Gruppenbild mit Zwerg_Ohm-Trail 2016

Ohm.Trail.2016.003

Am Anfang war noch Luft im Zwerg – als wir nach knapp 9 Stunden wieder da waren, lag er als zusammengefallener Plastiksack im einsetzenden Regen. Alles in allem ein Lauf, der einem die Schuhe auszieht. Vermutlich sogar im wahrsten Sinne, wenn man sie nicht fest genug gebunden hat. Ein Lauf der bei 50 km in einem moderat veranschlagten Tempo einfach mal knapp 9 Stunden braucht. Bis auf ganz wenige Meter war es realistisch betrachtet entweder kaum laufbar, zu schön um es nicht auszukosten und zu genießen, relativ nass und rutschig (der Regen der letzten Tage hatte die Strecke in einen Traum aus Wasser verwandelt) oder auch einfach unfassbar steil. Das hört sich jetzt alles sehr negativ an. Es war fantastisch! Als 5 Freunde angereist, zu fünft zusammen da durch. Gelacht, geflucht, genossen, sich noch besser kennen gelernt, die Höhen und Tiefen einer technisch sehr anspruchsvollen Strecke gemeistert, ohne Verletzung angekommen… Es stimmte sehr, sehr viel. Die Strecke hat das Prädikat „unglaublich wunderbar“ verdient! Wer Trail will, bekommt ihn hier in allen denkbaren Ausführungen. Wie oft wir über die Streckenführung lachen mussten.

Manchmal hat man die perfekte Strecke vor dem inneren Auge: aberwitzig, kompliziert, lächerlich schwierig und landschalftlich so schön das man denkt, man sei im Urlaub. Und dann kommt man zum Ohm-Trail und denkt sich: gibts ja wirklich. Der Lauf bleibt auf der Liste und kommt locker in die Top 10 der Strecken. Auf bald!

Ein paar Fotos gibt es hier (sagen ja bekanntlich mehr als 269 Wörter):

Weiter Bilder gibt es hier. Stefan ist die 35 km-Variante gelaufen. Auch er hat ein paar Fotos gemacht und das Video folgt bestimmt.

24h am Seilersee – Eine Traumzeit!

Der Vorteil an einem 24-Stundenlauf ist, dass man die Verpflegungspunkte, sobald man sie einmal gefunden hat, bis zum Ablauf der 24 Stunden immer und immer wieder besuchen kann und – da die Runden doch meist recht übersichtlich zu sein scheinen – auch leicht wiederfindet. Tatsächlich sollte an diesem wunderbaren Wochenende das Suchen der VPs keine große Herausforderung für den VP-Sucher darstellen: Einen hatten wir selbst an unserem Zelt eingerichtet, einen weiteren phantastischen VP konnten wir nur wenige Meter später gar nicht verfehlen:

24h.Iserlohn.VP

24-Stunden-Essen am Seilersee

Dieses Mal wurde der VPSucher wohl eher zum VPBesucher, das aber sehr sehr gerne. Vielleicht ist das auch, wo wir den Laufbericht beginnen sollten: Ein riesiges Dankeschön, an das gesamte Versorgungsteam, welches 24 Stunden lang mit vollem Einsatz, einer riesigen Vielfalt wunderbarster Speisen und stets bester Laune für uns bereitstand und uns jeden Wunsch von den Lippen ablas. Wir hätten es uns besser nicht wünschen können. Für Leute wie unseren Struppi, gab es sogar eine ‚vegane Ecke‘ – einen Tisch voller Leckereien, der ganz auf die Bedürfnisse diese Grünzeugesser eingestellt war, ohne dabei auf Soja-und-Fleischersatzklischees hereinzufallen. Ich sage nur: „Brot mit Erdnussbutter und Marmelade, Chips, Salzstangen, Essiggurken: ein Traum!“ Nächstes Mal (Hm,… keine Ahnung, was ich damit meine…) werden wir unsere Wraps und Maisschnittchen vielleicht einfach dazulegen.

Nachdem das Wichtigste erzählt ist, können wir uns also dem Lauf widmen – einem 24-Stunden-Benefizlauf zugunsten der Aktion TADRA in Tibet und des Vereins ‚Himalaya Friends e.V‘, welcher sich unter anderem für die Erdbebenopfer in Nepal einsetzt. Der Pfadsucher kannte die Strecke schon aus seiner düsteren Vergangenheit; da wir etwas früh angereist waren, blieb also noch Zeit für eine ‚Streckenverkennung‘ wie wir von Wilma erfahren haben, die uns dabei entgegengekommen ist. Schon verrückt, dieser Niederländer*innen, schauen die sich die Strecke schon vorab in Laufrichtung an, als käme man nicht später noch dazu. Besonders traillastig war die Strecke nicht, wohl deutlich weniger als Vilvos Konkurrenzveranstaltung am Glockenofen – es versprach also, das typische Tim-und-Struppi-Asphaltwüstenevent zu werden, auf das wir uns am Abend zuvor mit den entsprechenden einschlägigien Dokus eingestellt haben.

Aber wir waren ja nicht wegen des Laufens dort sondern wegen des Essens und der netten Gesellschaft und von beidem gab es reichlich. Irgendwie sind solche Events da wohl gelungenen Familienfeiern sehr ähnlich und fühlen sich auch so an.

Der Lauf selbst: Er lief dann irgendwie. Die kleine Runde wurde aus irgendeinem Grund nie langweilig und hatte mit ihren 22 Höhenmeterchen auf 1,78 Kilometern schon ein bisschen was zu bieten. Das wechselhafte, stets kalte aber auch im Graupel- und Hagel-schauer trockene Wetter trug vermutlich ebenso seinen Teil dazu bei, wie nächtliche Beleuchtung des Sees, und die häufig wechselnden Laufpartner, die man so sieht, mit denen man dann oft ein paar Worte wechseln oder ihnen anerkennend ein paar staunende Worte hinterherraunen kann.

Ansonsten sind wir tatsächlich ein wenig gelaufen. Allerdings hat Struppi nach gut 21 Stunden mit einer leichten Reizung der Achillessehne aufgegeben und sich lieber für andere Tortouren geschont – jetzt, einen guten Tag nach dem Startschuss ist er aber wieder beschwerden- und spartathlonqualifikationsfrei und scheint somit alles richtig gemacht zu haben. Der Pfadsucher hat es taktisch ein wenig klüger gemacht und konnte so, die letzten zweieinhalb Stunden nutzen, um nochmal richtig Gas zu geben, sodass wir auf insgesamt gut 300km gekommen sind. Dabei haben wir auch sehr auf die Zeitmessung geachtet,

24h.Iserloh.Streckenverkennung3

Zeitmessung am Seilersee, hier noch nicht aktiviert

die – wohl als merkwürdiges Spleen des Veranstalters – auf etwa der Hälfte der Runde angebracht war: Wir hatten die eine oder andere Traumzeit dabei. Wer sich die Splits anschauen möchte, bekommt da vermutlich auch einen guten Eindruck davon, wie sich so ein 24-(oder im Falle des VPSuchers 21,5-)Stundenlauf so anfühlt. Stellt euch das vor, gespickt mit vielen netten Leuten, VP-Besuchen, netter Musik, den sich verändernden Geräuschpegeln der Tier- und Läuferwelt und der Autostraßen sowie den Impressionen von oben: Mir fällt keine bessere Art ein, das Gefühl eines 24-Stundenlaufs zu vermitteln:

Das Traumzeitgefühl am Seilersee und Pfadsucher on the run

Ein Traum von einem Lauf. Unser Respekt, unser Dank und unsere Glückwünsche gelten all jenen, die ihre gesteckten Ziele erreicht haben; jenen, die sie nicht erreicht haben, aber für das bestmögliche Resultat gekämpft haben; jenen die in dieser eisigen Aprilnacht durchgehalten haben, so lange ihre Kräfte es zuließen; den Veranstaltern, für eine wahrlich gelungene Veranstaltung; dem Versorgungsteam, das sich mehr aufgeopfert hat als so mancher VPSucher an diesem Tag.

20160409_Rund um Solingen (100 km)

Was natürlich in der ganzen Hektik nicht untergehen darf: der schöne Lauf vom letzten Wochendende. Auf den Lauf bin ich durch Zufall im Netz gestoßen und da es in meinem Kopf gut in die TTdR-Vorbereitung passte, habe ich mich einfach angemeldet. Struppi hat wie immer natürlich nachgezogen und so waren wir am Samstag recht früh auf den Beinen. Für den Freundschafts- und Gruppenlauf Rund um Solingen sind wir um um kurz nach 0200 Uhr aufgestanden und um 0315 waren wir im Auto unterwegs nach Solingen. Dort wurden wir mit Kaffee und Brötchen begrüßt und von Temperaturen jenseits von Gut und Böse. Sich für einen Gruppenlauf anzumelden, bei dem man keinen richtig gut kennt ist immer spannend und wir freuten uns auf viele neue Gesichter und Geschichte. Einen kannten wir dann doch – Stefan war da. Der Schock war einigermaßen groß und ich hoffe wir haben auf den ersten 50 km nicht zuviel Blödsinn erzählt und damit irgendwem schlechte Laune bereitet :).

Die Strecke war absichtlich nicht so spannend wie der Klingenpfad, aber trotzdem sehr schön. Die Orga top und die Verpflegungen super. Vielen Dank an alle die daran mitgewirkt haben – schönes Dingen. Gewünscht war ein langsamer und gemütlicher Test über 100 km und genau das ist es geworden. Bei perfektem Wetter, wenn man mal davon absieht das es die ersten 3 Stunden verdammt kalt war.

Neue Leute durften wir auch kennen lernen und Geschichten haben wir viele gehört. Und was für welche… An manchen Stellen sollte man vielleicht besser schweigen. Wir haben gelernt, dass die eine Hälfte der Leute bei der TTdR am Start ist und ein paar der Leute auch in Iserlohn wieder zu uns stoßen werden. Alles beim Alten also. Wichtige Treffen wurden verabredet (wir haben mit Verena ein Gummibärchen-Date bei der TorTour) und wichtige Dinge über das Laufen haben wir auch gelernt (der schlimmste Feind des Ultras sind die bösen Wurstfinger :D).

Schön wars – ein paar erste Bilder findet ihr hier. Vielleicht werden die noch von Struppi ergänzt.

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Wer sich schon immer gefragt hat was die perfekte Geschwindigkeit ist – hier ist die Antwort:

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Königsforst_Qual

Es bleibt einfach dabei – es ist nicht meine Distanz. Diese 42,195 km sind einfach nicht ohne Training flott zu laufen, wie die Distanzen darunter. Und in gemütlichem Tempo ist Marathon auch zu komisch (es sein denn es ist der mAMa oder ein anderer Gruppenlauf). Die Erkenntnisse nach meinem nun 15. Marathon fallen der Laufleistung entsprechend bescheiden aus:

  • Die Laufleistung der letzten ca. 20 Läufen vor dem Königsforst Marathon qualifiziert für keine höheren Aufgaben (eigentlich kein Wunder)

Bildschirmfoto 2016-03-13 um 20.41.41

  • Trotzdem ist es möglich 30 – 35 km über den eigenen Verhältnissen zu laufen wenn man bereit ist die Rechnung zu bezahlen

Bildschirmfoto 2016-03-13 um 20.56.27

  • Eigentlich brauch ich die Qual am Ende und danach wirklich nicht und für Training auf dieser Distanz fehlt mir das gewisse etwas

Es war bis auf das Ende ein toller Tag. Schön mit Lukas und Alex unterwegs gewesen zu sein. Schön das die echten Läufer es der Schnecke heute gezeigt haben. Das beruhigt – alles wie es sein muss. Glückwunsch an euch beide, besonders an Lukas für den 1. in der AK und den winzigsten Pokal auf dieser Erde :). Ob ich noch einmal begleiten werde – … Da der ATG zwar zwei Läufer unter den ersten 10 zu bieten hatte, aber keinen dritten mit dabei hatte und ich auch sonst keine 3 Läufer eines Vereins unter den ersten 40 ausmachen konnte, sollten wir den LTB Aachen würdig vertreten haben.

Alles unter Kontrolle – Klingenpfadtraining

27.02.2016

Mal keine Bilder. Nicht das die 72 km Rund um Solingen auf dem Klingenpfad keine Motive hergeben würde – ein sehr schöner Rundwanderweg: Brücken, Wasserfälle, schöne Aussichten, malerische Täler… Ideal für eine Trainingsrunde in Begleitung von Max, den ich 2007 in Vorbereitung auf unseren jeweils ersten Marathon kennen lernen durfte. Schade das der Kontakt danach verloren ging, um so schöner, dass heute mal Zeit war Pläne auszutauschen und Geschichten zu erzählen. Es gab die üblichen Hochs und Tiefs die eine solche Distanz mit sich bringt und die Cola auf dem Minigolfplatz bei km 50 konnte so einiges. Mehr sei dazu nicht gesagt. Lediglich zwei Beobachtungen sind noch festzuhalten:

  • Jens Vieler wird in „Der Wüstenläufer“ von einem Trainingskamarad sinngemäß und scherzhaft gefragt: „Wann haben wir eigentlich die Kontrolle über 100 km Trainingsläufe verloren?“ Auch wenn es traurig ist, dass man für Vergleiche so weit gehen muss, gibt es doch Hoffnung und Mut: alles voll unter Kontrolle. Wir haben das im Griff. Alles ganz normal.
  • Die Tendenz (Rund)-Wanderwege, Flüße, und Berge zum Spaß abzlaufen ist Besorgnis erregen. Wenn wir alle Flüsse genau kennen, jede Stadt umrundet haben und alle Berge bestiegen sind, müssen wir dann wieder zurück zu Cityläufen in die Innenstädte oder weichen wir gar auf Ländergrenzen aus? Fragen über Fragen.

Breite, direkte Wege

Wir müssen uns so langsam auf das Schlimmste vorbereiten. Da darf es uns nicht schocken, wenn unsere Freunde sich am frühen Morgen an unseren Arbeitsweg stellen, um uns bei lausiger Kälte begeistert anzufeuern

Frosty long distance running Snowman

Typische Läuferfigur: Schlanker Oberkörper, dürre Ärmchen und vor allem: BEINE.

Ansonsten müssen wir es lernen, auf diesen endlosen, geraden, fast direkten (also mit vom Eis und Schlamm abgesehen fast direktem Bodenkontakt) Wegen zu laufen, und auch dann nicht auf ewig zu verharren, wenn die Sonne uns am Morgen belohnt.

So beginnt ein feiner Tag, der ähnlich lustig enden sollte… nur das mit den direkten Wegen müssen wir vielleicht nochmal üben… aber wozu eigentlich? Es ist doch viel schöner so.

NETT & Jeck

Einen Tag nach dem erfolg- und essensreichen „mAMa reloaded“ war der Hunger groß und die Füße und Beine waren verwöhnt. Struppi hatte Lust auf mehr! Was könnte es da besseres geben als den NETT & Jeck – einem wunderbaren Traillauf durch die Nordeifel, der seinem Namen alle Ehre macht. Um die Spannung rauszunehmen: Einen VP gab es auf diesen schönen Trails durch die Nordeifel leider nicht. Aus dieser Sicht hat sich die Anreise nicht gelohnt – aber das haben wir ja schon vorher vermutet und deshalb unsere Rucksäcke gut gepackt mit Brötchen, Nüssen, Schokolade, Riegeln, Bananen, Pferdemaske und Tuschmaschine: Was man eben so am Karnevalsonntag gebrauchen kann, wenn man mit dieser Truppe unterwegs ist. Bereits am Vortag zeichnete sich ja ab, dass wir wieder mit den üblichen Verdächtigen unterwegs sein würden:

Ein sehr nettes Trüppchen, mit dem es sich in wunderbarer Atmosphäre laufen und durch den Matsch waten ließ. Nach dem mAMa hatte ich da ein hübsches Bild von gemütlichen Waldwegen, trockenen Füßen und dem einen oder anderen laubbedeckten Pfad im Kopf. Aber der Vilvo lässt sich nicht lumpen und zeigt mit seinen Jahren der Trailerfahrung, dass wir noch einiges zu lernen haben: Auch an diesem trockenen Tag hatte der NETT & Jeck noch mehr Schlamm zu bieten als der mAMa und auch was die schönen, ehemaligen Trails (manche würden wohl hinzufügen ‚aktuellen Brombeerfelder‘) angeht, hat der Lauf einiges zu bieten. Wo die mAMa Lust auf mehr gemacht hat, da hat der NETT & Jeck geliefert.

Man weiß, dass man auf gutem Weg ist, wenn selbst der Vilvo sich fragt, wo denn nun der Weg sein könnte:Mittel-Nett_Jeck_2016_15

Danke für einen weiteren tollen Lauf, Stefan. Danke an alle, die zur tollen Atmosphäre am Narrenwochenende beigetragen haben. Täätäääää! Es sind diese kleinen, wunderbaren, versteckten Läufe, die fernab von jedem Trubel in einer großen, herzlichen, eingeschworenen Familie stattfinden, die das kompetitive Futtern zu etwas machen, das Kraft, Ruhe und Gelassenheit schenkt.

Ein paar Bilder und natürlich das obligatorische Video gibt es auch bei Vilvo, der es bestens versteht, Wege und Schuhwerk aufeinander abzustimmen. 🙂

 

DutchCoastUltraRunbyNight_2016

Ach, es ist doch immer sehr schön ans Meer zu fahren. Und dann noch so kurzentschlossen und spontan. Einfach freitags Nachmittags in den Zug und kaum 4 Stunden später ist man schon in Den Helder und damit am nördlichsten Punkt des niederländischen Festlandes. Noch viel besser ist, dass es nach Süden einen schier unendlich langen Sandstrand gibt. Zum Verweilen, Spazieren gehen und Sandburgen bauen. Traumhaft. Nur die Sporttasche war irritierend und die Laufschuhe an den Füßen auch. Und Björn war dabei. Nach einer Zugfahrt ohne verpasste Anschlüsse und einigen Gesprächen über Läufe die außerhalb von Gut und Böse liegen, muss es für die wenigen anderen Passagiere ein komisches Bild gewesen sein als sich in Den Helder die Türen des ICs das letzte mal öffneten. Auf einmal waren ca. 20 in Sportsachen bekleidete Menschen, die im Januar im Dunkeln schnell aus dem Bahnhof in Richtung gegenüber liegendem Hotel verschwanden.

Der Start des DCURbN sollte nach GPS Track genau dort erfolgen. Also mal rein ins Warme. Es waren noch anderthalb Stunden zu überbrücken bevor um 2200 der Start für die Starter über die 100 und die 75 km Strecke erfolgen sollte. In der Zwischenzeit konnten wir das Treiben am 60 km Verpflegungspunkt der 100 Meiler beobachten. Die waren schon um 1400 in der Nähe von IJmuiden gestartet und durften daher den Strand in beide Richtungen und sowohl im Hellen als auch im Dunkeln genießen. Und sie waren bedauernswerter Weise auch die gewesen, die die Regenschauer aushalten mussten, die am frühen Abend über die Küste gen Westen gezogen waren. Die Hoffnung auf eine wettermäßig ruhigere Nacht stand ihnen in die Gesichter geschrieben. Überhaupt das Wetter: an dieser Stelle muss ich verstehen, dass ich den Unmut der Organisatoren verstehen kann. Bei einem Lauf, der oft davon gelebt hat gefühlte -20°C, Sturm oder Orkan von vorne, eingefrorene Gesichtspartien und Trinkschläuche aufbieten zu können, so schönes und ruhiges Wetter zu haben ist schon ärgerlich. Obwohl ich sonst vehement ungünstige Bedingungen verfechte – dieses Mal möchte ich mich zum ersten Mal nicht beschweren. Für die erste Erfahrung bei diesem Event war es schön, dass das Wetter überhaupt kein Problem war. Um 2130 wurde es in der Hotelbar richtig voll. Alle Läufer waren da und holten sich ihre Nummern. Auch wir registrierten uns und hatten mit Rinus unser Gepäckproblem (wie bekommen wir unsere Sporttaschen von Den Helder nach IJmuiden wo wir sie doch nicht wie alle anderen dort in unserem Auto hatten lassen können) ganz schnell gelöst. Danke dafür! Eindringlich wurden wir bei dieser Gelegenheit nochmal vor dem Strand gewarnt und das es wohl anders werden würde als wir es gewohnt seien. 🙂

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Rucksäcke auf und raus vor die Tür. Ein wunderbar rustikaler Start. Man benötigt einen Stuhl damit man als Organisator größer ist als die versammelten Verrückten und eine Konfettikanone. Ein paar liebe Worte die wir leider nicht ganz verstanden haben, die Uhren an (Navigation erfolgte ausschließlich nach GPS) und dann ging es an diesem Abend um 10 Uhr los. Die ersten 5 km über die Deichanlagen von Den Helder und dann runter ans Meer.

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Der noch vorhandene leichte Wind von Südwesten drehte im Lauf der Nacht vollständig nach Westen und flaute immer mehr ab. Am Anfang war das Laufen in der Gruppe noch deutlich leichter (Windschattenlaufen!!!), wir suchten aber nach unserem eigenen Tempo und nach dem Stück Strand welches genau die richtige Festigkeit aufwies. Erste Aufgabe: bis km 25 den Strand runter ohne groß Schaden zu nehmen und zu schnell zu sein. Bei km 25 erwartete uns ein Auto mit Wasser hinter den Dünen – zu kalt zum lange verweilen. Also runter an den Strand und weiter gehts.

Es gibt nicht genug Worte für die Zeit die wir dort am Meer verbringen durften. Natürlich ist das Laufen anstrengend und die Suche nach dem festen Stück Sand manchmal etwas lästig. Aber das Gefühl unter einem erst von Wolken umspielten und später dann hell scheinendem fast-Vollmond laufen zu dürfen, dauernd nach oben schauen zu müssen, weil der Anblick so schön ist, dann wieder minutenlang auf die eigenen Füße zu schauen und zu bewundern wie der Mond sich dem dünnen Wasserfilm spiegelt der auf dem Sand liegt, die Spiegelung des Mondes im Meer und die leuchtenden weißen Gichtberge, die Schaumteile die vom Wind mitgezogen werden und über den Sand auf einen zu fliegen und einem das Gefühl geben auf etwas zu laufen das sich bewegt, das Meer der Stirnlampen, die wie eine Perlenschnur bis in die Endlosigkeit verschwinden … Mit der Zeit wurde es so hell, dass die Lampen überflüssig wurden und wir in den Genuss kamen mitten im Januar nachts ohne Lampen am Strand laufen zu dürfen – unbeschreiblich. Dazu noch das Gefühl der Weite und der Zeitlosigkeit. Jedes Licht, jeder Schemen scheint Ewigkeiten nicht näher zu kommen, es gibt absolut kein Maß für Geschwindigkeit auf dieser bei Ebbe endlosen weiten Fläche. Rechts das Meer, links die Dünen. Das Maß für die Zeit war das Sternbild des Orions das zuerst südlich zu sehen war und dann im Westen im Meer versunken ist und der Mond, der einen ähnlichen Weg wählte. Ohne Worte.

Der VP bei km 50 kam wie eine Erlösung. Es ging also doch irgendwie voran. Mittlerweile zwischen so gegen 4 Uhr morgens tat es gut in das schöne Strandhaus gehen zu können und sich auf die bequemen Sitzmöglichkeiten fallen zu lassen. Ein Lagerfeuer, was zu essen, glücklich 50 km-Finisher, glücklich Menschen die die längeren Distanzen aufgegeben hatten und mit der Entscheidung zufrieden waren, Musik, Wärme. Es wäre leicht gewesen liegen zu bleiben. Wenn das Wetter härter gewesen wäre, wenn eine gute Ausrede da gewesen wäre…

Schnell wieder raus ans Meer. In die Weite und Einsamkeit. Ein Schritt nach dem anderen. Nach ca. 60 km im Rennen verlässt der Kurs das Meer. Ab auf den Asphalt. Eigenartiger Wechsel. Aber ein Unterschied und eine Veränderung. Gut für den Kopf. Bis man dann kilometerweit an langen und einsamen Landstraßen entlang läuft und den Klang der Wellen vermisst. Teil dieses dritten 25-km Abschnittes war dann auch der Hafen von IJmuiden. Riesig und beeindrucken. Ein Meer aus orangenem Licht, qualmenden Schloten, und überdimensionierten Schiffbefüllungseinrichtugen. Ein endloses Meer aus Wasserwegen und vor allem: laut. Ein gleichmäßiges Brummen in der Nacht. Das Rauschen der Wellen mit ihrem niemals endenden Konzert hatte einen menschengemachten Mitspieler gefunden. Die Einsamkeit in dieser Industriewüste war erstaunlich. Das Gefühl sehr klein zu sein dort draußen scheint ein Markenzeichen dieses Laufs zu sein. Es ist doch alles nicht so wichtig.

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Und dann endlich das Ziel. Für die 75 km Läufer und für die, die aus welchem Grund auch immer genug hatten von ihrer Reise. Es wurde einem leicht gemacht. Einfach in der 75 km Distanz werten lassen, Medaille um, aufs Sofa legen und Chips essen. Wir hatten vorher kurz drüber gesprochen. Björn ging es wieder besser und mir nicht schlecht genug.  Kurz nach dem Start hatte man uns zudem darüber aufgeklärt, dass die letzte 25 km Runde durch die Dünen wunderschön sei. Und sehr schwer. Das wollten wir uns dann doch noch anschauen. Für 2 km an den Strand und dann nach links rein ins Vergnügen. Wir wurden auf verschiedenste Weise belohnt. Helligkeit, fast knietiefe Wasserflächen auf denen das Eis noch zu sehen war und auch ein paar Trails. Die schmerzenden Füße nach den wiederholten Eisbädern waren schnell vergessen. Es bleibt erstaunlich was dann läuferisch doch noch geht. Es mag eigenartig klingen – es fühlte sich nach einer guten Entscheidung an wieder raus gegangen zu sein und in ein endloses Naturschutzgebiet voller kleiner Sandberge zu laufen… Es war der letzte Abschnitt dieses Rennens und er hatte alles zu bieten. Sogar wunderbare Singletrails.

Für mich kam nach ungefähr 90 km so langsam der Punkt wo ich meinte genug getan zu haben. Der Kopf wollte dann doch mal dafür belohnt werden, dass er noch nicht die Reißleine gezogen hatte. So schön die Dünen auch sind, ich habe mich dann doch gefragt warum diese Hügellandschaft kein Ende hat, warum da immer der nächste kleine Hügel kam und man von oben wieder nur die nächsten 5-6  Hügel sehen konnte auf einem schier endlosen Weg zurück ans Meer. Schließlich wurde das Geräusch der Wellen dann wieder lauter und nach 98 km auf der Uhr standen wir wieder am Strand. Zum ersten Mal im vollen Tageslicht.

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Es war beeindruckend und beängstigend. Wunderschön und trostlos. Uns war beiden klar, dass es genau 3 km am Strand sein würden und das 2 km dahinter das Ziel warten würde. Wir sind losgelaufen und hatten wie ich fand einen einzigen Gedanken: nicht stehen bleiben. Keine Ausrede wie „ich muss essen, pinkeln, mich hin legen“. Durchlaufen. Es war wohl ein wenig die Angst davor stehen zu bleiben und nicht mehr loslaufen zu können. Es waren sehr lange 3 km. Ein letztes mal die Dünen hoch auf den Deich und ab ins Ziel. Diesmal wirklich. Es gutes Gefühl. 103 km auf der Uhr und erschöpft. Dieser DCURbN ist etwas Besonderes. Sehr abhängig von den äußeren Bedingungen und auch bei den besten davon zugleich absolut faszinierend und schwierig. Vor allem für den Kopf. Das Bedauern der anderen Läufer auf die Aussage das man noch weiter müsse, spricht Bände. Viel wurde uns erzählt von den Wetterverhältnissen der letzten Jahre. Ob es dann wirklich möglich gewesen wäre anzukommen – wir werden es vielleicht nie erfahren. Aber man soll nie nie sagen.

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Es ist definitiv eine einmalige Erfahrung, es ist ein wunderschöner Lauf. Sicher einer von denen, wo der Kopf eine unglaublich wichtige Rolle spielt. Eine absolute Empfehlung, aber definitiv nicht zu unterschätzen. Keinem ist auch nur der geringste Vorwurf zu machen, bei km 50 oder 75 einfach sitzen zu bleiben. Das Meer und der Strand sind geduldig und geben einem das Gefühl, dass derartige Dinge nicht so wichtig sind.

Dank je wel an Ferry, Rinus und all die anderen, deren Namen ich mir nicht alle merken konnte. Super freundlicher und guter Support (inkl. Shuttleservice zum Bahnhof). Perfekt! Bemerkenswertes und wunderschönes Rennen. Diese 13 Stunden und die 103 km werden wir sicher nicht so schnell vergessen. Wer weiß, vielleicht sieht man sich mal wieder. Wie steht noch so schön auf der Webseite:

„The Beach at Night stirs the Heart and inspires the Imagination!“

Dem ist nichts hinzuzufügen!

Hin & NEU (10.01.2016)

Nach Hin & NETT konnte es nur eine logische Fortsetzung geben: Hin & NEU! Stefan hatte wie alle Jahre zum Nord Eifel Ultra geladen und alle waren da. Doch der Reihe nach! 0315 aufstehen, 0430 loslaufen in Aachen: 38 km bis Düren Annakirmesplatz. Wie angesagt erwischte uns um 0515 der dicke Regenschauer mit viel Wind und ein paar Blitzen. Mit Regenjacke ging es dann weiter. Es war einer der Tage wo es einfach nicht hell werden will. Da die Strecke hauptsächlich über große Wege führte (bis auf die kurzen Passagen wo der Track in den Wald, in die Dornen oder auf den Singletrail wollte) lief es ganz gut und wir waren im Zeitplan. Irgendwann wurde es doch hell und die Sonne kündigte einen tollen Tag an. Pünktlich um 0845 waren wir auf dem Annakirmesplatz und die Familie stand schon bereit. Über das Laufen und die Strecke wurde hier schon viel geschrieben. Der auf dem Hinweg versprochene Schlamm war überall und die immer mal wieder etwas trailigen 56 km durch die Nordeifel sind wunderschön. Immer wieder gerne, Stefan. Auch die liebevolle Betreuen von Stefan´s Familie und Freunden war wie immer genial. Vielen Dank dafür. Es hat mir das Laufen sehr erleichtert. Das Loslaufen mit 38 km in den Beinen in einer Horde erfahrener Ultras ist immer hart – mit der Zeit werden die Unterschiede dann Gott sei Dank immer etwas kleiner. Ansonsten war es ein wundervoller Tag, viele liebe und schöne Gespräche mit den Mitläufern. Man muss sich einfach wohlfühlen in der Truppe. Pläne wurden geschmiedet, persönliches besprochen, sich näher kennen gelernt – so verfliegt das Laufen selbst mit schweren Beinen. Der Nachhausefahrservice von Ina und Tobias setzte dem ganzen die Krone auf. Vielen Dank für den Service! Das war super!

Insgesamt 96 km. Oder wie Björn sagen würde: „endlich der erste längere Lauf in diesem Jahr“! 🙂 Spaß bei Seite: für die Strecke, die Distanz und den momentanen  Zustand war es sehr gut und lief ohne größere Probleme. So darf es weitergehen. Bereit für das was in 2 Wochen auf uns wartet!