Laufs mit Kaffee und Cola bändigen, doch langsam aber sicher befreite sie sich aus dem Koffeingefängnis. Die Hinweise mehrten sich. Ich vergaß regelmäßig zu essen und zu trinken. An und für sich nicht dramatisch am Ende eines langen Laufes, aber das Ende war eben noch zu weit weg. Mehrere Stunden zu weit. Am letzten VP konnte ich kaum etwas zu mir nehmen und war schon stehend KO. Und vor uns lag noch mehr als ein Halbmarathon in erst einbrechender und dann völliger Dunkelheit. Das bedeutete mit unserem momentanen „Tempo“ fast 4 Stunden auf den Beinen. In der zweiten Dunkelheit. Unvorstellbar und nicht möglich. Dieses Mal hatte die Erschöpfung gewonnen und brach so allumfassend über mich herein wie ich es noch nicht erlebt hatte.

Und dann kam sie. Endlich: die Schutzhütte. Zu nichts mehr fähig sank ich auf die Bank. Das Ende. Niemals wieder werde ich aufstehen. Sofort ist es kalt. Sehr sogar. Der Kreislauf verabschiedet sich. Ein bekanntes Gefühl und noch schlimmer: mir ist es egal. Ich muss mich ja nie mehr bewegen.

Die Bank ist hart. Und es ist doch sehr, sehr kalt in dieser Nacht im Juli. Und unfassbar still und einsam. Es sind 4 Bänke da – keiner von uns spricht. Es ist dieser sehr spezielle Moment. Ich weiß meine drei Begleiter sind momentan besser drauf. Haben ihre Tiefs überwunden oder nie eins gehabt. Oder sind im Kopf stark genug um das Tief zu übertrumpfen. Und alle drei wissen, dass es kaum mehr als 10 Kilometer sind bis zum Ziel. Ich weiß – sie wollen unbedingt dort hin. Sie halten den Atem an, unternehmen aber nichts. Stille. Ein paar Minuten. Ich stehe auf. Auch wenn es die härtesten Stunden werden sollten – hier, irgendwo im Königsforst können wir ja doch nicht bleiben. Schritt für Schritt muss es weitergehen.

Ich werde oft gefragt: warum? Ich kann es nicht sagen. Aber gerade in diesen Momenten in denen die Hoffnung, die Kraft und die Überzeugung gegangen sind, in denen nichts mehr geht und das Ende da ist – liegt etwas unbeschreibliches. Diese Überwindung zu erleben macht sicher einen Teil des Reizes aus auf diesen langen Strecken.

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#1: TorTour de Ruhr (160,9 km), 2016

#2: STUNT100 (160,9 km), 2016

#3: LangsteNaachtLoop (166 km), 2016

#4: Hermannsweg (161 km), 2017

#5: Seilersee (161 km), 2017

#6: STUNT100 (160,9 km), 2017

#7: Kölnpfad (166 km), 2017

tbc…

 

Der zweite Streich: Eimol öm janz Kölle röm

Nun ist er vollbracht, der zweite Streich, und auch drei Tage später lässt sich die Frage, ob es nun eine gute Idee sei, an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden einen Ultra zu laufen, noch nicht abschließend mit einem klaren „nein!“ beantworten.

Mir, jedenfalls, tat es sehr gut, in Köln bei dieser jecken Veranstaltung an den Start zu gehen. Der offensichtliche Grund hierfür sind neben dem vielen leckeren Essen, das auch für meinen exklusiven Geschmack sehr viele Möglichkeiten bot, die vielen lieben Menschen, die beim Kölnpfad wiedergetroffen oder kennengelernt habe: Allen voran natürlich unser jeckes Quartett bestehend aus dem Pfadsucher, mir und der Dürener Connection hinter dem Pussy-Run. Aber auch mit vielen anderen Menschen habe ich mich vor dem Lauf, während des Laufs auf der Strecke oder an den VPs oder in der Zeit nach dem Lauf und vor dem großen Essen, oder während des großen Essens hervorragend unterhalten können. Ein Erlebnis, das für mich immer eine große Bereicherung darstellt.

Einen weiteren Grund, der für Außenstehende vielleicht eher im Verborgenen bleibt, möchte ich hier auch an prominenter Stelle genannt wissen: Der Lauf ist einfach mit sehr viel Liebe und auch Achtsamkeit organisiert. So wird versucht, durch das Weglassen von Einwegplastikbechern und durch den Gebrauch von kompostierbaren Tellern und von kompostierbarem Besteck die Belastung für die Umwelt zu minimieren. Diese Haltung setzt sich auch bei der Wahl des Essens und bei der größe der Getränkebehältnisse fort. (Klar, wenn ich meinen eigenen Becher mitbringen muss, dauert das mindestens fünf Sekunden länger. Aber bei den wenigsten Läufer*innen kommt es bei einer Streckenlänge von hier mindestens 75 Kilometern auf die paar Sekunden an.) Weiter räumen die Veranstalter den Menschen, die hier für einen guten Zweck teilnehmen, einen besonderen Platz ein, um ihr Projekt vorzustellen – nicht nur in den Startunterlagentaschen sondern auch bei der Sieger*innenehrung. Hier wurde insbesondere das Projekt Papillon für Kinder krebskranker Eltern vorgestellt¹. Auch die Haltung des Orgateams gegenüber allen Beteiligten insbesondere auch gegenüber ihrem Helfer*innenteam wirkte auf mich nachhaltig positiv; eine Haltung aus der tiefe Dankbarkeit sprach. Schließlich bleibt es bei so einer großen Veranstaltung mit rund 200 Teilnehmenden nicht aus, dass bei den Nahrungsmitteln Reste übrigbleiben. Diese haben Tom und Thorsten an die Tafel gespendet. Diese Grundhaltung, die das Orga-Team an diesem Wochenende gezeigt hat, empfinde ich als vorbildlich und bin froh, dass ich das so miterleben durfte.

Der nächste Grund, warum mir das Wochenende am und auf dem Kölnpfad sehr gut getan hat, ist – mal wieder – die Begeisterung und Einsatzbereitschaft des gesamten Teams an der Strecke. Es ist jedes Mal wieder der Wahnsinn diese Menschen zu erleben, die einen großen Batzen ihrer Freizeit opfern, um den verrückten Menschen auf der Strecke zu helfen, ihnen beizustehen und alles in ihrer Macht stehende zu tun, die Verrückten in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Mit welcher guten Laune und welchem Wohlwollen sie das machen, erfüllt mich jedes Mal aufs Neue mit Verzücken.

Weiter klingt der Kölnpfad zunächst einmal nach einer relativ ungefährlichen Sache (sehen wir mal von den Kilometerzahlen ab, die für die meisten Menschen schon sehr verrückt klingen). Tatsächlich sprechen die Zahlen der Aussteigenden  aber eine andere Sprache: über fünfzig Prozent auf der 100-Meilen-Strecke. Die Rohdaten verleiten vielleicht ein wenig dazu, den Kölnpfad zu unterschätzen, und so gibt es doch sehr viele, die hier an ihre Grenzen stoßen, egal ob sie sich für die 100 Meilen, die jecken 10 x 11 Kilometer oder die Nachtschicht (75 Kilometer) entschieden haben. Einige erreichen diese früher als gedacht und kämpfen dann, um die Grenzen doch noch ein wenig hinauszuschieben, andere wachsen tatsächlich über sich hinaus. Lange hat es mich in der Nacht nicht im Zelt gehalten, zu groß war am Morgen der Drang, jene zu empfangen, die sich durch die letzte Nacht gekämpft hatten, ihnen zu ihrer Leistung zu gratulieren, die sicherlich mehr Täler gesehen hatten als ich an diesem Wochenende.

Zur Strecke des Kölnpfads können andere Menschen ganze Bücher schreiben. Wie ich inzwischen weiß, ist sie mit sehr viel Liebe zum Detail ausgesucht worden und zeigt neben vielen schönen Stellen in der Natur auch sehr viele Orte, die einen Teil der bewegten Geschichte dieser Stadt offenbaren. Während des Laufs blieb mir diese Einsicht jedoch leider verborgen. (Vielleicht muss ich diesen Lauf ja mal in Begleitung eines Kölner Menschen absolvieren.) Andere Menschen, die einen größeren Bezug zu Köln haben, können sicherlich auch in größerer Begeisterung davon vorschwärmen, wie grün der Lauf doch ist, obwohl die Strecke sich nie wirklich weit von der Zivilisation entfernt. Doch da, so bin ich ehrlich, stehe ich mehr auf die kleinen wirklich schmalen Pfade, die sich durch die Felder und Wälder schlängeln. Zugegeben, wir hatten auch viel Dunkelheit und auch der Tag war mit dem vielen Regen nicht besonders freundlich, auch wenn es sich unter dem kleinen Knirps, den ich eigens dafür mitgenommen hatte, sehr gut aushalten ließ. (Vom Quasi-Profi zum ersten Mal gehört, nun beim STUNT bei Stefan erneut gesehen und endlich übernommen. Ein kleiner Knirps ersetzt im Regen (ohne Sturm) eine teure Regenjacke locker.) Vielleicht lag es auch an der grandiosen Unterhaltung, dass ich vom Weg selbst nicht so viel wahrgenommen habe. Ein paar Sachen jedoch, bleiben mir als Bilder in Erinnerung und die sind eigentlich ganz schön.

Ein kleiner Hinweis noch für diejenigen unter euch, die den Kölnpfad mal laufen wollen: Es ist sehr hilfreich, für die Wegfindung ein GPS-Gerät dabeizuhaben, mit dem ihr umgehen und nach dem ihr laufen könnt. Es gibt doch ein paar Stellen, an denen die Chance, sich zu verlaufen, recht hoch ist, insbesondere wenn in der Nacht neben der schlechten Sicht auch noch die Müdigkeit hinzukommt.


¹ Das Projekt Papillon unterstützt die Kinder krebskranker Eltern. Diese tragen auch einen Teil der Last, die die Eltern durch die Krankheit schultern müssen. Allerdings haben sie, da sie ja nicht selbst krank sind, weniger Anlaufstellen und Möglichkeiten, Unterstützung zu erhalten. Diese Problematik soll hier angegangen werden.

 

Der erste Streich: STUNT 100

So ist er nun vollbracht, der erste Streich. Viele von euch haben uns Glück gewünscht und die Daumen gehalten. Einige von euch haben sogar bis tief in die Nacht den Live-Ticker des Veranstalters (den ihr noch nachlesen könnt) verfolgt. Vielleicht gibt es sogar welche unter euch, die auf einen Bericht oder die Geschichten vom STUNT warten. Die meisten hoffen vermutlich einfach darauf, nicht mehr so viel von uns lesen zu müssen. 😉 Diese wollen wir mit diesem Beitrag enttäuschen. Für erstere wollen wir hier den Versuch wagen, die vielschichtige Geschichte des STUNT 100 anzureißen:

Ein epischer Lauf ins Ungewisse

Epische Musik, die das obligatorische Briefing einläutet. Hells Bells von AC/DC oder For Whom the Bell Tolls von Metallica. Ein Abschiedslied, wenn die Läufer und Läuferinnen sich zum Start begeben, kurz bevor sie sich ihrer vielleicht letzten Herausforderung widmen. Conquest of Paradies von Vangelis, das als Abschiedslied von Henry Maske gespielt wurde. Vielleicht auch eines der Lieder von Hans Zimmer – Lost But Won – das die Läufer und Läuferinnen auf das Bevorstehende einstimmt. Im Anschluss, wenn wir der Gefallenen gedenken und die Überlebenden auszeichnen, wird dann Adiemus von Karl Jenkins gespielt, oder Now We Are Free ebenfalls von Hans Zimmer, wie wir es vielleicht noch von Gladiator kennen. Wir haben eine ungefähre Ahnung davon, wie ein episches Laufwochenende aufgebaut werden sollte. Der STUNT 100 in Sibbesse braucht all dies nicht. Diejenigen, die hierhinkommen, haben auch so schon eine Ahnung von dem, was auf sie zukommt. Der Veranstalter Hansi hat sie alle einzeln von Hand ausgesucht und das ist auch gut so: Denn der STUNT 100 hat sich – so müssen wir es zugeben – mit allen Wassern gewaschen und verlangt allen Beteiligten einiges ab und schenkt ihnen zugleich sehr vieles.

Den Kampf, den es bedeutet, können wir euch hier jedoch nicht vorwegnehmen. Auch dieses Gefühl von Abenteuer, wenn es nachts über den Külf geht, können wir hier weder adäquat in Worte fassen, noch werden ihm die Bilder gerecht. Ebensowenig das Gefühl ständig dem dunklen Turm ausgesetzt zu sein. Auch das Gefühl der helfenden Hände am Rand, die alles tun, um dich voran zu tragen und dich für deine Aufgabe zu wappnen, die gleichzeitig aber hilflos sind; denn tragen können sie dich nicht – so wie der weise Mann im Film, dem nicht mehr verbleibt, als dem jungen Krieger das magische Schwert zu überreichen, ihm ein paar Hinweise zu geben und dann in die Schlacht ziehen zu lassen. Das müsst ihr selbst erleben.

Darum gehen wir nun zu einer anderen Geschichte über, die an diesem Laufwochenende geschrieben wurde. Denn irgendwie sind Hansi dort, trotz aller Mühe zwei Gestalten in seine Starter*innenliste geraten, die – um noch für einen Moment bei den Liedern zu bleiben – eher nach Entry of the Gladiators von Julius Fucik klingen: Tim und Struppi oder wie sie während des Laufs liebevoll vom Team des Veranstalters genannt wurden wahlweise „die Partygang“, „das laufende Stimmungsnest“ oder die „Spaßgang“, die „die Versorgungsstationen plündernd durchs Leinebergland läuft und gute Laune verbreitet“.

Die Spaßgang

Diese Geschichte ist eigentlich schnell erzählt: Wir haben das gemacht, was wir am besten können: Über lange Distanzen essen und Klamauk machen. Dabei könnt ihr uns aber so regelmäßig erleben, dass wir das hier gar nicht weiter ausbreiten müssen: Entweder ihr kennt uns oder ihr lernt uns noch kennen oder das Schicksal meint es gut mit euch. Ob wir unser Ziel, den Verpflegungsstandaufenthaltsrekord vom vergangenen Jahr zu brechen, wissen wir leider nicht. Wir haben uns aber alle Mühe gegeben. Wir müssen uns an dieser Stelle aber sehr ausdrücklich bei Susanne, Matze und seiner Tochter entschuldigen: Aufgrund der hereinbrechenden Nacht hatten wir die Augen zu stark auf Sibbesse gerichtet, um euren VP in dem Moment richtig zu würdigen. Nur acht Minuten waren wir bei euch! Das tut uns sehr Leid und wir werden im nächsten Jahr alles daransetzen, euch die verpasste Zeit zurückzugeben (Sorry, Hansi.). Eure wunderbare Versorgung und die ganzen liebevollen Kleinigkeiten haben wir dennoch mit uns mitgenommen und uns auf den nächsten Kilometern von ihnen beflügeln lassen!

Die Photo-Love-Story: Frankie Goes to Sibbesse

Frankie! Im letzten Jahr Teil des glorreichen Triumvirats hat Frank sich in diesem Jahr der Vernunft gebeugt und verletzungsbedingt pausiert. Da wir nicht ganz ohne ihn laufen wollten… Seht einfach selbst:

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(Das letzte Bild haben wir ganz dreist von der STUNT100-Homepage übernommen. Das Copyright dafür liegt vermutlich bei [wenn ich mir Namen richtig merken könnte] Susanne.)

Das Comeback

Ohne ihn hätten der Pfad- und der VP-Sucher sich sicherlich nicht so ohne weiteres kennengelernt. Ohne ihn wären wir wahrscheinlich auch nicht so wirklich in diese Ultralaufszene hereingerutscht. Der Mensch, der sich hier bei den Kommentaren würdig „der alte Mann“ nennt, ist sicherlich so etwas wie unser beider Lauf-Papa. Durch ihn haben wir auch zum STUNT gefunden. Nun hatten wir ihn für dieses Wochenende noch einmal zurück auf die lange Strecke geholt. So sollte sich der Kreis schließen. Diese Geschichte können wir andernorts erzählen – oder ihr fragt ihn selbst. Eine Sache vom STUNT gibt es hier aber noch, die für uns doch die Menschen in der Ultra-Laufszene auszeichnet und die wir hier wiedergeben wollen: Wo sonst halten die Menschen mitten in dem, was einige als Wettkampf betiteln wollen, inne und rufen den Veranstalter an. Sie stehen mitten im dunklen Wald, genießen das Spektakel, das hunderte Glühwürmchen, die den Wegesrand säumen, ihnen bieten und haben einfach das Bedürfnis, dieses Erlebnis mit jemandem  zu teilen.

Danke, Helmut, dass du dich für uns oder durch nochmal zu dieser Ausnahmeaktion hast hinreißen lassen! Wir verneigen uns.

Die wahren Held*innen

Auf dem Finisher-Photo des STUNT 100 2017 sind neun Menschen zu sehen, die – auch wenn sie sicherlich zum Teil einiges durchgemacht haben – im Wesentlichen ein so schönes Urlaubswochenende geplant hatten, dass sie sogar bereit waren, Geld dafür zu bezahlen. Sie alle sind an diesem Wochenende sicherlich mehr gelaufen als der Durchschnittsmensch. Sie haben vielleicht auch ein wenig Respekt oder Mitleid verdient, wenn wir uns überlegen, welchen Quatsch sie sich für das Wochenende ausgesucht haben. Die wahren Helden und Heldinnen dieses Wochenende tauchen aber auf dem Bild nicht auf: Das ganze Versorgungsteam des STUNT 100 fehlt. Dabei sind dies die Menschen, die alles in ihrer Macht stehende getan haben, um die Verrückten zu unterstützen. Sie werden viel zu oft vergessen, aber ohne sie und ihren freiwilligen Einsatz mit vollem Herzblut wäre am ganzen Wochenende nichts gelaufen. Für uns seid ihr die wahren Heldinnen und Helden. Ihr wisst, was ihr alles getan habt und dazu können wir, während wir uns demütig verbeugen, nur eines sagen: Danke! Schön, dass ihr da wart! Die Geschichten, die ihr erlebt…

Die Familienfeier

Die Geschichte des STUNTs ist auch die Geschichte einer großen Zusammenkunft einer etwas größeren kleinen Familie. Die wenigsten Menschen dort haben wir uns gezielt ausgesucht oder aussuchen können, aber bei allen sind wir froh, dass sie da sind, und irgendwann – so sagt es der Pfadsucher – kommt der Punkt, an dem wir nicht nur für uns sondern auch für sie laufen. Denn jeder einzelne dieser Menschen trägt auf seine ganz eigene Weise etwas ganz Besonderes zu dieser Feier bei, trägt uns ein Stück weit mit und für jeden einzelnen dieser Menschen hätte ich zumindest eine kleine Geschichte parat, die ich mir in guter Erinnerung behalten möchte. Einige davon werden bestimmt sehr lange begleiten, werden aufbewahrt wie kostbare Schätze und ausgepackt, wenn wir in dunkler Nacht verloren auf einem einsamen Trail stehen. Weißt du noch… ?

Photos haben wir wie immer ein paar zusammengestellt: Der Pfadsucher und Der VP-Sucher. (Leider wissen wir noch nicht, wie wir daraus ein einziges Album machen.) Dabei sind auch die Bilder aus der Frankie Goes to Sibbesse-Love-Story in höherer Auflösung.